Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.über die, welche im Könige ihren natürlichen Anwalt "Haben Sie, mein junger Herr, den König da "Nein, entgegnete mit etwas verlegener Stimme "Ich habe ihn gesehn," fiel der alte Officier ein "Wenn die Menschen durchaus in Stände ge¬ "Verlangen Sie, daß ein Friedrich sich seine "Aber nachdem er den Kaffee getrunken! Er über die, welche im Könige ihren natürlichen Anwalt „Haben Sie, mein junger Herr, den König da „Nein, entgegnete mit etwas verlegener Stimme „Ich habe ihn geſehn,“ fiel der alte Officier ein „Wenn die Menſchen durchaus in Stände ge¬ „Verlangen Sie, daß ein Friedrich ſich ſeine „Aber nachdem er den Kaffee getrunken! Er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="126"/> über die, welche im Könige ihren natürlichen Anwalt<lb/> haben ſollten.“</p><lb/> <p>„Haben Sie, mein junger Herr, den König da<lb/> im Saale ſitzen geſehen?“</p><lb/> <p>„Nein, entgegnete mit etwas verlegener Stimme<lb/> Walter. Ich war zu jung, und als ich ihn einmal<lb/> ſah —“</p><lb/> <p>„Ich habe ihn geſehn,“ fiel der alte Officier ein<lb/> und ſchwieg einen Augenblick; dann fixirte er den<lb/> andern. Sie ſind kein Junker? Wahrſcheinlich ein<lb/> Gelehrter?“</p><lb/> <p>„Wenn die Menſchen durchaus in Stände ge¬<lb/> theilt werden müſſen, würde man mich dazu rechnen.“</p><lb/> <p>„Verlangen Sie, daß ein Friedrich ſich ſeine<lb/> Tiſchgeſellſchaft aus denen holen ſollte, die zum Woll¬<lb/> markt kommen? Lieber Gott, mich dünkt, er hatte<lb/> genug gethan, wenn er ihnen alle Stellen ließ in<lb/> der Armee, und im Civil ja auch. Nun, an ſeinem<lb/> Tiſch laſſen Sie ihm doch ſeine Franzoſen und Eng¬<lb/> länder und Italiener. Die witzigen Seifenblaſen<lb/> beim Champagnerglaſe wurden ja ſchon runter ge¬<lb/> ſpült bei der Taſſe ſchwarzen Kaffee.“</p><lb/> <p>„Aber nachdem er den Kaffee getrunken! Er<lb/> hatte ja ſein Volk gebildet! Sie ſagten eben, er hatte<lb/> ſie herangeſchleppt. Seine Junker laſen ja ſchon die<lb/> Pucelle, ihm zum Vergnügen, und wußten kaum,<lb/> daß eine Jeanne d'Arc gelebt. Homer und Leibnitz<lb/> waren ihnen unbekannte Größen, aber ſie lachten aus<lb/> Herzensluſt über den Candide!“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0136]
über die, welche im Könige ihren natürlichen Anwalt
haben ſollten.“
„Haben Sie, mein junger Herr, den König da
im Saale ſitzen geſehen?“
„Nein, entgegnete mit etwas verlegener Stimme
Walter. Ich war zu jung, und als ich ihn einmal
ſah —“
„Ich habe ihn geſehn,“ fiel der alte Officier ein
und ſchwieg einen Augenblick; dann fixirte er den
andern. Sie ſind kein Junker? Wahrſcheinlich ein
Gelehrter?“
„Wenn die Menſchen durchaus in Stände ge¬
theilt werden müſſen, würde man mich dazu rechnen.“
„Verlangen Sie, daß ein Friedrich ſich ſeine
Tiſchgeſellſchaft aus denen holen ſollte, die zum Woll¬
markt kommen? Lieber Gott, mich dünkt, er hatte
genug gethan, wenn er ihnen alle Stellen ließ in
der Armee, und im Civil ja auch. Nun, an ſeinem
Tiſch laſſen Sie ihm doch ſeine Franzoſen und Eng¬
länder und Italiener. Die witzigen Seifenblaſen
beim Champagnerglaſe wurden ja ſchon runter ge¬
ſpült bei der Taſſe ſchwarzen Kaffee.“
„Aber nachdem er den Kaffee getrunken! Er
hatte ja ſein Volk gebildet! Sie ſagten eben, er hatte
ſie herangeſchleppt. Seine Junker laſen ja ſchon die
Pucelle, ihm zum Vergnügen, und wußten kaum,
daß eine Jeanne d'Arc gelebt. Homer und Leibnitz
waren ihnen unbekannte Größen, aber ſie lachten aus
Herzensluſt über den Candide!“
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