Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.Nacht leuchtet, und wir sehen den Weg vor uns. "Sie thuts auch jetzt nur um von sich reden "Es wird mit dem Schein manches Heiligen "Weiß der Geier, in der Frau ist etwas, was "Ei, ei, Gerresheim, doch nicht wieder verliebt?" "Das wäre denn nur wie der Inquirent in 13*
Nacht leuchtet, und wir ſehen den Weg vor uns. „Sie thuts auch jetzt nur um von ſich reden „Es wird mit dem Schein manches Heiligen „Weiß der Geier, in der Frau iſt etwas, was „Ei, ei, Gerresheim, doch nicht wieder verliebt?“ „Das wäre denn nur wie der Inquirent in 13*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="195"/> Nacht leuchtet, und wir ſehen den Weg vor uns.<lb/> Aber dann, wenn wir den Weg einſchlagen wollen,<lb/> haben ſie ſich plötzlich verloren und wir haben Mühe<lb/> ſie mitzuziehen.“</p><lb/> <p>„Sie thuts auch jetzt nur um von ſich reden<lb/> zu machen, ſprach Büſching. Darüber hab' ich mich<lb/> keinen Augenblick getäuſcht. Aber das dürfen wir<lb/> um Gottes Willen nicht ſagen. Hingenommen das<lb/> Gold, und einen Heiligenſchein daraus geſchlagen.<lb/> Zum Zweck iſts daſſelbe.“</p><lb/> <p>„Es wird mit dem Schein manches Heiligen<lb/> nicht beſſer ſein, aſſentirte Köls. Was meinen Sie,<lb/> Gerresheim?“</p><lb/> <p>„Weiß der Geier, in der Frau iſt etwas, was<lb/> mich anzieht, und abſtößt. Als ob ihr Auge mich<lb/> aushöhlen wollte, und ich fühle mich gedrungen, dann<lb/> immer tiefer hineinzuſehen, um ſie wieder auszu¬<lb/> holen.“</p><lb/> <p>„Ei, ei, Gerresheim, doch nicht wieder verliebt?“</p><lb/> <p>„Das wäre denn nur wie der Inquirent in<lb/> ſeinen Inculpaten, den er zum Geſtändniß bringen<lb/> will. Ich kann die Vorſtellung nicht los werden,<lb/> daß ich die Frau einmal vor mir ſitzen hätte am<lb/> grünen Tiſch, in einem Glorienſchein von erhabener<lb/> Tugend und philoſophiſcher Reſignation. Da ſteht<lb/> mir denn der kalte Schweiß auf der Stirn, wie ſie<lb/> auf meine Fragen antwortet. Sie redet ſich aus<lb/> und in mich 'rein, daß ich an mir irre werde. Glau¬<lb/> ben Sie mir, das könnte die Frau in ſolcher Lage,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">13*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0205]
Nacht leuchtet, und wir ſehen den Weg vor uns.
Aber dann, wenn wir den Weg einſchlagen wollen,
haben ſie ſich plötzlich verloren und wir haben Mühe
ſie mitzuziehen.“
„Sie thuts auch jetzt nur um von ſich reden
zu machen, ſprach Büſching. Darüber hab' ich mich
keinen Augenblick getäuſcht. Aber das dürfen wir
um Gottes Willen nicht ſagen. Hingenommen das
Gold, und einen Heiligenſchein daraus geſchlagen.
Zum Zweck iſts daſſelbe.“
„Es wird mit dem Schein manches Heiligen
nicht beſſer ſein, aſſentirte Köls. Was meinen Sie,
Gerresheim?“
„Weiß der Geier, in der Frau iſt etwas, was
mich anzieht, und abſtößt. Als ob ihr Auge mich
aushöhlen wollte, und ich fühle mich gedrungen, dann
immer tiefer hineinzuſehen, um ſie wieder auszu¬
holen.“
„Ei, ei, Gerresheim, doch nicht wieder verliebt?“
„Das wäre denn nur wie der Inquirent in
ſeinen Inculpaten, den er zum Geſtändniß bringen
will. Ich kann die Vorſtellung nicht los werden,
daß ich die Frau einmal vor mir ſitzen hätte am
grünen Tiſch, in einem Glorienſchein von erhabener
Tugend und philoſophiſcher Reſignation. Da ſteht
mir denn der kalte Schweiß auf der Stirn, wie ſie
auf meine Fragen antwortet. Sie redet ſich aus
und in mich 'rein, daß ich an mir irre werde. Glau¬
ben Sie mir, das könnte die Frau in ſolcher Lage,
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