nun denken Sie, alle diese Namen vor einer Armee, deren Officiere zur Hälfte noch unter Friedrich sieg¬ ten, vor graubärtigen Soldaten, die noch sein Auge anfunkelte. Und die Generale, die zum Felddienst zu alt, pflanzen ihre Fahnen auf die Mauern un¬ serer stolzen Festungen. Denken Sie sich dies Cor¬ pus von altem Ruhm, unvergleichlicher Taktik, von preußischem Muthe beseelt, von Wuth entflammt, zehnjährige Unbilden zu rächen, und gegenüber -- die zusammengestoppelten, gepreßten Schaaren der windigen Franzosen, die nur siegten, weil sie schneller sich bewegen konnten, -- dies räumen wir ihnen ein, -- denken Sie ihn anpreschen mit solchen Schwär¬ men gegen ein Quarre, ein Quarre aus der ganzen Preußischen Armee, und fragen Sie sich dann, wie viel Napoleon Bonaparte's Name wiegen, wie viel Ueberzahl er haben muß, welche taktische Künste aus¬ reichen, damit er diese Eisenmauer durchbricht. Er wird sie nicht durchbrechen, und wir, wir wollen sehen, wie Friedrichs Geist von Leuthen auf uns herabblickt!"
Es war etwas hinreißendes in dem Feuer, dem der alte Kriegsmann sich überlassen. Man wußte, als Cornet hatte er unter Friedrich seine Sporen er¬ worben, der große König selbst hatte den Jüngling mit seiner Gnade beglückt. Es war Wahrheit in der Rede, wenn auch nur die des Glaubens.
Man schwieg. Der General that einige Schritte auf und ab. Dann zog er die Befreundeten zu sich
nun denken Sie, alle dieſe Namen vor einer Armee, deren Officiere zur Hälfte noch unter Friedrich ſieg¬ ten, vor graubärtigen Soldaten, die noch ſein Auge anfunkelte. Und die Generale, die zum Felddienſt zu alt, pflanzen ihre Fahnen auf die Mauern un¬ ſerer ſtolzen Feſtungen. Denken Sie ſich dies Cor¬ pus von altem Ruhm, unvergleichlicher Taktik, von preußiſchem Muthe beſeelt, von Wuth entflammt, zehnjährige Unbilden zu rächen, und gegenüber — die zuſammengeſtoppelten, gepreßten Schaaren der windigen Franzoſen, die nur ſiegten, weil ſie ſchneller ſich bewegen konnten, — dies räumen wir ihnen ein, — denken Sie ihn anpreſchen mit ſolchen Schwär¬ men gegen ein Quarré, ein Quarré aus der ganzen Preußiſchen Armee, und fragen Sie ſich dann, wie viel Napoleon Bonaparte's Name wiegen, wie viel Ueberzahl er haben muß, welche taktiſche Künſte aus¬ reichen, damit er dieſe Eiſenmauer durchbricht. Er wird ſie nicht durchbrechen, und wir, wir wollen ſehen, wie Friedrichs Geiſt von Leuthen auf uns herabblickt!“
Es war etwas hinreißendes in dem Feuer, dem der alte Kriegsmann ſich überlaſſen. Man wußte, als Cornet hatte er unter Friedrich ſeine Sporen er¬ worben, der große König ſelbſt hatte den Jüngling mit ſeiner Gnade beglückt. Es war Wahrheit in der Rede, wenn auch nur die des Glaubens.
Man ſchwieg. Der General that einige Schritte auf und ab. Dann zog er die Befreundeten zu ſich
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nun denken Sie, alle dieſe Namen vor einer Armee,
deren Officiere zur Hälfte noch unter Friedrich ſieg¬
ten, vor graubärtigen Soldaten, die noch ſein Auge
anfunkelte. Und die Generale, die zum Felddienſt zu
alt, pflanzen ihre Fahnen auf die Mauern un¬
ſerer ſtolzen Feſtungen. Denken Sie ſich dies Cor¬
pus von altem Ruhm, unvergleichlicher Taktik, von
preußiſchem Muthe beſeelt, von Wuth entflammt,
zehnjährige Unbilden zu rächen, und gegenüber —
die zuſammengeſtoppelten, gepreßten Schaaren der
windigen Franzoſen, die nur ſiegten, weil ſie ſchneller
ſich bewegen konnten, — dies räumen wir ihnen ein,
— denken Sie ihn anpreſchen mit ſolchen Schwär¬
men gegen ein Quarré, ein Quarré aus der ganzen
Preußiſchen Armee, und fragen Sie ſich dann, wie
viel Napoleon Bonaparte's Name wiegen, wie viel
Ueberzahl er haben muß, welche taktiſche Künſte aus¬
reichen, damit er dieſe Eiſenmauer durchbricht. Er
wird ſie nicht durchbrechen, und wir, wir wollen
ſehen, wie Friedrichs Geiſt von Leuthen auf uns
herabblickt!“
Es war etwas hinreißendes in dem Feuer, dem
der alte Kriegsmann ſich überlaſſen. Man wußte,
als Cornet hatte er unter Friedrich ſeine Sporen er¬
worben, der große König ſelbſt hatte den Jüngling
mit ſeiner Gnade beglückt. Es war Wahrheit in
der Rede, wenn auch nur die des Glaubens.
Man ſchwieg. Der General that einige Schritte
auf und ab. Dann zog er die Befreundeten zu ſich
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/95>, abgerufen am 23.11.2024.
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