meiner unbedeutenden Persönlichkeit schenkt, möchte mir schmeicheln, wenn --"
"Sie keine andre Absichten hätten. Gehn Sie mit sich zu Rath, entscheiden Sie sich, aber bald. Wir sind nun ganz wieder in unsrer Aisance, wenn er zurück ist. -- Haugwitz bleibt. -- Der König ist seelenfroh, wenn er nichts zu ändern braucht. Es stiefelt sich fort, sagen die witzigen Berliner, und eines Morgens könnte Haugwitz etwas einfallen, -- das passirt auch manchmal an einem Feiertage -- der Polizeicommissarius klopft an Ihre Thür mit der Bitte, sich schnell anzuziehen, und Sie werden eingepackt. -- Da haben Sie die Bescheerung. Man titulirt's höhere Staatsrücksichten, im Grunde genom¬ men ist's nur eine Indigestionslaune. Sie sind ein Mann von großer Klugheit --
"Der indeß bei Verbindlichkeiten, die er eingeht, den Charakter und sein Gewissen immer berück¬ sichtigt --"
"Etcaetera, bravo! sagte der Geheimrath und klopfte ihm auf seine Schultern. Wozu noch Flausen. Das Uebrige wird sich finden. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen -- Excüs! -- wenn er uns nicht hülfe, die Antipathie zu beschwören. Haben Sie nicht sympathetische Tropfen! A propos! da fällt mir unser Mirakel ein, unser Liebespaar! Haben wir's da nicht durchgesetzt! Das verloren wir ganz aus den Augen. Wie steht es? -- Das ist der Fluch eines Staatsmannes, sein Liebstes muß er opfern
meiner unbedeutenden Perſönlichkeit ſchenkt, möchte mir ſchmeicheln, wenn —“
„Sie keine andre Abſichten hätten. Gehn Sie mit ſich zu Rath, entſcheiden Sie ſich, aber bald. Wir ſind nun ganz wieder in unſrer Aiſance, wenn er zurück iſt. — Haugwitz bleibt. — Der König iſt ſeelenfroh, wenn er nichts zu ändern braucht. Es ſtiefelt ſich fort, ſagen die witzigen Berliner, und eines Morgens könnte Haugwitz etwas einfallen, — das paſſirt auch manchmal an einem Feiertage — der Polizeicommiſſarius klopft an Ihre Thür mit der Bitte, ſich ſchnell anzuziehen, und Sie werden eingepackt. — Da haben Sie die Beſcheerung. Man titulirt's höhere Staatsrückſichten, im Grunde genom¬ men iſt's nur eine Indigeſtionslaune. Sie ſind ein Mann von großer Klugheit —
„Der indeß bei Verbindlichkeiten, die er eingeht, den Charakter und ſein Gewiſſen immer berück¬ ſichtigt —“
„Etcaetera, bravo! ſagte der Geheimrath und klopfte ihm auf ſeine Schultern. Wozu noch Flauſen. Das Uebrige wird ſich finden. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen — Excüs! — wenn er uns nicht hülfe, die Antipathie zu beſchwören. Haben Sie nicht ſympathetiſche Tropfen! A propos! da fällt mir unſer Mirakel ein, unſer Liebespaar! Haben wir's da nicht durchgeſetzt! Das verloren wir ganz aus den Augen. Wie ſteht es? — Das iſt der Fluch eines Staatsmannes, ſein Liebſtes muß er opfern
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0025"n="15"/>
meiner unbedeutenden Perſönlichkeit ſchenkt, möchte<lb/>
mir ſchmeicheln, wenn —“</p><lb/><p>„Sie keine andre Abſichten hätten. Gehn Sie<lb/>
mit ſich zu Rath, entſcheiden Sie ſich, aber bald.<lb/>
Wir ſind nun ganz wieder in unſrer Aiſance, wenn<lb/>
er zurück iſt. — Haugwitz bleibt. — Der König iſt<lb/>ſeelenfroh, wenn er nichts zu ändern braucht. Es<lb/>ſtiefelt ſich fort, ſagen die witzigen Berliner, und<lb/>
eines Morgens könnte Haugwitz etwas einfallen, —<lb/>
das paſſirt auch manchmal an einem Feiertage —<lb/>
der Polizeicommiſſarius klopft an Ihre Thür mit<lb/>
der Bitte, ſich ſchnell anzuziehen, und Sie werden<lb/>
eingepackt. — Da haben Sie die Beſcheerung. Man<lb/>
titulirt's höhere Staatsrückſichten, im Grunde genom¬<lb/>
men iſt's nur eine Indigeſtionslaune. Sie ſind ein<lb/>
Mann von großer Klugheit —</p><lb/><p>„Der indeß bei Verbindlichkeiten, die er eingeht,<lb/>
den Charakter und ſein Gewiſſen immer berück¬<lb/>ſichtigt —“</p><lb/><p>„<hirendition="#aq">Etcaetera</hi>, bravo! ſagte der Geheimrath und klopfte<lb/>
ihm auf ſeine Schultern. Wozu noch Flauſen. Das<lb/>
Uebrige wird ſich finden. Es müßte doch mit dem<lb/>
Teufel zugehen — Excüs! — wenn er uns nicht<lb/>
hülfe, die Antipathie zu beſchwören. Haben Sie nicht<lb/>ſympathetiſche Tropfen! <hirendition="#aq">A propos</hi>! da fällt mir<lb/>
unſer Mirakel ein, unſer Liebespaar! Haben wir's<lb/>
da nicht durchgeſetzt! Das verloren wir ganz aus<lb/>
den Augen. Wie ſteht es? — Das iſt der Fluch<lb/>
eines Staatsmannes, ſein Liebſtes muß er opfern<lb/></p></div></body></text></TEI>
[15/0025]
meiner unbedeutenden Perſönlichkeit ſchenkt, möchte
mir ſchmeicheln, wenn —“
„Sie keine andre Abſichten hätten. Gehn Sie
mit ſich zu Rath, entſcheiden Sie ſich, aber bald.
Wir ſind nun ganz wieder in unſrer Aiſance, wenn
er zurück iſt. — Haugwitz bleibt. — Der König iſt
ſeelenfroh, wenn er nichts zu ändern braucht. Es
ſtiefelt ſich fort, ſagen die witzigen Berliner, und
eines Morgens könnte Haugwitz etwas einfallen, —
das paſſirt auch manchmal an einem Feiertage —
der Polizeicommiſſarius klopft an Ihre Thür mit
der Bitte, ſich ſchnell anzuziehen, und Sie werden
eingepackt. — Da haben Sie die Beſcheerung. Man
titulirt's höhere Staatsrückſichten, im Grunde genom¬
men iſt's nur eine Indigeſtionslaune. Sie ſind ein
Mann von großer Klugheit —
„Der indeß bei Verbindlichkeiten, die er eingeht,
den Charakter und ſein Gewiſſen immer berück¬
ſichtigt —“
„Etcaetera, bravo! ſagte der Geheimrath und klopfte
ihm auf ſeine Schultern. Wozu noch Flauſen. Das
Uebrige wird ſich finden. Es müßte doch mit dem
Teufel zugehen — Excüs! — wenn er uns nicht
hülfe, die Antipathie zu beſchwören. Haben Sie nicht
ſympathetiſche Tropfen! A propos! da fällt mir
unſer Mirakel ein, unſer Liebespaar! Haben wir's
da nicht durchgeſetzt! Das verloren wir ganz aus
den Augen. Wie ſteht es? — Das iſt der Fluch
eines Staatsmannes, ſein Liebſtes muß er opfern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/25>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.