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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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Die dumpfen Ställe der alten Gewohnheit hat er in
Brand gesteckt, aber die Unglücklichen, daraus Ver¬
triebenen, wo fanden sie ein anderes, helleres, wär¬
meres Obdach! Feuersbrünste hat er angefacht, Wäl¬
der und Haiden verzehrt, aber wo nur eine Fackel
angezündet, die in der Nacht leuchtet, welche immer
darauf wieder eintrat. Da lobpsalmen die alten Wei¬
berstimmen in den nüchternen Kirchen den Herrn, daß
er die Gräuel des Aberglaubens und der Finsterniß
verscheucht hat, aber wo blieb ihr Licht, das ihnen
leuchtete, durch den finstersten Wald des Zweifels
ihnen den Weg zeigte, wo ihr Haus, das die Müden
und Beladenen aufnahm, wo das Geläut der Him¬
melsglocken, die sie mit Engelszungen in Schlaf ein¬
lullten, wo der Schlafpelz, die weiche Bärenhaut,
in die sie sich hüllten, und alle Sorgen waren ver¬
gessen! Wo in aller Welt können diese Verirrten,
Heimathlosen, anklopfen in ihren Aengsten, ihrer
Zerrissenheit, um den Trost zu finden, den nur die
Gewißheit giebt! Was hilfts ihnen, wenn sie sich von
des Teufels Krallen gepackt fühlen, und der gelehrte
Herr mit den Päffchen setzt die Pfeife fort, um vor¬
nehm herablassend der armen Creatur mit rationa¬
listischer Saalbaderei zu demonstriren, daß der Teufel
wahrscheinlich nicht existirt. Um etwas Gewisses,
Festes, Sicheres schreien sie, und er setzt ihnen eine
Schüssel Schlangeneier vor, aus denen, statt eines,
tausend Zweifel schlüpfen!"

Diesmal war es der Legationsrath, welcher nicht

Die dumpfen Ställe der alten Gewohnheit hat er in
Brand geſteckt, aber die Unglücklichen, daraus Ver¬
triebenen, wo fanden ſie ein anderes, helleres, wär¬
meres Obdach! Feuersbrünſte hat er angefacht, Wäl¬
der und Haiden verzehrt, aber wo nur eine Fackel
angezündet, die in der Nacht leuchtet, welche immer
darauf wieder eintrat. Da lobpſalmen die alten Wei¬
berſtimmen in den nüchternen Kirchen den Herrn, daß
er die Gräuel des Aberglaubens und der Finſterniß
verſcheucht hat, aber wo blieb ihr Licht, das ihnen
leuchtete, durch den finſterſten Wald des Zweifels
ihnen den Weg zeigte, wo ihr Haus, das die Müden
und Beladenen aufnahm, wo das Geläut der Him¬
melsglocken, die ſie mit Engelszungen in Schlaf ein¬
lullten, wo der Schlafpelz, die weiche Bärenhaut,
in die ſie ſich hüllten, und alle Sorgen waren ver¬
geſſen! Wo in aller Welt können dieſe Verirrten,
Heimathloſen, anklopfen in ihren Aengſten, ihrer
Zerriſſenheit, um den Troſt zu finden, den nur die
Gewißheit giebt! Was hilfts ihnen, wenn ſie ſich von
des Teufels Krallen gepackt fühlen, und der gelehrte
Herr mit den Päffchen ſetzt die Pfeife fort, um vor¬
nehm herablaſſend der armen Creatur mit rationa¬
liſtiſcher Saalbaderei zu demonſtriren, daß der Teufel
wahrſcheinlich nicht exiſtirt. Um etwas Gewiſſes,
Feſtes, Sicheres ſchreien ſie, und er ſetzt ihnen eine
Schüſſel Schlangeneier vor, aus denen, ſtatt eines,
tauſend Zweifel ſchlüpfen!“

Diesmal war es der Legationsrath, welcher nicht

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[98/0108] Die dumpfen Ställe der alten Gewohnheit hat er in Brand geſteckt, aber die Unglücklichen, daraus Ver¬ triebenen, wo fanden ſie ein anderes, helleres, wär¬ meres Obdach! Feuersbrünſte hat er angefacht, Wäl¬ der und Haiden verzehrt, aber wo nur eine Fackel angezündet, die in der Nacht leuchtet, welche immer darauf wieder eintrat. Da lobpſalmen die alten Wei¬ berſtimmen in den nüchternen Kirchen den Herrn, daß er die Gräuel des Aberglaubens und der Finſterniß verſcheucht hat, aber wo blieb ihr Licht, das ihnen leuchtete, durch den finſterſten Wald des Zweifels ihnen den Weg zeigte, wo ihr Haus, das die Müden und Beladenen aufnahm, wo das Geläut der Him¬ melsglocken, die ſie mit Engelszungen in Schlaf ein¬ lullten, wo der Schlafpelz, die weiche Bärenhaut, in die ſie ſich hüllten, und alle Sorgen waren ver¬ geſſen! Wo in aller Welt können dieſe Verirrten, Heimathloſen, anklopfen in ihren Aengſten, ihrer Zerriſſenheit, um den Troſt zu finden, den nur die Gewißheit giebt! Was hilfts ihnen, wenn ſie ſich von des Teufels Krallen gepackt fühlen, und der gelehrte Herr mit den Päffchen ſetzt die Pfeife fort, um vor¬ nehm herablaſſend der armen Creatur mit rationa¬ liſtiſcher Saalbaderei zu demonſtriren, daß der Teufel wahrſcheinlich nicht exiſtirt. Um etwas Gewiſſes, Feſtes, Sicheres ſchreien ſie, und er ſetzt ihnen eine Schüſſel Schlangeneier vor, aus denen, ſtatt eines, tauſend Zweifel ſchlüpfen!“ Diesmal war es der Legationsrath, welcher nicht

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/108>, abgerufen am 21.11.2024.