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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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Die Leiche ist heut heimlich ausgegraben -- secirt.
O wir werden noch mehr hören."

Die Wirkung auf die Gesellschaft zu beschreiben,
unternehmen wir nicht, die aufgerissenen Augen, die
bleichen Gesichter, die Taschentücher, die Eau de Co¬
logneflaschen. Die "Unmöglich! Es ist Verleumdung!"
welche zuerst von den Lippen brachen, verstummten
allmälig. Es kamen immer mehr zurück, die es be¬
stätigten, neue Details angaben. Die hatten die Ge¬
richtsdiener, Andere Fuchsius, einen Criminalrath,
einen Gerichtsarzt gesprochen. Die Gesellschaft war
aufgelöst; die Nachrichten wuchsen mit den Ver¬
muthungen. Sie hatte nicht nur ihren Mann ver¬
giftet, auch Kinder, ihre Dienerschaft. Sie war eine
Giftmischerin aus Profession, eine Brinvilliers. Sie
hatte aus einer Apotheke alles Rattengift aufgekauft.

"Daher kann sie keine Mäuse und Ratten sehen."

Eine Dame entsann sich, daß sie einmal eine
ganze Schule zu sich gebeten und traktirt, und die
Kinder waren nachher krank geworden. Sie hatte
die ganze Schule vergiften wollen, das war keine
Frage. Wir wissen nicht, ob in derselben Gesellschaft,
aber am selben Abend schon erzählten Einige, daß
die Lupinus die Intention gehabt, ihre Nachbarschaft,
ja die ganze Jägerstraße aufzuräumen.

"Und in unsrer Stadt! -- In dem aufgeklärten
Berlin! -- Man wird es auswärts nicht glauben.
-- Aber wir werden noch mehr hören."

Nachdem Madame Braunbiegler sich vom ersten

Die Leiche iſt heut heimlich ausgegraben — ſecirt.
O wir werden noch mehr hören.“

Die Wirkung auf die Geſellſchaft zu beſchreiben,
unternehmen wir nicht, die aufgeriſſenen Augen, die
bleichen Geſichter, die Taſchentücher, die Eau de Co¬
logneflaſchen. Die „Unmöglich! Es iſt Verleumdung!“
welche zuerſt von den Lippen brachen, verſtummten
allmälig. Es kamen immer mehr zurück, die es be¬
ſtätigten, neue Details angaben. Die hatten die Ge¬
richtsdiener, Andere Fuchſius, einen Criminalrath,
einen Gerichtsarzt geſprochen. Die Geſellſchaft war
aufgelöſt; die Nachrichten wuchſen mit den Ver¬
muthungen. Sie hatte nicht nur ihren Mann ver¬
giftet, auch Kinder, ihre Dienerſchaft. Sie war eine
Giftmiſcherin aus Profeſſion, eine Brinvilliers. Sie
hatte aus einer Apotheke alles Rattengift aufgekauft.

„Daher kann ſie keine Mäuſe und Ratten ſehen.“

Eine Dame entſann ſich, daß ſie einmal eine
ganze Schule zu ſich gebeten und traktirt, und die
Kinder waren nachher krank geworden. Sie hatte
die ganze Schule vergiften wollen, das war keine
Frage. Wir wiſſen nicht, ob in derſelben Geſellſchaft,
aber am ſelben Abend ſchon erzählten Einige, daß
die Lupinus die Intention gehabt, ihre Nachbarſchaft,
ja die ganze Jägerſtraße aufzuräumen.

„Und in unſrer Stadt! — In dem aufgeklärten
Berlin! — Man wird es auswärts nicht glauben.
— Aber wir werden noch mehr hören.“

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[162/0172] Die Leiche iſt heut heimlich ausgegraben — ſecirt. O wir werden noch mehr hören.“ Die Wirkung auf die Geſellſchaft zu beſchreiben, unternehmen wir nicht, die aufgeriſſenen Augen, die bleichen Geſichter, die Taſchentücher, die Eau de Co¬ logneflaſchen. Die „Unmöglich! Es iſt Verleumdung!“ welche zuerſt von den Lippen brachen, verſtummten allmälig. Es kamen immer mehr zurück, die es be¬ ſtätigten, neue Details angaben. Die hatten die Ge¬ richtsdiener, Andere Fuchſius, einen Criminalrath, einen Gerichtsarzt geſprochen. Die Geſellſchaft war aufgelöſt; die Nachrichten wuchſen mit den Ver¬ muthungen. Sie hatte nicht nur ihren Mann ver¬ giftet, auch Kinder, ihre Dienerſchaft. Sie war eine Giftmiſcherin aus Profeſſion, eine Brinvilliers. Sie hatte aus einer Apotheke alles Rattengift aufgekauft. „Daher kann ſie keine Mäuſe und Ratten ſehen.“ Eine Dame entſann ſich, daß ſie einmal eine ganze Schule zu ſich gebeten und traktirt, und die Kinder waren nachher krank geworden. Sie hatte die ganze Schule vergiften wollen, das war keine Frage. Wir wiſſen nicht, ob in derſelben Geſellſchaft, aber am ſelben Abend ſchon erzählten Einige, daß die Lupinus die Intention gehabt, ihre Nachbarſchaft, ja die ganze Jägerſtraße aufzuräumen. „Und in unſrer Stadt! — In dem aufgeklärten Berlin! — Man wird es auswärts nicht glauben. — Aber wir werden noch mehr hören.“ Nachdem Madame Braunbiegler ſich vom erſten

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/172>, abgerufen am 25.11.2024.