Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852."Um so größer war Ihre Gefälligkeit, den gan¬ Dafür hatte die Fürstin sie weiter begleitet, als die Die Fürstin lächelte aber nicht, als sie zurückkehrte, "Weil ich sie fürchte, hatte die Fürstin dem Mö¬ "La table est servie!" meldete der erste Kam¬ Auch Wandel war verschwunden. Der erste Gast "Gewiß, entgegnete der Präsident, indem er ihr "Ruhig essen, Herr Präsident. Meine Herren, „Um ſo größer war Ihre Gefälligkeit, den gan¬ Dafür hatte die Fürſtin ſie weiter begleitet, als die Die Fürſtin lächelte aber nicht, als ſie zurückkehrte, „Weil ich ſie fürchte, hatte die Fürſtin dem Mö¬ „La table est servie!“ meldete der erſte Kam¬ Auch Wandel war verſchwunden. Der erſte Gaſt „Gewiß, entgegnete der Präſident, indem er ihr „Ruhig eſſen, Herr Präſident. Meine Herren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0174" n="164"/> <p>„Um ſo größer war Ihre Gefälligkeit, den gan¬<lb/> zen Abend die Heitere geſpielt zu haben —“</p><lb/> <p>Dafür hatte die Fürſtin ſie weiter begleitet, als die<lb/> Etiquette forderte, vielleicht billigte: „Ich möchte von<lb/> Ihnen den Muth lernen, wie man bei einem Erd¬<lb/> beben lächelt.“</p><lb/> <p>Die Fürſtin lächelte aber nicht, als ſie zurückkehrte,<lb/> man konnte vielmehr ein leichtes Schaudern bemerken:<lb/> „Ich hoffe, es war das erſte und letzte Mal.“ Ein Ver¬<lb/> trauter, wie Wände und Möbel es ſind, vor denen<lb/> man nichts verbirgt, aber ſie erwiedern das Vertrauen<lb/> nur durch Schweigen; ein ruſſiſcher Cavalier hatte<lb/> den Herzenserguß gehört und wagte darauf zu fragen:<lb/> „Warum behandelten Erlaucht die Frau mit der Auf¬<lb/> merkſamkeit?“</p><lb/> <p>„Weil ich ſie fürchte, hatte die Fürſtin dem Mö¬<lb/> bel erwiedert, weil — ich muß Wandel fragen.“</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„La table est servie!“</hi> meldete der erſte Kam¬<lb/> merdiener.</p><lb/> <p>Auch Wandel war verſchwunden. Der erſte Gaſt<lb/> war jetzt der Präſident, die vornehmeren waren fort:<lb/> „Es wird doch auch diesmal nur blinder Lärm ge¬<lb/> weſen ſein!“ ſagte die Fürſtin.</p><lb/> <p>„Gewiß, entgegnete der Präſident, indem er ihr<lb/> reſpectvoll den Arm reichte. Man wird ſchon wieder<lb/> ein Auskunftsmittel finden, und wir können —“</p><lb/> <p>„Ruhig eſſen, Herr Präſident. Meine Herren,<lb/> führen Sie die Damen, unſre Ordnung iſt zerriſſen<lb/> — wie es ſich findet.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0174]
„Um ſo größer war Ihre Gefälligkeit, den gan¬
zen Abend die Heitere geſpielt zu haben —“
Dafür hatte die Fürſtin ſie weiter begleitet, als die
Etiquette forderte, vielleicht billigte: „Ich möchte von
Ihnen den Muth lernen, wie man bei einem Erd¬
beben lächelt.“
Die Fürſtin lächelte aber nicht, als ſie zurückkehrte,
man konnte vielmehr ein leichtes Schaudern bemerken:
„Ich hoffe, es war das erſte und letzte Mal.“ Ein Ver¬
trauter, wie Wände und Möbel es ſind, vor denen
man nichts verbirgt, aber ſie erwiedern das Vertrauen
nur durch Schweigen; ein ruſſiſcher Cavalier hatte
den Herzenserguß gehört und wagte darauf zu fragen:
„Warum behandelten Erlaucht die Frau mit der Auf¬
merkſamkeit?“
„Weil ich ſie fürchte, hatte die Fürſtin dem Mö¬
bel erwiedert, weil — ich muß Wandel fragen.“
„La table est servie!“ meldete der erſte Kam¬
merdiener.
Auch Wandel war verſchwunden. Der erſte Gaſt
war jetzt der Präſident, die vornehmeren waren fort:
„Es wird doch auch diesmal nur blinder Lärm ge¬
weſen ſein!“ ſagte die Fürſtin.
„Gewiß, entgegnete der Präſident, indem er ihr
reſpectvoll den Arm reichte. Man wird ſchon wieder
ein Auskunftsmittel finden, und wir können —“
„Ruhig eſſen, Herr Präſident. Meine Herren,
führen Sie die Damen, unſre Ordnung iſt zerriſſen
— wie es ſich findet.“
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