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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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nicht. Der Kriegsrath wollte sich im Bureau danach
erkundigen.

Der Kriegsrath kam heute spät nach Hause.
Seine Nachforschungen nach der Obristin waren nicht
glücklich gewesen. Man glaubt wohl den Namen
gehört zu haben, wußte aber nichts Gewisses. Uebri¬
gens hatte das nichts Auffallendes, denn es hielten
sich jetzt viele vornehme Familien aus der Fremde in
Berlin auf. Da wäre eine russische Fürstin hier,
und Damen und Herren vom höchsten Stande aus
Frankreich und England, von denen man wohl wisse,
daß sie andere Namen führten, als ihnen zukämen,
aber die Polizei kümmere sich nicht um ihr Incognito,
oder drücke ein Auge zu, weil sie mit dem Hofe und
den Ministern ins Geheim verkehrten, damit andre
Mächte nicht aufmerksam würden, und plötzlich würde
aus einem oder dem andern, der in einer Winkel¬
gasse wohnt, der außerordentliche Ambassadeur eines
hohen Potentaten. Denn ganz Europa blicke jetzt
erwartungsvoll auf Preußen, "und wie es sich jetzt
entscheidet, das giebt den Ausschlag."

Die Kriegsräthin hatte mit sichtlicher Ungeduld,
ihm auch etwas mitzutheilen, zugehört, aber die
Nachricht schien sie einzuschüchtern: "Ach Gott, das
wäre ja viel zu vornehm für uns!"

"Die Allervornehmsten sind oft die Allerleut¬
seligsten."

"Ja, und das war sie, brach es heraus, ihr
Gesicht strahlte von Freude. Männchen, wir sind

nicht. Der Kriegsrath wollte ſich im Bureau danach
erkundigen.

Der Kriegsrath kam heute ſpät nach Hauſe.
Seine Nachforſchungen nach der Obriſtin waren nicht
glücklich geweſen. Man glaubt wohl den Namen
gehört zu haben, wußte aber nichts Gewiſſes. Uebri¬
gens hatte das nichts Auffallendes, denn es hielten
ſich jetzt viele vornehme Familien aus der Fremde in
Berlin auf. Da wäre eine ruſſiſche Fürſtin hier,
und Damen und Herren vom höchſten Stande aus
Frankreich und England, von denen man wohl wiſſe,
daß ſie andere Namen führten, als ihnen zukämen,
aber die Polizei kümmere ſich nicht um ihr Incognito,
oder drücke ein Auge zu, weil ſie mit dem Hofe und
den Miniſtern ins Geheim verkehrten, damit andre
Mächte nicht aufmerkſam würden, und plötzlich würde
aus einem oder dem andern, der in einer Winkel¬
gaſſe wohnt, der außerordentliche Ambaſſadeur eines
hohen Potentaten. Denn ganz Europa blicke jetzt
erwartungsvoll auf Preußen, „und wie es ſich jetzt
entſcheidet, das giebt den Ausſchlag.“

Die Kriegsräthin hatte mit ſichtlicher Ungeduld,
ihm auch etwas mitzutheilen, zugehört, aber die
Nachricht ſchien ſie einzuſchüchtern: „Ach Gott, das
wäre ja viel zu vornehm für uns!“

„Die Allervornehmſten ſind oft die Allerleut¬
ſeligſten.“

„Ja, und das war ſie, brach es heraus, ihr
Geſicht ſtrahlte von Freude. Männchen, wir ſind

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[203/0217] nicht. Der Kriegsrath wollte ſich im Bureau danach erkundigen. Der Kriegsrath kam heute ſpät nach Hauſe. Seine Nachforſchungen nach der Obriſtin waren nicht glücklich geweſen. Man glaubt wohl den Namen gehört zu haben, wußte aber nichts Gewiſſes. Uebri¬ gens hatte das nichts Auffallendes, denn es hielten ſich jetzt viele vornehme Familien aus der Fremde in Berlin auf. Da wäre eine ruſſiſche Fürſtin hier, und Damen und Herren vom höchſten Stande aus Frankreich und England, von denen man wohl wiſſe, daß ſie andere Namen führten, als ihnen zukämen, aber die Polizei kümmere ſich nicht um ihr Incognito, oder drücke ein Auge zu, weil ſie mit dem Hofe und den Miniſtern ins Geheim verkehrten, damit andre Mächte nicht aufmerkſam würden, und plötzlich würde aus einem oder dem andern, der in einer Winkel¬ gaſſe wohnt, der außerordentliche Ambaſſadeur eines hohen Potentaten. Denn ganz Europa blicke jetzt erwartungsvoll auf Preußen, „und wie es ſich jetzt entſcheidet, das giebt den Ausſchlag.“ Die Kriegsräthin hatte mit ſichtlicher Ungeduld, ihm auch etwas mitzutheilen, zugehört, aber die Nachricht ſchien ſie einzuſchüchtern: „Ach Gott, das wäre ja viel zu vornehm für uns!“ „Die Allervornehmſten ſind oft die Allerleut¬ ſeligſten.“ „Ja, und das war ſie, brach es heraus, ihr Geſicht ſtrahlte von Freude. Männchen, wir ſind

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/217>, abgerufen am 23.11.2024.