man hat. Wenn Sie nun Geheimrath werden, brau¬ chen Sie einen Schwiegersohn, der auch was zu ra¬ then giebt, und keinen Gelehrten, der ausgiebt was er hat, nämlich sein bischen Wissen, ohne was dafür einzunehmen, nämlich Geld. Was Titulirtes, was Blankes, so oder so, wovor unser eins den Hut ab¬ zieht. Lassen Sie nun Ihre Demoiselle Tochter in meinen Herrn Sohn verliebt sein, ganz geruhig, bis sie sich übergeliebt haben. Glauben Sie mir, das kommt über kurz oder lang, denn satt macht die Liebe nicht, und zanken werden sie sich auch, und verknurren, wenn man sie nur läßt, und dann kommt die lange Weile, und die rothen Augen machen auch nicht schöner. Aus Wochen werden Monate und aus Mo¬ naten Jahre. Sieht ein hübsches Mädchen erst eine Falte im Gesicht, die nicht fort will -- ich will gar nicht sagen Runzel -- da guckt wohl ein kleiner Ge¬ danke raus: ja wenn ich den nicht zurückgewiesen hätte! Oder den! Dann wird der Liebste auch nicht grade sehr freundlich angesehn, wenn er zur Thür rein kommt, und auf einer seiner Runzeln steht: ich habe noch immer nichts! Sieht er nu in ihrem Gesichte, was sie in seinem sieht, na -- und so weiter, und am Ende -- sie weinen, sie fühlen sie haben sich ge¬ täuscht, es wird geklatscht dazwischen, dafür braucht man gar nicht zu sorgen, und am letzten Ende nimmt die gehorsame Tochter den ersten besten, den der Papa ihr zuführt. Und überläßt man's dann den Muhmen und Gevattern die Sache zu arrangiren, so kommts
man hat. Wenn Sie nun Geheimrath werden, brau¬ chen Sie einen Schwiegerſohn, der auch was zu ra¬ then giebt, und keinen Gelehrten, der ausgiebt was er hat, nämlich ſein bischen Wiſſen, ohne was dafür einzunehmen, nämlich Geld. Was Titulirtes, was Blankes, ſo oder ſo, wovor unſer eins den Hut ab¬ zieht. Laſſen Sie nun Ihre Demoiſelle Tochter in meinen Herrn Sohn verliebt ſein, ganz geruhig, bis ſie ſich übergeliebt haben. Glauben Sie mir, das kommt über kurz oder lang, denn ſatt macht die Liebe nicht, und zanken werden ſie ſich auch, und verknurren, wenn man ſie nur läßt, und dann kommt die lange Weile, und die rothen Augen machen auch nicht ſchöner. Aus Wochen werden Monate und aus Mo¬ naten Jahre. Sieht ein hübſches Mädchen erſt eine Falte im Geſicht, die nicht fort will — ich will gar nicht ſagen Runzel — da guckt wohl ein kleiner Ge¬ danke raus: ja wenn ich den nicht zurückgewieſen hätte! Oder den! Dann wird der Liebſte auch nicht grade ſehr freundlich angeſehn, wenn er zur Thür rein kommt, und auf einer ſeiner Runzeln ſteht: ich habe noch immer nichts! Sieht er nu in ihrem Geſichte, was ſie in ſeinem ſieht, na — und ſo weiter, und am Ende — ſie weinen, ſie fühlen ſie haben ſich ge¬ täuſcht, es wird geklatſcht dazwiſchen, dafür braucht man gar nicht zu ſorgen, und am letzten Ende nimmt die gehorſame Tochter den erſten beſten, den der Papa ihr zuführt. Und überläßt man's dann den Muhmen und Gevattern die Sache zu arrangiren, ſo kommts
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man hat. Wenn Sie nun Geheimrath werden, brau¬
chen Sie einen Schwiegerſohn, der auch was zu ra¬
then giebt, und keinen Gelehrten, der ausgiebt was
er hat, nämlich ſein bischen Wiſſen, ohne was dafür
einzunehmen, nämlich Geld. Was Titulirtes, was
Blankes, ſo oder ſo, wovor unſer eins den Hut ab¬
zieht. Laſſen Sie nun Ihre Demoiſelle Tochter in
meinen Herrn Sohn verliebt ſein, ganz geruhig, bis
ſie ſich übergeliebt haben. Glauben Sie mir, das
kommt über kurz oder lang, denn ſatt macht die Liebe
nicht, und zanken werden ſie ſich auch, und verknurren,
wenn man ſie nur läßt, und dann kommt die lange
Weile, und die rothen Augen machen auch nicht
ſchöner. Aus Wochen werden Monate und aus Mo¬
naten Jahre. Sieht ein hübſches Mädchen erſt eine
Falte im Geſicht, die nicht fort will — ich will gar
nicht ſagen Runzel — da guckt wohl ein kleiner Ge¬
danke raus: ja wenn ich den nicht zurückgewieſen
hätte! Oder den! Dann wird der Liebſte auch nicht
grade ſehr freundlich angeſehn, wenn er zur Thür
rein kommt, und auf einer ſeiner Runzeln ſteht: ich habe
noch immer nichts! Sieht er nu in ihrem Geſichte,
was ſie in ſeinem ſieht, na — und ſo weiter, und
am Ende — ſie weinen, ſie fühlen ſie haben ſich ge¬
täuſcht, es wird geklatſcht dazwiſchen, dafür braucht
man gar nicht zu ſorgen, und am letzten Ende nimmt
die gehorſame Tochter den erſten beſten, den der Papa
ihr zuführt. Und überläßt man's dann den Muhmen
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/74>, abgerufen am 21.11.2024.
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