Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.hinter ihm in Sturmeseil heranpreschenden Sechs¬ Aus der Kutsche des Sechsspänners ertönte ein "Sie sind doch nicht verwundet?" rief die Eitel¬ "Ich glaube nicht. Man öffnet. Machen Sie Die Eitelbach war rasch zur Hand. Sie erfaßte hinter ihm in Sturmeseil heranpreſchenden Sechs¬ Aus der Kutſche des Sechsſpänners ertönte ein „Sie ſind doch nicht verwundet?“ rief die Eitel¬ „Ich glaube nicht. Man öffnet. Machen Sie Die Eitelbach war raſch zur Hand. Sie erfaßte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="182"/> hinter ihm in Sturmeseil heranpreſchenden Sechs¬<lb/> ſpänner ausweichen können. Das Hinterrad des<lb/> Wagens war vom Vorderrade des nach ihm kom¬<lb/> menden erfaßt worden, das Terrain war abſchüſſig<lb/> und der Wagen der Fürſtin, weiter in die Richtung<lb/> rollend, geſtürzt. Wenigſtens <hi rendition="#g">ein</hi> Rad war ge¬<lb/> brochen.</p><lb/> <p>Aus der Kutſche des Sechsſpänners ertönte ein<lb/> donnerndes: Halt! Ein Cavalier ſprang noch im<lb/> Fahren heraus, und ehe die Lakaien ſich von ihren<lb/> Sitzen gearbeitet. „Es iſt Frauengeſchrei!“ ſagte<lb/> ein heranſpringender Reiter, der zum Wagen gehörte.<lb/> „Um ſo unverzeihlicher!“ rief der Cavalier, und ſchien<lb/> zu fordern, daß auch der Begleiter vom Pferde ſpringe,<lb/> während er ſelbſt, der erſte, ſich an der umgeſtürzten<lb/> Kutſche beſchäftigte den obern Schlag zu öffnen.</p><lb/> <p>„Sie ſind doch nicht verwundet?“ rief die Eitel¬<lb/> bach zur Fürſtin, die unter ihr lag.</p><lb/> <p>„Ich glaube nicht. Man öffnet. Machen Sie<lb/> Luft.“</p><lb/> <p>Die Eitelbach war raſch zur Hand. Sie erfaßte<lb/> eine andre Hand, welche ſich ihr aus dem geöffneten<lb/> Schlage entgegenſtreckte. Als ſie ſich hinaufgeſchwun¬<lb/> gen, umfaßte ſie der kräftige Arm des Cavaliers und<lb/> hob und ſenkte ſie mit einem glücklichen Schwunge<lb/> auf die Erde. Im nächſten Moment übte der Be¬<lb/> gleiter, der raſch aus dem Sattel geglitten, denſelben<lb/> Ritterdienſt an der Fürſtin. Der Zobelpelz, den ſie<lb/> der empfindlichen Morgenkühlung willen, nicht zurück¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0192]
hinter ihm in Sturmeseil heranpreſchenden Sechs¬
ſpänner ausweichen können. Das Hinterrad des
Wagens war vom Vorderrade des nach ihm kom¬
menden erfaßt worden, das Terrain war abſchüſſig
und der Wagen der Fürſtin, weiter in die Richtung
rollend, geſtürzt. Wenigſtens ein Rad war ge¬
brochen.
Aus der Kutſche des Sechsſpänners ertönte ein
donnerndes: Halt! Ein Cavalier ſprang noch im
Fahren heraus, und ehe die Lakaien ſich von ihren
Sitzen gearbeitet. „Es iſt Frauengeſchrei!“ ſagte
ein heranſpringender Reiter, der zum Wagen gehörte.
„Um ſo unverzeihlicher!“ rief der Cavalier, und ſchien
zu fordern, daß auch der Begleiter vom Pferde ſpringe,
während er ſelbſt, der erſte, ſich an der umgeſtürzten
Kutſche beſchäftigte den obern Schlag zu öffnen.
„Sie ſind doch nicht verwundet?“ rief die Eitel¬
bach zur Fürſtin, die unter ihr lag.
„Ich glaube nicht. Man öffnet. Machen Sie
Luft.“
Die Eitelbach war raſch zur Hand. Sie erfaßte
eine andre Hand, welche ſich ihr aus dem geöffneten
Schlage entgegenſtreckte. Als ſie ſich hinaufgeſchwun¬
gen, umfaßte ſie der kräftige Arm des Cavaliers und
hob und ſenkte ſie mit einem glücklichen Schwunge
auf die Erde. Im nächſten Moment übte der Be¬
gleiter, der raſch aus dem Sattel geglitten, denſelben
Ritterdienſt an der Fürſtin. Der Zobelpelz, den ſie
der empfindlichen Morgenkühlung willen, nicht zurück¬
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