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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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wissen nicht, was da herauskommt aus der gähnenden
Kluft -- selbst der Schmetterling flattert nicht lange
darüber -- "

Sie ward unterbrochen. Ein freudiges Ach
mußte sich aus ihrer Brust ringen, um eine andere
Erscheinung zu begrüßen, wir wissen nicht, wen?
Es ist uns auch gleichgültig; der unerwarteten Er¬
scheinungen, die alle aus dem Fonds ihrer Liebe mit
einem gleichen Ton der freudigen Ueberraschung be¬
willkommt wurden, waren viele. Die Lupinus aber
hätte, noch nicht in die Gesellschaft eingeführt, allein
gestanden, wäre nicht der Legationsrath gewesen. Im
Nebenzimmer arrangirte man Spieltische, es wurden
schon Karten umgereicht.


"Werden Sie spielen?" fragte Wandel.

"Werden Sie reisen?" entgegnete die Geheim¬
räthin.

"Ich riethe Ihnen eine Karte zu ergreifen."

"Und ich Ihnen zu reisen."

"Warum?"

"Aus demselben Grunde, weshalb Sie mir
zur Karte rathen. Man ist der Mühe überhoben
zu antworten, wenn man fürchtet gefragt zu werden."

"Gilt der Haß, dem Sie die Gesellschaft geweiht,
auch mir?"

"Ich bin es müde, Räthsel zu lösen."

"Im Augenblick, wo Sie den Schlüssel fanden?"

wiſſen nicht, was da herauskommt aus der gähnenden
Kluft — ſelbſt der Schmetterling flattert nicht lange
darüber — “

Sie ward unterbrochen. Ein freudiges Ach
mußte ſich aus ihrer Bruſt ringen, um eine andere
Erſcheinung zu begrüßen, wir wiſſen nicht, wen?
Es iſt uns auch gleichgültig; der unerwarteten Er¬
ſcheinungen, die alle aus dem Fonds ihrer Liebe mit
einem gleichen Ton der freudigen Ueberraſchung be¬
willkommt wurden, waren viele. Die Lupinus aber
hätte, noch nicht in die Geſellſchaft eingeführt, allein
geſtanden, wäre nicht der Legationsrath geweſen. Im
Nebenzimmer arrangirte man Spieltiſche, es wurden
ſchon Karten umgereicht.


„Werden Sie ſpielen?“ fragte Wandel.

„Werden Sie reiſen?“ entgegnete die Geheim¬
räthin.

„Ich riethe Ihnen eine Karte zu ergreifen.“

„Und ich Ihnen zu reiſen.“

„Warum?“

„Aus demſelben Grunde, weshalb Sie mir
zur Karte rathen. Man iſt der Mühe überhoben
zu antworten, wenn man fürchtet gefragt zu werden.“

„Gilt der Haß, dem Sie die Geſellſchaft geweiht,
auch mir?“

„Ich bin es müde, Räthſel zu löſen.“

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[144/0154] wiſſen nicht, was da herauskommt aus der gähnenden Kluft — ſelbſt der Schmetterling flattert nicht lange darüber — “ Sie ward unterbrochen. Ein freudiges Ach mußte ſich aus ihrer Bruſt ringen, um eine andere Erſcheinung zu begrüßen, wir wiſſen nicht, wen? Es iſt uns auch gleichgültig; der unerwarteten Er¬ ſcheinungen, die alle aus dem Fonds ihrer Liebe mit einem gleichen Ton der freudigen Ueberraſchung be¬ willkommt wurden, waren viele. Die Lupinus aber hätte, noch nicht in die Geſellſchaft eingeführt, allein geſtanden, wäre nicht der Legationsrath geweſen. Im Nebenzimmer arrangirte man Spieltiſche, es wurden ſchon Karten umgereicht. „Werden Sie ſpielen?“ fragte Wandel. „Werden Sie reiſen?“ entgegnete die Geheim¬ räthin. „Ich riethe Ihnen eine Karte zu ergreifen.“ „Und ich Ihnen zu reiſen.“ „Warum?“ „Aus demſelben Grunde, weshalb Sie mir zur Karte rathen. Man iſt der Mühe überhoben zu antworten, wenn man fürchtet gefragt zu werden.“ „Gilt der Haß, dem Sie die Geſellſchaft geweiht, auch mir?“ „Ich bin es müde, Räthſel zu löſen.“ „Im Augenblick, wo Sie den Schlüſſel fanden?“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/154>, abgerufen am 21.11.2024.