Es muß heraus, ich sehe es, und Du brauchst einen Zuhörer. Frisch losgelegt! Gleichviel, ob die Na¬ turandacht als Predigt oder als Rhapsodie rausbricht. Die Gensd'armen sind noch im weiten Felde. Heraus denn, ein verschluckter Gedanke ist Gift."
Walter van Asten schien wirklich nur der Auf¬ forderung zu bedürfen, den Gedankenstrom, der in ihm arbeitete, auszugießen:
"Weil wir zu viel tranken, und seine üblen Wirkungen empfanden, sollen wir darum den Wein selbst ausgießen! Sollen wir zur Nüchternheit, zur Correctheit zurückkehren? Thut der Gärtner recht, der lauter exotische Gewächse in seinem Garten ziehen wollte, und sie kamen nur zum Theil oder verkrüppelt fort, der darum alle ausreu¬ tet, und meint, der Boden tauge nur zu Kar¬ toffeln! Legen wir doch das Geständniß ab, daß wir im Uebermuth, gelangweilt und aus Verdruß über die ekle Schaalheit der Poesie, wie sie getrieben wird, uns in kecker Laune oft auf den Kopf stellten, und vom Publikum verlangten, es solle es mit uns thun. Wir fanden Anhänger und es ging eine Weile, wie alles Neue. Nun finden sie die Stellung unbequem. Ist das zu verwundern? Sollen wir aber alles darum als Visionen fahren lassen, was wir in der Begeisterung, in dem seeligen Rausche sahen. Hörten wir die Wälder, die Bäche nicht anders rauschen als der Prediger in Werneuchen, blieben uns nicht andere Anschauungen in Natur und Kunst zurück, nicht die
Es muß heraus, ich ſehe es, und Du brauchſt einen Zuhörer. Friſch losgelegt! Gleichviel, ob die Na¬ turandacht als Predigt oder als Rhapſodie rausbricht. Die Gensd'armen ſind noch im weiten Felde. Heraus denn, ein verſchluckter Gedanke iſt Gift.“
Walter van Aſten ſchien wirklich nur der Auf¬ forderung zu bedürfen, den Gedankenſtrom, der in ihm arbeitete, auszugießen:
„Weil wir zu viel tranken, und ſeine üblen Wirkungen empfanden, ſollen wir darum den Wein ſelbſt ausgießen! Sollen wir zur Nüchternheit, zur Correctheit zurückkehren? Thut der Gärtner recht, der lauter exotiſche Gewächſe in ſeinem Garten ziehen wollte, und ſie kamen nur zum Theil oder verkrüppelt fort, der darum alle ausreu¬ tet, und meint, der Boden tauge nur zu Kar¬ toffeln! Legen wir doch das Geſtändniß ab, daß wir im Uebermuth, gelangweilt und aus Verdruß über die ekle Schaalheit der Poeſie, wie ſie getrieben wird, uns in kecker Laune oft auf den Kopf ſtellten, und vom Publikum verlangten, es ſolle es mit uns thun. Wir fanden Anhänger und es ging eine Weile, wie alles Neue. Nun finden ſie die Stellung unbequem. Iſt das zu verwundern? Sollen wir aber alles darum als Viſionen fahren laſſen, was wir in der Begeiſterung, in dem ſeeligen Rauſche ſahen. Hörten wir die Wälder, die Bäche nicht anders rauſchen als der Prediger in Werneuchen, blieben uns nicht andere Anſchauungen in Natur und Kunſt zurück, nicht die
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Es muß heraus, ich ſehe es, und Du brauchſt einen
Zuhörer. Friſch losgelegt! Gleichviel, ob die Na¬
turandacht als Predigt oder als Rhapſodie rausbricht.
Die Gensd'armen ſind noch im weiten Felde. Heraus
denn, ein verſchluckter Gedanke iſt Gift.“
Walter van Aſten ſchien wirklich nur der Auf¬
forderung zu bedürfen, den Gedankenſtrom, der in
ihm arbeitete, auszugießen:
„Weil wir zu viel tranken, und ſeine üblen
Wirkungen empfanden, ſollen wir darum den Wein
ſelbſt ausgießen! Sollen wir zur Nüchternheit, zur
Correctheit zurückkehren? Thut der Gärtner recht,
der lauter exotiſche Gewächſe in ſeinem Garten
ziehen wollte, und ſie kamen nur zum Theil
oder verkrüppelt fort, der darum alle ausreu¬
tet, und meint, der Boden tauge nur zu Kar¬
toffeln! Legen wir doch das Geſtändniß ab, daß wir
im Uebermuth, gelangweilt und aus Verdruß über
die ekle Schaalheit der Poeſie, wie ſie getrieben wird,
uns in kecker Laune oft auf den Kopf ſtellten, und
vom Publikum verlangten, es ſolle es mit uns thun.
Wir fanden Anhänger und es ging eine Weile, wie
alles Neue. Nun finden ſie die Stellung unbequem.
Iſt das zu verwundern? Sollen wir aber alles darum
als Viſionen fahren laſſen, was wir in der Begeiſterung,
in dem ſeeligen Rauſche ſahen. Hörten wir die
Wälder, die Bäche nicht anders rauſchen als der
Prediger in Werneuchen, blieben uns nicht andere
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/185>, abgerufen am 21.11.2024.
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