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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.

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von hier, wo der Bach, der durch den Park rinnt,
unter wildem Felsgestrüpp in die Maas fällt, mögen
Sie uns um Tagesgrauen treffen, um Jhre Uniform
wieder zu holen. Sie können nicht fehlen, wenn Sie
von der abgestorbenen Eiche aus, dem Bach folgen.
Adelaide, Sie kennen indessen Jhren Weg."

Er führte das Fräulein auf den Corridor, kehrte
zurück, und schwang sich dann zum Fenster hinaus.
Auf dem äussersten Gesims stehend, rief er mir zu:
"Hüten Sie sich vor jedem Lärm." Er selbst ließ
sich ohne Geräusch in den Kohlgarten hinab, und bald
verschwand er mir zwischen den Hecken aus dem Ge-
sichte. Jch überlegte, was ich zu thun habe. Mich
trieb es zu sehen, was aus der Fliehenden werde. Da
ich von keiner Pflicht gebunden war, entstand schnell
der Entschluß, ohne Zögern selbst das Schloß zu ver-
lassen, und meinem Detachement nachzueilen. Die Däm-
merung warf kaum ihren ersten Bleiglanz auf die nasse
Herbstlandschaft, als ich schon im Mantel, mit Büchse
und Hirschfänger, denselben Ausweg suchte, den der
Capitain gefunden. Wäre ich zum Thore hinausge-
gangen, hätte es Adelaidens Flucht verrathen können,
und es drängte ja ein Gefühl, wenn auch halb unbe-
wußt, bei dem Entschlusse mit; ich durfte bei ihrer
Rettung nicht fehlen.

Der Spur des Capitains folgend, suchte ich aus

von hier, wo der Bach, der durch den Park rinnt,
unter wildem Felsgeſtrüpp in die Maas fällt, mögen
Sie uns um Tagesgrauen treffen, um Jhre Uniform
wieder zu holen. Sie können nicht fehlen, wenn Sie
von der abgeſtorbenen Eiche aus, dem Bach folgen.
Adelaide, Sie kennen indeſſen Jhren Weg.“

Er führte das Fräulein auf den Corridor, kehrte
zurück, und ſchwang ſich dann zum Fenſter hinaus.
Auf dem äuſſerſten Geſims ſtehend, rief er mir zu:
„Hüten Sie ſich vor jedem Lärm.“ Er ſelbſt ließ
ſich ohne Geräuſch in den Kohlgarten hinab, und bald
verſchwand er mir zwiſchen den Hecken aus dem Ge-
ſichte. Jch überlegte, was ich zu thun habe. Mich
trieb es zu ſehen, was aus der Fliehenden werde. Da
ich von keiner Pflicht gebunden war, entſtand ſchnell
der Entſchluß, ohne Zögern ſelbſt das Schloß zu ver-
laſſen, und meinem Detachement nachzueilen. Die Däm-
merung warf kaum ihren erſten Bleiglanz auf die naſſe
Herbſtlandſchaft, als ich ſchon im Mantel, mit Büchſe
und Hirſchfänger, denſelben Ausweg ſuchte, den der
Capitain gefunden. Wäre ich zum Thore hinausge-
gangen, hätte es Adelaidens Flucht verrathen können,
und es drängte ja ein Gefühl, wenn auch halb unbe-
wußt, bei dem Entſchluſſe mit; ich durfte bei ihrer
Rettung nicht fehlen.

Der Spur des Capitains folgend, ſuchte ich aus

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[0092] von hier, wo der Bach, der durch den Park rinnt, unter wildem Felsgeſtrüpp in die Maas fällt, mögen Sie uns um Tagesgrauen treffen, um Jhre Uniform wieder zu holen. Sie können nicht fehlen, wenn Sie von der abgeſtorbenen Eiche aus, dem Bach folgen. Adelaide, Sie kennen indeſſen Jhren Weg.“ Er führte das Fräulein auf den Corridor, kehrte zurück, und ſchwang ſich dann zum Fenſter hinaus. Auf dem äuſſerſten Geſims ſtehend, rief er mir zu: „Hüten Sie ſich vor jedem Lärm.“ Er ſelbſt ließ ſich ohne Geräuſch in den Kohlgarten hinab, und bald verſchwand er mir zwiſchen den Hecken aus dem Ge- ſichte. Jch überlegte, was ich zu thun habe. Mich trieb es zu ſehen, was aus der Fliehenden werde. Da ich von keiner Pflicht gebunden war, entſtand ſchnell der Entſchluß, ohne Zögern ſelbſt das Schloß zu ver- laſſen, und meinem Detachement nachzueilen. Die Däm- merung warf kaum ihren erſten Bleiglanz auf die naſſe Herbſtlandſchaft, als ich ſchon im Mantel, mit Büchſe und Hirſchfänger, denſelben Ausweg ſuchte, den der Capitain gefunden. Wäre ich zum Thore hinausge- gangen, hätte es Adelaidens Flucht verrathen können, und es drängte ja ein Gefühl, wenn auch halb unbe- wußt, bei dem Entſchluſſe mit; ich durfte bei ihrer Rettung nicht fehlen. Der Spur des Capitains folgend, ſuchte ich aus

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/92>, abgerufen am 25.04.2024.