Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.an den Hof geladen -- also Jean Paul frei ist, schickte "Das junge Mädchen --" "Mit dem Bedienten." "Aber -- er logirt -- was man gewöhnlich eine "Ich weiß es, unten ist eine Bierstube, auf dem Hofe "Und in der frühen Stunde. In Pantoffeln "Empfängt er Fürstinnen, denen die Stunde Als er die Thüre öffnen wollte, trat Adelheid ein. "Kommt er?" rief die Geheimräthin. "Er kommt." Sie flog der Geheimräthin an "Ich wußte es, einem so schönen Mädchen konnte "Ach hätten Sie ihn gesehen, wie ich ihn sah, an den Hof geladen — alſo Jean Paul frei iſt, ſchickte „Das junge Mädchen —“ „Mit dem Bedienten.“ „Aber — er logirt — was man gewöhnlich eine „Ich weiß es, unten iſt eine Bierſtube, auf dem Hofe „Und in der frühen Stunde. In Pantoffeln „Empfängt er Fürſtinnen, denen die Stunde Als er die Thüre öffnen wollte, trat Adelheid ein. „Kommt er?“ rief die Geheimräthin. „Er kommt.“ Sie flog der Geheimräthin an „Ich wußte es, einem ſo ſchönen Mädchen konnte „Ach hätten Sie ihn geſehen, wie ich ihn ſah, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="38"/> an den Hof geladen — alſo Jean Paul frei iſt, ſchickte<lb/> ich Adelheid zu ihm, ihn zu invitiren.“</p><lb/> <p>„Das junge Mädchen —“</p><lb/> <p>„Mit dem Bedienten.“</p><lb/> <p>„Aber — er logirt — was man gewöhnlich eine<lb/> Kneipe nennt.“</p><lb/> <p>„Ich weiß es, unten iſt eine Bierſtube, auf dem Hofe<lb/> eine Hufſchmiede. Iſt er darum weniger der Dichter?“</p><lb/> <p>„Und in der frühen Stunde. In Pantoffeln<lb/> und Schlafrock, die Pfeife im Munde —“</p><lb/> <p>„Empfängt er Fürſtinnen, denen die Stunde<lb/> und das Coſtüm nicht unanſtändig erſcheint, wenn<lb/> es gilt, dem Genius die Huldigungen darzubringen,<lb/> würdig des Mannes, welcher ſo die wahre Frauen¬<lb/> würde erkannt hat. Adelheid wird davon nicht ſter¬<lb/> ben, beruhigen Sie ſich, wenn ſie ſich einmal ſelbſt<lb/> überwindet. Wir müſſen uns alle überwinden, das —<lb/> iſt die Aufgabe unſeres Lebens. Morgen aber kommen<lb/> Sie etwas ſpäter zur Lection, Herr van Aſten. Wir<lb/> müſſen ausſchlafen.“</p><lb/> <p>Als er die Thüre öffnen wollte, trat Adelheid ein.</p><lb/> <p>„Kommt er?“ rief die Geheimräthin.</p><lb/> <p>„Er kommt.“ Sie flog der Geheimräthin an<lb/> den Hals, die ihre Locken ſtreichelte und ihre Stirn küßte.</p><lb/> <p>„Ich wußte es, einem ſo ſchönen Mädchen konnte<lb/> er nichts abſchlagen.“</p><lb/> <p>„Ach hätten Sie ihn geſehen, wie ich ihn ſah,<lb/> liebe — Mutter — das Wort kam etwas zögernd über<lb/> die Lippen. Mit welchem Herzklopfen ich die kleine,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0048]
an den Hof geladen — alſo Jean Paul frei iſt, ſchickte
ich Adelheid zu ihm, ihn zu invitiren.“
„Das junge Mädchen —“
„Mit dem Bedienten.“
„Aber — er logirt — was man gewöhnlich eine
Kneipe nennt.“
„Ich weiß es, unten iſt eine Bierſtube, auf dem Hofe
eine Hufſchmiede. Iſt er darum weniger der Dichter?“
„Und in der frühen Stunde. In Pantoffeln
und Schlafrock, die Pfeife im Munde —“
„Empfängt er Fürſtinnen, denen die Stunde
und das Coſtüm nicht unanſtändig erſcheint, wenn
es gilt, dem Genius die Huldigungen darzubringen,
würdig des Mannes, welcher ſo die wahre Frauen¬
würde erkannt hat. Adelheid wird davon nicht ſter¬
ben, beruhigen Sie ſich, wenn ſie ſich einmal ſelbſt
überwindet. Wir müſſen uns alle überwinden, das —
iſt die Aufgabe unſeres Lebens. Morgen aber kommen
Sie etwas ſpäter zur Lection, Herr van Aſten. Wir
müſſen ausſchlafen.“
Als er die Thüre öffnen wollte, trat Adelheid ein.
„Kommt er?“ rief die Geheimräthin.
„Er kommt.“ Sie flog der Geheimräthin an
den Hals, die ihre Locken ſtreichelte und ihre Stirn küßte.
„Ich wußte es, einem ſo ſchönen Mädchen konnte
er nichts abſchlagen.“
„Ach hätten Sie ihn geſehen, wie ich ihn ſah,
liebe — Mutter — das Wort kam etwas zögernd über
die Lippen. Mit welchem Herzklopfen ich die kleine,
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