Es waren nur die fürchterlichsten Momente, wo er Kraft bedurfte, und er konnte sie in sich nicht finden. Wer sah den Angstschweiß auf seiner Stirn, wer, wie die Knie wankten, wie er sich an das Trep¬ pengeländer hielt, als er hinunterstieg. Es war ein saurer Gang. Warum? das wußte er sich nicht zu sagen. Er hatte schon viele Gänge der Art gemacht.
Aber draußen sah man ihm nichts davon an. Wie der Hahn, um die Witterung anzukrähen, schlürfte er sie ein. Die Luft war grau, regenhaltig, eine bange Stimmung, wie sie einem großen Un¬ glück vorangeht. Der Tausendkünstler hatte schnell die Physiognomie sich angeeignet.
Wo fand er nicht auf der Straße Bekannte! Wo sah man sich nicht ängstlich an, hatte sich trübe Nachrichten, bange Ahnungen mitzutheilen. Schon wandelten Frauengestalten in Trauer, die frühe Nach¬ wirkung des Gefechtes von Saalfeld.
Der Baron Eitelbach ging zur Börse. Er ward unterwegs von Mehren angesprochen. Man condo¬ lirte ihm. "Wie nahm sie's auf?" -- "Ich kann wohl sagen, sie deployirt eine große Seelenstärke." -- "Ist's denn auch ganz gewiß?" -- "Na, warum denn nicht? Sein Neveu, der Wolfskehl, hat ihn selbst vom Pferde hauen sehn; er hat's hergeschrieben."
Der Legationsrath trat in dem Augenblick an die Gruppe, und es war der vollste Ausdruck inni¬ ger Theilnahme, mit der er dem Baron die Hand
Es waren nur die fürchterlichſten Momente, wo er Kraft bedurfte, und er konnte ſie in ſich nicht finden. Wer ſah den Angſtſchweiß auf ſeiner Stirn, wer, wie die Knie wankten, wie er ſich an das Trep¬ pengeländer hielt, als er hinunterſtieg. Es war ein ſaurer Gang. Warum? das wußte er ſich nicht zu ſagen. Er hatte ſchon viele Gänge der Art gemacht.
Aber draußen ſah man ihm nichts davon an. Wie der Hahn, um die Witterung anzukrähen, ſchlürfte er ſie ein. Die Luft war grau, regenhaltig, eine bange Stimmung, wie ſie einem großen Un¬ glück vorangeht. Der Tauſendkünſtler hatte ſchnell die Phyſiognomie ſich angeeignet.
Wo fand er nicht auf der Straße Bekannte! Wo ſah man ſich nicht ängſtlich an, hatte ſich trübe Nachrichten, bange Ahnungen mitzutheilen. Schon wandelten Frauengeſtalten in Trauer, die frühe Nach¬ wirkung des Gefechtes von Saalfeld.
Der Baron Eitelbach ging zur Börſe. Er ward unterwegs von Mehren angeſprochen. Man condo¬ lirte ihm. „Wie nahm ſie's auf?“ — „Ich kann wohl ſagen, ſie deployirt eine große Seelenſtärke.“ — „Iſt's denn auch ganz gewiß?“ — „Na, warum denn nicht? Sein Neveu, der Wolfskehl, hat ihn ſelbſt vom Pferde hauen ſehn; er hat's hergeſchrieben.“
Der Legationsrath trat in dem Augenblick an die Gruppe, und es war der vollſte Ausdruck inni¬ ger Theilnahme, mit der er dem Baron die Hand
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Es waren nur die fürchterlichſten Momente, wo er
Kraft bedurfte, und er konnte ſie in ſich nicht finden.
Wer ſah den Angſtſchweiß auf ſeiner Stirn, wer,
wie die Knie wankten, wie er ſich an das Trep¬
pengeländer hielt, als er hinunterſtieg. Es war
ein ſaurer Gang. Warum? das wußte er ſich
nicht zu ſagen. Er hatte ſchon viele Gänge der Art
gemacht.
Aber draußen ſah man ihm nichts davon an.
Wie der Hahn, um die Witterung anzukrähen,
ſchlürfte er ſie ein. Die Luft war grau, regenhaltig,
eine bange Stimmung, wie ſie einem großen Un¬
glück vorangeht. Der Tauſendkünſtler hatte ſchnell
die Phyſiognomie ſich angeeignet.
Wo fand er nicht auf der Straße Bekannte!
Wo ſah man ſich nicht ängſtlich an, hatte ſich trübe
Nachrichten, bange Ahnungen mitzutheilen. Schon
wandelten Frauengeſtalten in Trauer, die frühe Nach¬
wirkung des Gefechtes von Saalfeld.
Der Baron Eitelbach ging zur Börſe. Er ward
unterwegs von Mehren angeſprochen. Man condo¬
lirte ihm. „Wie nahm ſie's auf?“ — „Ich kann
wohl ſagen, ſie deployirt eine große Seelenſtärke.“
— „Iſt's denn auch ganz gewiß?“ — „Na, warum
denn nicht? Sein Neveu, der Wolfskehl, hat ihn
ſelbſt vom Pferde hauen ſehn; er hat's hergeſchrieben.“
Der Legationsrath trat in dem Augenblick an
die Gruppe, und es war der vollſte Ausdruck inni¬
ger Theilnahme, mit der er dem Baron die Hand
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/338>, abgerufen am 21.11.2024.
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