Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.Hausstand weiterzuführen. Das kann ich dir nicht er¬ Ich schaute sie nicht ganz ohne die alte unwillkür¬ "Das glaub ich von dir," erwiderte ich, "mir "Dir --?!" Gabriele lachte; "du hast ja grade "Durchgesetzt? -- nein, nichts. Alles nur geschenkt Sie zuckte die Achseln. "Du bekommst es eben geschenkt, -- wir andern "Das könnte auch dir noch passieren, Gabriele." Sie wurde sehr rot und entgegnete heftig: "Du meinst doch nicht etwa, daß die Brieger Herren "Wie denn: schlimm?" fragte ich. "Noch ebenso anmaßend und dünkelhaft und zurück¬ Hausſtand weiterzuführen. Das kann ich dir nicht er¬ Ich ſchaute ſie nicht ganz ohne die alte unwillkür¬ „Das glaub ich von dir,“ erwiderte ich, „mir „Dir —?!“ Gabriele lachte; „du haſt ja grade „Durchgeſetzt? — nein, nichts. Alles nur geſchenkt Sie zuckte die Achſeln. „Du bekommſt es eben geſchenkt, — wir andern „Das könnte auch dir noch paſſieren, Gabriele.“ Sie wurde ſehr rot und entgegnete heftig: „Du meinſt doch nicht etwa, daß die Brieger Herren „Wie denn: ſchlimm?“ fragte ich. „Noch ebenſo anmaßend und dünkelhaft und zurück¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0142" n="138"/><fw type="pageNum" place="top">— 138 —<lb/></fw>Hausſtand weiterzuführen. Das kann ich dir nicht er¬<lb/> klären. Doch ſei gewiß, gegen meinen Willen thät ich's<lb/> nicht.“</p><lb/> <p>Ich ſchaute ſie nicht ganz ohne die alte unwillkür¬<lb/> liche Bewunderung an, wie ſie das ſo feſt und ruhig aus¬<lb/> ſprach.</p><lb/> <p>„Das glaub ich von dir,“ erwiderte ich, „mir<lb/> wärs unmöglich, etwas ſo gegen meine intimſte Umgebung<lb/> durchzuſetzen.“</p><lb/> <p>„Dir —?!“ Gabriele lachte; „du haſt ja grade<lb/> dein Ziel gegen deine ganze Umgebung durchgeſetzt.“</p><lb/> <p>„Durchgeſetzt? — nein, nichts. Alles nur geſchenkt<lb/> bekommen,“ bemerkte ich leiſe.</p><lb/> <p>Sie zuckte die Achſeln.</p><lb/> <p>„Du bekommſt es eben geſchenkt, — wir andern<lb/> müſſen es erobern. — — Aber nur eine thörichte Heirat<lb/> hätte dich aus dem Geleiſe werfen können.“</p><lb/> <p>„Das könnte auch dir noch paſſieren, Gabriele.“</p><lb/> <p>Sie wurde ſehr rot und entgegnete heftig:</p><lb/> <p>„Du meinſt doch nicht etwa, daß die Brieger Herren<lb/> dafür in Betracht kämen? Die ſind heute noch genau<lb/> ſo ſchlimm, wie ſie damals waren.“</p><lb/> <p>„Wie denn: ſchlimm?“ fragte ich.</p><lb/> <p>„Noch ebenſo anmaßend und dünkelhaft und zurück¬<lb/> geblieben in ihren Anſchauungen, angefangen vom klein¬<lb/> ſten Beamten bis hinauf in die Offizierskreiſe. Nur die<lb/> Form iſt je nach ihrem Stande verſchieden, das Weſen<lb/> iſt daſſelbe. Glaubſt du, auch nur einer von ihnen ahnte<lb/> etwas davon, daß wir doch nicht mehr denken wie unſre<lb/> Mütter und Großmütter? Daß wir nicht mehr lauter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0142]
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Hausſtand weiterzuführen. Das kann ich dir nicht er¬
klären. Doch ſei gewiß, gegen meinen Willen thät ich's
nicht.“
Ich ſchaute ſie nicht ganz ohne die alte unwillkür¬
liche Bewunderung an, wie ſie das ſo feſt und ruhig aus¬
ſprach.
„Das glaub ich von dir,“ erwiderte ich, „mir
wärs unmöglich, etwas ſo gegen meine intimſte Umgebung
durchzuſetzen.“
„Dir —?!“ Gabriele lachte; „du haſt ja grade
dein Ziel gegen deine ganze Umgebung durchgeſetzt.“
„Durchgeſetzt? — nein, nichts. Alles nur geſchenkt
bekommen,“ bemerkte ich leiſe.
Sie zuckte die Achſeln.
„Du bekommſt es eben geſchenkt, — wir andern
müſſen es erobern. — — Aber nur eine thörichte Heirat
hätte dich aus dem Geleiſe werfen können.“
„Das könnte auch dir noch paſſieren, Gabriele.“
Sie wurde ſehr rot und entgegnete heftig:
„Du meinſt doch nicht etwa, daß die Brieger Herren
dafür in Betracht kämen? Die ſind heute noch genau
ſo ſchlimm, wie ſie damals waren.“
„Wie denn: ſchlimm?“ fragte ich.
„Noch ebenſo anmaßend und dünkelhaft und zurück¬
geblieben in ihren Anſchauungen, angefangen vom klein¬
ſten Beamten bis hinauf in die Offizierskreiſe. Nur die
Form iſt je nach ihrem Stande verſchieden, das Weſen
iſt daſſelbe. Glaubſt du, auch nur einer von ihnen ahnte
etwas davon, daß wir doch nicht mehr denken wie unſre
Mütter und Großmütter? Daß wir nicht mehr lauter
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