Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.sie vielleicht in Gedanken von einem Strauch ge¬ Wenn man indeß noch einige Schritte näher "Was hat sie denn heut für ein Roth auf," "Wer?" "Comteß Laura. Das blinkert ja wie eine Car¬ "Neuste Josephinenschminke, liebster Graf, drängte "Und greifen in die Tasche." Der Baron hielt allerdings beide Hände in ſie vielleicht in Gedanken von einem Strauch ge¬ Wenn man indeß noch einige Schritte näher „Was hat ſie denn heut für ein Roth auf,“ „Wer?“ „Comteß Laura. Das blinkert ja wie eine Car¬ „Neuſte Joſephinenſchminke, liebſter Graf, drängte „Und greifen in die Taſche.“ Der Baron hielt allerdings beide Hände in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="105"/> ſie vielleicht in Gedanken von einem Strauch ge¬<lb/> pflückt; das war kein gewöhnliches Fächerſpiel, das<lb/> die Verlegenheit verbergen ſoll und die fehlenden<lb/> Worte erſetzen. Es war die Sicherheit einer Köni¬<lb/> gin, die den Herzen zu gebieten weiß, unbeſorgt um<lb/> ihre Herrſchaft. Wenn ſie die ſanft geworfenen Lip¬<lb/> pen öffnete und die ſchönen Zähne im Geſpräch<lb/> zeigte, konnte man ſchwören, wenn man auch kein<lb/> Wort verſtand, daß ſie eine witzige Replik, eine glück¬<lb/> liche Bemerkung hinwarf. Sie konnte auch abferti¬<lb/> gen, und man mochte ebenſo ſchwören, daß die Vie¬<lb/> len, die mit ihr eine Unterhaltung anknüpften, aus<lb/> Luſt oder aus Gelegenheit, ihr nicht genügten.</p><lb/> <p>Wenn man indeß noch einige Schritte näher<lb/> trat, — doch wir können unſre eigenen Beobach¬<lb/> tungen ſparen, wo eine Gruppe Herren, an der<lb/> Thür gegenüber, ſich die ihrigen ſchon mittheilten.</p><lb/> <p>„Was hat ſie denn heut für ein Roth auf,“<lb/> ſagte ein Garde-Officier.</p><lb/> <p>„Wer?“</p><lb/> <p>„Comteß Laura. Das blinkert ja wie eine Car¬<lb/> moiſinmuſchel.“</p><lb/> <p>„Neuſte Joſephinenſchminke, liebſter Graf, drängte<lb/> ſich der Baron Eitelbach an ſein Ohr. Bei Herrn<lb/> Arnous vorige Woche friſch aus Paris. Die von der<lb/> Oper ſind außer ſich, iſt ihnen zu theuer. Was<lb/> kann der Schönheit zu theuer ſein, ſage ich.“</p><lb/> <p>„Und greifen in die Taſche.“</p><lb/> <p>Der Baron hielt allerdings beide Hände in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
ſie vielleicht in Gedanken von einem Strauch ge¬
pflückt; das war kein gewöhnliches Fächerſpiel, das
die Verlegenheit verbergen ſoll und die fehlenden
Worte erſetzen. Es war die Sicherheit einer Köni¬
gin, die den Herzen zu gebieten weiß, unbeſorgt um
ihre Herrſchaft. Wenn ſie die ſanft geworfenen Lip¬
pen öffnete und die ſchönen Zähne im Geſpräch
zeigte, konnte man ſchwören, wenn man auch kein
Wort verſtand, daß ſie eine witzige Replik, eine glück¬
liche Bemerkung hinwarf. Sie konnte auch abferti¬
gen, und man mochte ebenſo ſchwören, daß die Vie¬
len, die mit ihr eine Unterhaltung anknüpften, aus
Luſt oder aus Gelegenheit, ihr nicht genügten.
Wenn man indeß noch einige Schritte näher
trat, — doch wir können unſre eigenen Beobach¬
tungen ſparen, wo eine Gruppe Herren, an der
Thür gegenüber, ſich die ihrigen ſchon mittheilten.
„Was hat ſie denn heut für ein Roth auf,“
ſagte ein Garde-Officier.
„Wer?“
„Comteß Laura. Das blinkert ja wie eine Car¬
moiſinmuſchel.“
„Neuſte Joſephinenſchminke, liebſter Graf, drängte
ſich der Baron Eitelbach an ſein Ohr. Bei Herrn
Arnous vorige Woche friſch aus Paris. Die von der
Oper ſind außer ſich, iſt ihnen zu theuer. Was
kann der Schönheit zu theuer ſein, ſage ich.“
„Und greifen in die Taſche.“
Der Baron hielt allerdings beide Hände in
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