Schauer der Ahnung, das Wesen der Wunder, welche die Welt erfüllen. Wir kommen nicht fort ohne den Glauben daran, auch wenn wir uns mathematisch beweisen, daß es keine Hexenmeister giebt und keine Gespenster um die Grüfte schweben. Haben wir nicht Geister citirt, von denen unsere Väter nichts wußten! Wie anders, lebensfrisch schau'n uns schon jetzt die Alten an, als die Philologen mit den Perücken sie sahen! Lebt nicht der brittische Riese unter uns, ein geharrnischter Geist, der unsere Theatermisere zertritt! Citirten wir nicht Dante, nicht Calderon aus seinem vergessenen Grabe? Diese können sie nie wieder todt machen, sie werden leben, und noch vieles mit ihnen, und wir mit Stolz sagen, wir wurden ihre zweiten Väter!"
"Das ist alles recht schön, entgegnete Louis. Wenn die Geister nur Mark und Bein bekämen, wenn sie unseren Geheimeräthen und Ministern einen Rippenstoß geben könnten, und einen Feuerhauch durch die Seelen unserer Philister jagen. Da's aber nicht ist, bin ich doch der Meinung Deines Gärtners, daß unser Boden nur zu Kartoffeln taugt. Sind sie nicht ein herrliches vaterländisches Gewächs, und Vetter Michel ein dito Mensch? Er grämt sich nicht, er schämt sich nicht, erträgt Fußtritte und Prügel wie der Esel, wenn er nur Kartoffeln hat; und item:
Sag' mir nichts von gutem Boden,
Nichts von Magdeburger Land,
Selig ruhen uns're Todten
In dem leichten kühlen Sand."
Schauer der Ahnung, das Weſen der Wunder, welche die Welt erfüllen. Wir kommen nicht fort ohne den Glauben daran, auch wenn wir uns mathematiſch beweiſen, daß es keine Hexenmeiſter giebt und keine Geſpenſter um die Grüfte ſchweben. Haben wir nicht Geiſter citirt, von denen unſere Väter nichts wußten! Wie anders, lebensfriſch ſchau'n uns ſchon jetzt die Alten an, als die Philologen mit den Perücken ſie ſahen! Lebt nicht der brittiſche Rieſe unter uns, ein geharrniſchter Geiſt, der unſere Theatermiſére zertritt! Citirten wir nicht Dante, nicht Calderon aus ſeinem vergeſſenen Grabe? Dieſe können ſie nie wieder todt machen, ſie werden leben, und noch vieles mit ihnen, und wir mit Stolz ſagen, wir wurden ihre zweiten Väter!“
„Das iſt alles recht ſchön, entgegnete Louis. Wenn die Geiſter nur Mark und Bein bekämen, wenn ſie unſeren Geheimeräthen und Miniſtern einen Rippenſtoß geben könnten, und einen Feuerhauch durch die Seelen unſerer Philiſter jagen. Da's aber nicht iſt, bin ich doch der Meinung Deines Gärtners, daß unſer Boden nur zu Kartoffeln taugt. Sind ſie nicht ein herrliches vaterländiſches Gewächs, und Vetter Michel ein dito Menſch? Er grämt ſich nicht, er ſchämt ſich nicht, erträgt Fußtritte und Prügel wie der Eſel, wenn er nur Kartoffeln hat; und item:
Sag' mir nichts von gutem Boden,
Nichts von Magdeburger Land,
Selig ruhen unſ're Todten
In dem leichten kühlen Sand.“
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Schauer der Ahnung, das Weſen der Wunder, welche
die Welt erfüllen. Wir kommen nicht fort ohne den
Glauben daran, auch wenn wir uns mathematiſch
beweiſen, daß es keine Hexenmeiſter giebt und keine
Geſpenſter um die Grüfte ſchweben. Haben wir nicht
Geiſter citirt, von denen unſere Väter nichts wußten!
Wie anders, lebensfriſch ſchau'n uns ſchon jetzt die
Alten an, als die Philologen mit den Perücken ſie
ſahen! Lebt nicht der brittiſche Rieſe unter uns, ein
geharrniſchter Geiſt, der unſere Theatermiſére zertritt!
Citirten wir nicht Dante, nicht Calderon aus ſeinem
vergeſſenen Grabe? Dieſe können ſie nie wieder todt
machen, ſie werden leben, und noch vieles mit ihnen,
und wir mit Stolz ſagen, wir wurden ihre zweiten Väter!“
„Das iſt alles recht ſchön, entgegnete Louis.
Wenn die Geiſter nur Mark und Bein bekämen, wenn
ſie unſeren Geheimeräthen und Miniſtern einen
Rippenſtoß geben könnten, und einen Feuerhauch
durch die Seelen unſerer Philiſter jagen. Da's aber
nicht iſt, bin ich doch der Meinung Deines Gärtners,
daß unſer Boden nur zu Kartoffeln taugt. Sind
ſie nicht ein herrliches vaterländiſches Gewächs, und
Vetter Michel ein dito Menſch? Er grämt ſich nicht,
er ſchämt ſich nicht, erträgt Fußtritte und Prügel wie
der Eſel, wenn er nur Kartoffeln hat; und item:
Sag' mir nichts von gutem Boden,
Nichts von Magdeburger Land,
Selig ruhen unſ're Todten
In dem leichten kühlen Sand.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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