Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.ihm überhaupt ein Besuch gelegen kommt, da er selbst "Ich weiß es, entgegnete der Fremde, und wenn "Seltsam! sprach die Geheimeräthin für sich, als An der Hofthür stürzte ein heftiger Platzregen "Kennt Er den Herrn?" fragte sie beim Ein¬ "Ich habe ihn nie gesehen." Seltsam! wiederholte die Geheimeräthin nach¬ ihm überhaupt ein Beſuch gelegen kommt, da er ſelbſt „Ich weiß es, entgegnete der Fremde, und wenn „Seltſam! ſprach die Geheimeräthin für ſich, als An der Hofthür ſtürzte ein heftiger Platzregen „Kennt Er den Herrn?“ fragte ſie beim Ein¬ „Ich habe ihn nie geſehen.“ Seltſam! wiederholte die Geheimeräthin nach¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="32"/> ihm überhaupt ein Beſuch gelegen kommt, da er ſelbſt<lb/> im Begriff iſt einen zu machen.“</p><lb/> <p>„Ich weiß es, entgegnete der Fremde, und wenn<lb/> auch nicht mein Beſuch, wird ihm doch mein Rath<lb/> nicht ungelegen kommen. Ich habe die Ehre, mich<lb/> der Frau Geheimeräthin gehorſamſt zu empfehlen!“</p><lb/> <p>„Seltſam! ſprach die Geheimeräthin für ſich, als<lb/> der Fremde mit ſichern, leichten Schritten die Treppe<lb/> hinaufgeſtiegen war. Er kennt mich. Wer iſt er?<lb/> Er kommt gewiß in der Angelegenheit — was kann<lb/> er aber für Rath bringen!“</p><lb/> <p>An der Hofthür ſtürzte ein heftiger Platzregen<lb/> ihr entgegen. Ihre Kutſche hielt auf der Straße vor<lb/> der Hausthür. Sie überlegte, ob ſie einen Verſuch<lb/> machen ſollte, durch die wahrſcheinlich ſchon ver¬<lb/> ſchloſſenen Bureaus ſich einen trockneren Weg nach<lb/> dem großen Hausflur zu ſuchen, als ihr Bediente<lb/> mit einem Regenſchirm ihr entgegen trat. Auf ihr<lb/> Befremden darüber, da ſie beim Ausfahren keinen<lb/> mitgenommen, antwortete der Diener, der fremde Herr,<lb/> welcher eben durchgegangen, habe ihm den ſeinen<lb/> zurückgelaſſen, mit der Bemerkung, ihn für die Frau<lb/> Geheimeräthin zu benutzen, damit ſie über den Hof<lb/> in ihren Wagen könne.</p><lb/> <p>„Kennt Er den Herrn?“ fragte ſie beim Ein¬<lb/> ſteigen.</p><lb/> <p>„Ich habe ihn nie geſehen.“</p><lb/> <p>Seltſam! wiederholte die Geheimeräthin nach¬<lb/> denkend. Nicht alle Gedanken drücken ſich auf dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0046]
ihm überhaupt ein Beſuch gelegen kommt, da er ſelbſt
im Begriff iſt einen zu machen.“
„Ich weiß es, entgegnete der Fremde, und wenn
auch nicht mein Beſuch, wird ihm doch mein Rath
nicht ungelegen kommen. Ich habe die Ehre, mich
der Frau Geheimeräthin gehorſamſt zu empfehlen!“
„Seltſam! ſprach die Geheimeräthin für ſich, als
der Fremde mit ſichern, leichten Schritten die Treppe
hinaufgeſtiegen war. Er kennt mich. Wer iſt er?
Er kommt gewiß in der Angelegenheit — was kann
er aber für Rath bringen!“
An der Hofthür ſtürzte ein heftiger Platzregen
ihr entgegen. Ihre Kutſche hielt auf der Straße vor
der Hausthür. Sie überlegte, ob ſie einen Verſuch
machen ſollte, durch die wahrſcheinlich ſchon ver¬
ſchloſſenen Bureaus ſich einen trockneren Weg nach
dem großen Hausflur zu ſuchen, als ihr Bediente
mit einem Regenſchirm ihr entgegen trat. Auf ihr
Befremden darüber, da ſie beim Ausfahren keinen
mitgenommen, antwortete der Diener, der fremde Herr,
welcher eben durchgegangen, habe ihm den ſeinen
zurückgelaſſen, mit der Bemerkung, ihn für die Frau
Geheimeräthin zu benutzen, damit ſie über den Hof
in ihren Wagen könne.
„Kennt Er den Herrn?“ fragte ſie beim Ein¬
ſteigen.
„Ich habe ihn nie geſehen.“
Seltſam! wiederholte die Geheimeräthin nach¬
denkend. Nicht alle Gedanken drücken ſich auf dem
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