Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

bereit, Alles zu thun, -- er hat excellente Gedanken,
aber ich muß Ihnen sagen, ich habe keine Autorite.
Im Disput gerathen wir immer an einander."

"Der junge Herr von Bovillard ist noch in
andere Dispute verwickelt."

Wandel sprach es mit kalter Stimme.

"Meinen Sie -- die alte Geschichte! Der Ge¬
heimrath warf dabei einen forschenden Blick auf ihn.
Mein Gott, ich glaubte die Kinderei längst beigelegt."

"Nur reponirt, meine ich, bis Ihr Herr Sohn
die Güte haben wird, einen neuen Termin anzu¬
setzen."

"Mann von Ihrer Klugheit und Philosoph!
ich bitte Sie --" Bovillard war jetzt aufgesprungen
und ergriff die Hand, die Wandel halb zurückzog.

"Die Ehrengesetze dieser Welt gehen über die
der Klugheit und Philosophie."

"Er wird zur Einsicht kommen, und Sie sind
mein Freund."

"Und gewiß der Freundschaft jedes Opfer zu
bringen bereit, nur nicht meinen unbefleckten Namen."

"Wer redet davon! Ueberlassen wir den Ca¬
vallerieofficieren den krummen Säbel; wozu sind wir
Philosophen! Die diplomatische Kunst wird mildere
Lösungsmittel finden, als ein Stück vom Aermel, und
vom Fleisch dazu! Liebster Legationsrath, das findet
sich ja."

"Wenn ich als Beleidigter den ersten Schuß
hätte, versteht es sich, daß, wo der Sohn meines besten

bereit, Alles zu thun, — er hat excellente Gedanken,
aber ich muß Ihnen ſagen, ich habe keine Autorité.
Im Disput gerathen wir immer an einander.“

„Der junge Herr von Bovillard iſt noch in
andere Dispute verwickelt.“

Wandel ſprach es mit kalter Stimme.

„Meinen Sie — die alte Geſchichte! Der Ge¬
heimrath warf dabei einen forſchenden Blick auf ihn.
Mein Gott, ich glaubte die Kinderei längſt beigelegt.“

„Nur reponirt, meine ich, bis Ihr Herr Sohn
die Güte haben wird, einen neuen Termin anzu¬
ſetzen.“

„Mann von Ihrer Klugheit und Philoſoph!
ich bitte Sie —“ Bovillard war jetzt aufgeſprungen
und ergriff die Hand, die Wandel halb zurückzog.

„Die Ehrengeſetze dieſer Welt gehen über die
der Klugheit und Philoſophie.“

„Er wird zur Einſicht kommen, und Sie ſind
mein Freund.“

„Und gewiß der Freundſchaft jedes Opfer zu
bringen bereit, nur nicht meinen unbefleckten Namen.“

„Wer redet davon! Ueberlaſſen wir den Ca¬
vallerieofficieren den krummen Säbel; wozu ſind wir
Philoſophen! Die diplomatiſche Kunſt wird mildere
Löſungsmittel finden, als ein Stück vom Aermel, und
vom Fleiſch dazu! Liebſter Legationsrath, das findet
ſich ja.“

„Wenn ich als Beleidigter den erſten Schuß
hätte, verſteht es ſich, daß, wo der Sohn meines beſten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0018" n="8"/>
bereit, Alles zu thun, &#x2014; er hat excellente Gedanken,<lb/>
aber ich muß Ihnen &#x017F;agen, ich habe keine Autorit<hi rendition="#aq">é</hi>.<lb/>
Im Disput gerathen wir immer an einander.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der junge Herr von Bovillard i&#x017F;t noch in<lb/>
andere Dispute verwickelt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Wandel &#x017F;prach es mit kalter Stimme.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Meinen Sie &#x2014; die alte Ge&#x017F;chichte! Der Ge¬<lb/>
heimrath warf dabei einen for&#x017F;chenden Blick auf ihn.<lb/>
Mein Gott, ich glaubte die Kinderei läng&#x017F;t beigelegt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nur reponirt, meine ich, bis Ihr Herr Sohn<lb/>
die Güte haben wird, einen neuen Termin anzu¬<lb/>
&#x017F;etzen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mann von Ihrer Klugheit und Philo&#x017F;oph!<lb/>
ich bitte Sie &#x2014;&#x201C; Bovillard war jetzt aufge&#x017F;prungen<lb/>
und ergriff die Hand, die Wandel halb zurückzog.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die Ehrenge&#x017F;etze die&#x017F;er Welt gehen über die<lb/>
der Klugheit und Philo&#x017F;ophie.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er wird zur Ein&#x017F;icht kommen, und Sie &#x017F;ind<lb/>
mein Freund.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und gewiß der Freund&#x017F;chaft jedes Opfer zu<lb/>
bringen bereit, nur nicht meinen unbefleckten Namen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wer redet davon! Ueberla&#x017F;&#x017F;en wir den Ca¬<lb/>
vallerieofficieren den krummen Säbel; wozu &#x017F;ind wir<lb/>
Philo&#x017F;ophen! Die diplomati&#x017F;che Kun&#x017F;t wird mildere<lb/>&#x017F;ungsmittel finden, als ein Stück vom Aermel, und<lb/>
vom Flei&#x017F;ch dazu! Lieb&#x017F;ter Legationsrath, das findet<lb/>
&#x017F;ich ja.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wenn ich als Beleidigter den er&#x017F;ten Schuß<lb/>
hätte, ver&#x017F;teht es &#x017F;ich, daß, wo der Sohn meines be&#x017F;ten<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0018] bereit, Alles zu thun, — er hat excellente Gedanken, aber ich muß Ihnen ſagen, ich habe keine Autorité. Im Disput gerathen wir immer an einander.“ „Der junge Herr von Bovillard iſt noch in andere Dispute verwickelt.“ Wandel ſprach es mit kalter Stimme. „Meinen Sie — die alte Geſchichte! Der Ge¬ heimrath warf dabei einen forſchenden Blick auf ihn. Mein Gott, ich glaubte die Kinderei längſt beigelegt.“ „Nur reponirt, meine ich, bis Ihr Herr Sohn die Güte haben wird, einen neuen Termin anzu¬ ſetzen.“ „Mann von Ihrer Klugheit und Philoſoph! ich bitte Sie —“ Bovillard war jetzt aufgeſprungen und ergriff die Hand, die Wandel halb zurückzog. „Die Ehrengeſetze dieſer Welt gehen über die der Klugheit und Philoſophie.“ „Er wird zur Einſicht kommen, und Sie ſind mein Freund.“ „Und gewiß der Freundſchaft jedes Opfer zu bringen bereit, nur nicht meinen unbefleckten Namen.“ „Wer redet davon! Ueberlaſſen wir den Ca¬ vallerieofficieren den krummen Säbel; wozu ſind wir Philoſophen! Die diplomatiſche Kunſt wird mildere Löſungsmittel finden, als ein Stück vom Aermel, und vom Fleiſch dazu! Liebſter Legationsrath, das findet ſich ja.“ „Wenn ich als Beleidigter den erſten Schuß hätte, verſteht es ſich, daß, wo der Sohn meines beſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/18
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/18>, abgerufen am 03.12.2024.