Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.Das Wasser im Kesselchen zwischen uns brodelte heftig, "Ich bin zu deinem Frühstück hergekommen, wie Er deutete auf eine zweite Tasse, die bereit stand, "Ich hoffte, du würdest kommen. -- -- Willst du Ich erhob mich und griff nach dem Theetopf. Aber Es war etwas so ganz andres, sich im vollen, nüch¬ "Es geht nicht an, daß wir hier stumm dasitzen," "Du willst wohl aufpassen, ob ich bei meinem Farben¬ "Ach nein," versetzte er so ernsthaft erstaunt, daß Das Waſſer im Keſſelchen zwiſchen uns brodelte heftig, „Ich bin zu deinem Frühſtück hergekommen, wie Er deutete auf eine zweite Taſſe, die bereit ſtand, „Ich hoffte, du würdeſt kommen. — — Willſt du Ich erhob mich und griff nach dem Theetopf. Aber Es war etwas ſo ganz andres, ſich im vollen, nüch¬ „Es geht nicht an, daß wir hier ſtumm daſitzen,“ „Du willſt wohl aufpaſſen, ob ich bei meinem Farben¬ „Ach nein,“ verſetzte er ſo ernſthaft erſtaunt, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0134" n="130"/> <fw type="pageNum" place="top">— 130 —<lb/></fw> <p>Das Waſſer im Keſſelchen zwiſchen uns brodelte heftig,<lb/> und um das Schweigen zu brechen, bemerkte ich heiter:</p><lb/> <p>„Ich bin zu deinem Frühſtück hergekommen, wie<lb/> du ſiehſt. Wirſt du mir auch zu trinken geben?“</p><lb/> <p>Er deutete auf eine zweite Taſſe, die bereit ſtand,<lb/> und äußerte zögernd:</p><lb/> <p>„Ich hoffte, du würdeſt kommen. — — Willſt du<lb/> nicht, — — wenn es dir nicht — — willſt du<lb/> mir nicht die Freude machen, uns den Thee zu bereiten?“</p><lb/> <p>Ich erhob mich und griff nach dem Theetopf. Aber<lb/> während ich mit dem Geſchirr hantierte, trat wieder das<lb/> Schweigen ein, und ich fühlte mit Verlegenheit, wie<lb/> Benno, der ſtumm daſaß und rauchte, den Blick nicht<lb/> von meinen Händen ließ.</p><lb/> <p>Es war etwas ſo ganz andres, ſich im vollen, nüch¬<lb/> ternen Tageslicht wiederzuſehen, als am Abend vorher in<lb/> der Schneenacht. Man ſcheut ſich unwillkürlich vor all<lb/> den leiſe mitflüſternden Erinnerungen, die ſchwer ſind<lb/> von alten Träumen, und die ſich in der hellen Wirk¬<lb/> lichkeit des Tages nicht zurechtfinden können, ſondern<lb/> allem unverſehens phantaſtiſche Lichter aufſetzen, — blaſſe,<lb/> myſtiſche Lichtlein —.</p><lb/> <p>„Es geht nicht an, daß wir hier ſtumm daſitzen,“<lb/> dachte ich unruhig und ſagte ſchließlich hoffnungslos, nur<lb/> um irgend ein lautes Wort zu finden, ſcherzend:</p><lb/> <p>„Du willſt wohl aufpaſſen, ob ich bei meinem Farben¬<lb/> kleckſerberuf noch zur geringſten weiblichen, häuslichen<lb/> Arbeit tauglich geblieben bin.“</p><lb/> <p>„Ach nein,“ verſetzte er ſo ernſthaft erſtaunt, daß<lb/> man ſeiner Stimme anhörte, von wie weit er eben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0134]
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Das Waſſer im Keſſelchen zwiſchen uns brodelte heftig,
und um das Schweigen zu brechen, bemerkte ich heiter:
„Ich bin zu deinem Frühſtück hergekommen, wie
du ſiehſt. Wirſt du mir auch zu trinken geben?“
Er deutete auf eine zweite Taſſe, die bereit ſtand,
und äußerte zögernd:
„Ich hoffte, du würdeſt kommen. — — Willſt du
nicht, — — wenn es dir nicht — — willſt du
mir nicht die Freude machen, uns den Thee zu bereiten?“
Ich erhob mich und griff nach dem Theetopf. Aber
während ich mit dem Geſchirr hantierte, trat wieder das
Schweigen ein, und ich fühlte mit Verlegenheit, wie
Benno, der ſtumm daſaß und rauchte, den Blick nicht
von meinen Händen ließ.
Es war etwas ſo ganz andres, ſich im vollen, nüch¬
ternen Tageslicht wiederzuſehen, als am Abend vorher in
der Schneenacht. Man ſcheut ſich unwillkürlich vor all
den leiſe mitflüſternden Erinnerungen, die ſchwer ſind
von alten Träumen, und die ſich in der hellen Wirk¬
lichkeit des Tages nicht zurechtfinden können, ſondern
allem unverſehens phantaſtiſche Lichter aufſetzen, — blaſſe,
myſtiſche Lichtlein —.
„Es geht nicht an, daß wir hier ſtumm daſitzen,“
dachte ich unruhig und ſagte ſchließlich hoffnungslos, nur
um irgend ein lautes Wort zu finden, ſcherzend:
„Du willſt wohl aufpaſſen, ob ich bei meinem Farben¬
kleckſerberuf noch zur geringſten weiblichen, häuslichen
Arbeit tauglich geblieben bin.“
„Ach nein,“ verſetzte er ſo ernſthaft erſtaunt, daß
man ſeiner Stimme anhörte, von wie weit er eben
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