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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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Pfauenwedel; dazwischen die rein geschnittenen Schön¬
heitslinien eines griechischen Basreliefs, römische
Kaiser und Mohrenköpfe auf echten Consolen, neben
Federkronen von den Sandwichinseln und urweltlichen
Gerippen, Schamanenmänteln und Bogen und Köcher
der naturwüchsigen Völkerschaften Sibiriens.

Die Ostentation alles dieses Apparates war
wenigstens nicht auffällig, ein gewisser Geschmack hatte
in der Vertheilung obgewaltet, Licht und Schatten
waren gehörig vertheilt, oder vielmehr der Schatten
waltete ob, indem das Fensterlicht in den meisten
Zimmern durch schwere Vorhänge und Vorsatzstücke
gedämpft war. In schwarzen Rahmen hingen zwi¬
schen den andern Raritäten Landschaften in Wasser¬
farben, römische Ruinen, zerstörte Kirchhöfe, Hünen¬
gräber, bemooste Cruzifixe darstellend, über dem Meere
hing der Mond in Nebelwolken, oder die Sonne ging
auf, und beleuchtete trauernde Gestalten oder Knieende
um ein bekreuztes Grab. Auch sah man näher den
Thüren bereits einige der schmal geschnittenen Holz¬
bilder, auf deren Goldgrund jene hagern, kindlichen
Figuren mit den Unschuldsköpfen sich präsentirten, die
erst später in Berlin zur ästhetischen Anbetung kommen
sollten. Die modernen Besucher gingen noch ziemlich
theilnahmlos an diesen florentinischen Stücken vorüber,
während die Mondscheinskreuze, die verdorrten Kränze
an den eingefallenen Gräbern manchen Seufzer oder
aus schönen Augen eine Thräne lockten. "Der Stufen
zur Erkenntniß sind viele, pflegte die Fürstin zu sagen,

Pfauenwedel; dazwiſchen die rein geſchnittenen Schön¬
heitslinien eines griechiſchen Basreliefs, römiſche
Kaiſer und Mohrenköpfe auf echten Conſolen, neben
Federkronen von den Sandwichinſeln und urweltlichen
Gerippen, Schamanenmänteln und Bogen und Köcher
der naturwüchſigen Völkerſchaften Sibiriens.

Die Oſtentation alles dieſes Apparates war
wenigſtens nicht auffällig, ein gewiſſer Geſchmack hatte
in der Vertheilung obgewaltet, Licht und Schatten
waren gehörig vertheilt, oder vielmehr der Schatten
waltete ob, indem das Fenſterlicht in den meiſten
Zimmern durch ſchwere Vorhänge und Vorſatzſtücke
gedämpft war. In ſchwarzen Rahmen hingen zwi¬
ſchen den andern Raritäten Landſchaften in Waſſer¬
farben, römiſche Ruinen, zerſtörte Kirchhöfe, Hünen¬
gräber, bemooſte Cruzifixe darſtellend, über dem Meere
hing der Mond in Nebelwolken, oder die Sonne ging
auf, und beleuchtete trauernde Geſtalten oder Knieende
um ein bekreuztes Grab. Auch ſah man näher den
Thüren bereits einige der ſchmal geſchnittenen Holz¬
bilder, auf deren Goldgrund jene hagern, kindlichen
Figuren mit den Unſchuldsköpfen ſich präſentirten, die
erſt ſpäter in Berlin zur äſthetiſchen Anbetung kommen
ſollten. Die modernen Beſucher gingen noch ziemlich
theilnahmlos an dieſen florentiniſchen Stücken vorüber,
während die Mondſcheinskreuze, die verdorrten Kränze
an den eingefallenen Gräbern manchen Seufzer oder
aus ſchönen Augen eine Thräne lockten. „Der Stufen
zur Erkenntniß ſind viele, pflegte die Fürſtin zu ſagen,

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[22/0032] Pfauenwedel; dazwiſchen die rein geſchnittenen Schön¬ heitslinien eines griechiſchen Basreliefs, römiſche Kaiſer und Mohrenköpfe auf echten Conſolen, neben Federkronen von den Sandwichinſeln und urweltlichen Gerippen, Schamanenmänteln und Bogen und Köcher der naturwüchſigen Völkerſchaften Sibiriens. Die Oſtentation alles dieſes Apparates war wenigſtens nicht auffällig, ein gewiſſer Geſchmack hatte in der Vertheilung obgewaltet, Licht und Schatten waren gehörig vertheilt, oder vielmehr der Schatten waltete ob, indem das Fenſterlicht in den meiſten Zimmern durch ſchwere Vorhänge und Vorſatzſtücke gedämpft war. In ſchwarzen Rahmen hingen zwi¬ ſchen den andern Raritäten Landſchaften in Waſſer¬ farben, römiſche Ruinen, zerſtörte Kirchhöfe, Hünen¬ gräber, bemooſte Cruzifixe darſtellend, über dem Meere hing der Mond in Nebelwolken, oder die Sonne ging auf, und beleuchtete trauernde Geſtalten oder Knieende um ein bekreuztes Grab. Auch ſah man näher den Thüren bereits einige der ſchmal geſchnittenen Holz¬ bilder, auf deren Goldgrund jene hagern, kindlichen Figuren mit den Unſchuldsköpfen ſich präſentirten, die erſt ſpäter in Berlin zur äſthetiſchen Anbetung kommen ſollten. Die modernen Beſucher gingen noch ziemlich theilnahmlos an dieſen florentiniſchen Stücken vorüber, während die Mondſcheinskreuze, die verdorrten Kränze an den eingefallenen Gräbern manchen Seufzer oder aus ſchönen Augen eine Thräne lockten. „Der Stufen zur Erkenntniß ſind viele, pflegte die Fürſtin zu ſagen,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/32>, abgerufen am 23.11.2024.