Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.sammen und drehte sich so geschwind herum, daß der "O ja!" sagte sie, "aber damals waren Sie an¬ "Aber warum denn, Mutchen? was ist denn mit Sie flog auf mich zu, küßte mich und flüsterte "Ich meine nur, weil Sie so aussehen, daß jeder¬ "Wirst du aufhören, mit solchen Dingen zu tän¬ "Ich kann mir denken, daß sie dir auch jetzt noch "Ich habe sie noch -- für einen gewissen Fall, wenn ſammen und drehte ſich ſo geſchwind herum, daß der „O ja!“ ſagte ſie, „aber damals waren Sie an¬ „Aber warum denn, Mutchen? was iſt denn mit Sie flog auf mich zu, küßte mich und flüſterte „Ich meine nur, weil Sie ſo ausſehen, daß jeder¬ „Wirſt du aufhören, mit ſolchen Dingen zu tän¬ „Ich kann mir denken, daß ſie dir auch jetzt noch „Ich habe ſie noch — für einen gewiſſen Fall, wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141" n="137"/><fw type="pageNum" place="top">— 137 —<lb/></fw>ſammen und drehte ſich ſo geſchwind herum, daß der<lb/> kurze Mozartzopf in ihrem Nacken mitflog. Sie war eine<lb/> ganz allerliebſte kleine Perſon von etwa achtzehn Jahren,<lb/> und der heiterſte Uebermut blitzte aus ihren hübſchen<lb/> Augen. Als ich ſie herzlich begrüßte und ſie fragte, ob<lb/> ſie ſich meiner auch noch erinnere, da ſah ſie mich mit<lb/> großen, liſtigen Augen an und atmete tief auf.</p><lb/> <p>„O ja!“ ſagte ſie, „aber damals waren Sie an¬<lb/> ders —. O, ſo wie Sie, — ja, ſo möchte ich ausſehen!“</p><lb/> <p>„Aber warum denn, Mutchen? was iſt denn mit<lb/> mir?“ fragte ich verwundert über dieſen Ton.</p><lb/> <p>Sie flog auf mich zu, küßte mich und flüſterte<lb/> lachend:</p><lb/> <p>„Ich meine nur, weil Sie ſo ausſehen, daß jeder¬<lb/> mann — jeder Mann — Sie gern haben muß.“</p><lb/> <p>„Wirſt du aufhören, mit ſolchen Dingen zu tän¬<lb/> deln!“ rief Gabriele aufgebracht, die eben ihre Sachen<lb/> abgelegt und nur die letzten Worte recht gehört hatte, „du<lb/> biſt das unnützeſte Geſchöpf auf der Welt. Es iſt nicht<lb/> das geringſte Vernünftige mit ihr aufzuſtellen,“ fügte ſie<lb/> unwillig, zu mir gewandt, hinzu, während Mutchen<lb/> trällernd entfloh.</p><lb/> <p>„Ich kann mir denken, daß ſie dir auch jetzt noch<lb/> zu thun giebt,“ ſagte ich, „überhaupt hab ich dich innig<lb/> nach dem Tode eurer Mutter bedauert. Denn nun biſt<lb/> du natürlich hier gebundener als je. Und du hatteſt doch<lb/> ganz andre Pläne.“</p><lb/> <p>„Ich habe ſie noch — für einen gewiſſen Fall, wenn<lb/> der eintritt,“ antwortete Gabriele und ſetzte ſich zu mir,<lb/> „aber es iſt mir einſtweilen recht, hier zu ſein und den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0141]
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ſammen und drehte ſich ſo geſchwind herum, daß der
kurze Mozartzopf in ihrem Nacken mitflog. Sie war eine
ganz allerliebſte kleine Perſon von etwa achtzehn Jahren,
und der heiterſte Uebermut blitzte aus ihren hübſchen
Augen. Als ich ſie herzlich begrüßte und ſie fragte, ob
ſie ſich meiner auch noch erinnere, da ſah ſie mich mit
großen, liſtigen Augen an und atmete tief auf.
„O ja!“ ſagte ſie, „aber damals waren Sie an¬
ders —. O, ſo wie Sie, — ja, ſo möchte ich ausſehen!“
„Aber warum denn, Mutchen? was iſt denn mit
mir?“ fragte ich verwundert über dieſen Ton.
Sie flog auf mich zu, küßte mich und flüſterte
lachend:
„Ich meine nur, weil Sie ſo ausſehen, daß jeder¬
mann — jeder Mann — Sie gern haben muß.“
„Wirſt du aufhören, mit ſolchen Dingen zu tän¬
deln!“ rief Gabriele aufgebracht, die eben ihre Sachen
abgelegt und nur die letzten Worte recht gehört hatte, „du
biſt das unnützeſte Geſchöpf auf der Welt. Es iſt nicht
das geringſte Vernünftige mit ihr aufzuſtellen,“ fügte ſie
unwillig, zu mir gewandt, hinzu, während Mutchen
trällernd entfloh.
„Ich kann mir denken, daß ſie dir auch jetzt noch
zu thun giebt,“ ſagte ich, „überhaupt hab ich dich innig
nach dem Tode eurer Mutter bedauert. Denn nun biſt
du natürlich hier gebundener als je. Und du hatteſt doch
ganz andre Pläne.“
„Ich habe ſie noch — für einen gewiſſen Fall, wenn
der eintritt,“ antwortete Gabriele und ſetzte ſich zu mir,
„aber es iſt mir einſtweilen recht, hier zu ſein und den
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