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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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umher gegangen, die Hände auf dem Rücken. Die
Berg hatte ein Selbstgespräch belauscht: "Man will
mir auch meine Minister machen!" Leider hatte sie
nicht mehr Gelegenheit die Königin davon zu aver¬
tiren. Heute morgen muß ihm ein Blatt in die
Hände fallen, worin die Kindesmörderin eine irrende
Schwester genannt wird, ein Opfer der gesellschaft¬
lichen Verhältnisse. Es war etwas mit Emphase ihre
Geschichte erzählt. Resultat: Sie waren aigrirt, sehr
aigrirt. Ob die gelehrten Herren auch die expressen
Worte Gottes fortcorrigiren wollten: Wer Menschen¬
blut vergießt, dessen Blut soll wieder vergossen werden?
Man antwortete, der Verfasser sei kein Gelehrter,
sondern eines von den jungen Genies. -- "Die eine
verkehrte Welt machen wollen! brach es nun her¬
aus. Will aber keine verkehrte Welt aus meinem
Reiche machen; soll Alles in der Ordnung bleiben.
Leute waren doch sonst mit zufrieden. Sollen zu¬
frieden bleiben. Schöne Wirthschaft würden die Herren
Genies anfangen, alles auf den Kopf stellen, Kinder¬
mörderinnen am Ende noch belohnen!" Während sie
sich nun noch so expectorirten, kommt Beyme zum Vor¬
trag, der wirklich nichts davon wußte, und indem er
die Gründe für Stein's Anstellung resumirt, entfährt
ihm unglücklicherweise der Ausdruck: vor seinem Genie
würden auch die und die Vorurtheile sich beugen. Da
war's um ihn geschehen! Der König sagte, er brauche
keine Genies, er wolle keine Genies und -- das
Uebrige können Sie sich selbst erzählen."

umher gegangen, die Hände auf dem Rücken. Die
Berg hatte ein Selbſtgeſpräch belauſcht: „Man will
mir auch meine Miniſter machen!“ Leider hatte ſie
nicht mehr Gelegenheit die Königin davon zu aver¬
tiren. Heute morgen muß ihm ein Blatt in die
Hände fallen, worin die Kindesmörderin eine irrende
Schweſter genannt wird, ein Opfer der geſellſchaft¬
lichen Verhältniſſe. Es war etwas mit Emphaſe ihre
Geſchichte erzählt. Reſultat: Sie waren aigrirt, ſehr
aigrirt. Ob die gelehrten Herren auch die expreſſen
Worte Gottes fortcorrigiren wollten: Wer Menſchen¬
blut vergießt, deſſen Blut ſoll wieder vergoſſen werden?
Man antwortete, der Verfaſſer ſei kein Gelehrter,
ſondern eines von den jungen Genies. — „Die eine
verkehrte Welt machen wollen! brach es nun her¬
aus. Will aber keine verkehrte Welt aus meinem
Reiche machen; ſoll Alles in der Ordnung bleiben.
Leute waren doch ſonſt mit zufrieden. Sollen zu¬
frieden bleiben. Schöne Wirthſchaft würden die Herren
Genies anfangen, alles auf den Kopf ſtellen, Kinder¬
mörderinnen am Ende noch belohnen!“ Während ſie
ſich nun noch ſo expectorirten, kommt Beyme zum Vor¬
trag, der wirklich nichts davon wußte, und indem er
die Gründe für Stein's Anſtellung reſumirt, entfährt
ihm unglücklicherweiſe der Ausdruck: vor ſeinem Genie
würden auch die und die Vorurtheile ſich beugen. Da
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keine Genies, er wolle keine Genies und — das
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[255/0269] umher gegangen, die Hände auf dem Rücken. Die Berg hatte ein Selbſtgeſpräch belauſcht: „Man will mir auch meine Miniſter machen!“ Leider hatte ſie nicht mehr Gelegenheit die Königin davon zu aver¬ tiren. Heute morgen muß ihm ein Blatt in die Hände fallen, worin die Kindesmörderin eine irrende Schweſter genannt wird, ein Opfer der geſellſchaft¬ lichen Verhältniſſe. Es war etwas mit Emphaſe ihre Geſchichte erzählt. Reſultat: Sie waren aigrirt, ſehr aigrirt. Ob die gelehrten Herren auch die expreſſen Worte Gottes fortcorrigiren wollten: Wer Menſchen¬ blut vergießt, deſſen Blut ſoll wieder vergoſſen werden? Man antwortete, der Verfaſſer ſei kein Gelehrter, ſondern eines von den jungen Genies. — „Die eine verkehrte Welt machen wollen! brach es nun her¬ aus. Will aber keine verkehrte Welt aus meinem Reiche machen; ſoll Alles in der Ordnung bleiben. Leute waren doch ſonſt mit zufrieden. Sollen zu¬ frieden bleiben. Schöne Wirthſchaft würden die Herren Genies anfangen, alles auf den Kopf ſtellen, Kinder¬ mörderinnen am Ende noch belohnen!“ Während ſie ſich nun noch ſo expectorirten, kommt Beyme zum Vor¬ trag, der wirklich nichts davon wußte, und indem er die Gründe für Stein's Anſtellung reſumirt, entfährt ihm unglücklicherweiſe der Ausdruck: vor ſeinem Genie würden auch die und die Vorurtheile ſich beugen. Da war's um ihn geſchehen! Der König ſagte, er brauche keine Genies, er wolle keine Genies und — das Uebrige können Sie ſich ſelbſt erzählen.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/269>, abgerufen am 24.11.2024.