Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.Form zu wechseln schienen; nur wie ein promovierter "Ich wäre wirklich neugierig," bemerkte er, "wie "Wie ich sie mir denken würde? O ganz einfach. "Das ist gar nicht übel gesagt! -- Aber doch wohl Sie schüttelte den Kopf. "Ich nicht. Dann ginge ja das Kostbarste, was "Was ist denn nach Ihrer Meinung das Kostbarste, Sie bog in die Admiralität ein und entzog ihm "Frieden!" sagte sie leise. "Frieden!" dachte er zweifelnd und folgte ihr in Form zu wechſeln ſchienen; nur wie ein promovierter „Ich wäre wirklich neugierig,“ bemerkte er, „wie „Wie ich ſie mir denken würde? O ganz einfach. „Das iſt gar nicht übel geſagt! — Aber doch wohl Sie ſchüttelte den Kopf. „Ich nicht. Dann ginge ja das Koſtbarſte, was „Was iſt denn nach Ihrer Meinung das Koſtbarſte, Sie bog in die Admiralität ein und entzog ihm „Frieden!“ ſagte ſie leiſe. „Frieden!“ dachte er zweifelnd und folgte ihr in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="40"/><fw type="pageNum" place="top">— 40 —<lb/></fw>Form zu wechſeln ſchienen; nur wie ein promovierter<lb/> Doktor ſah ſie niemals aus, eher wie alles andre.</p><lb/> <p>„Ich wäre wirklich neugierig,“ bemerkte er, „wie<lb/> Sie ſich die Liebe denken würden, wenn Sie daraufhin<lb/> examiniert werden ſollten, anſtatt auf Philologie, Ge¬<lb/> ſchichte ꝛc.“</p><lb/> <p>„Wie ich ſie mir denken würde? O ganz einfach.<lb/> So ganz einfach und geſund. Ich würde ſie dann ſicher<lb/> mit den Dingen vergleichen, die am allerwenigſten dä¬<lb/> moniſch und romantiſch ſind. Mit dem guten geſegneten<lb/> Brot, womit wir täglich unſern Hunger ſtillen, mit dem<lb/> friſchen erhaltenden Luftſtrom, dem wir jeden Tag unſre<lb/> Stube öffnen. Mit einem Wort: mit dem Wichtigſten,<lb/> Schönſten und Selbſtverſtändlichſten, dem wir alles ver¬<lb/> danken, und wovon wir am wenigſten Phraſen machen.“</p><lb/> <p>„Das iſt gar nicht übel geſagt! — Aber doch wohl<lb/> noch etwas andres erwartet ihr davon: die große Sen¬<lb/> ſation des Lebens, — glauben Sie nicht? — vor allem<lb/> die Senſation.“</p><lb/> <p>Sie ſchüttelte den Kopf.</p><lb/> <p>„Ich nicht. Dann ginge ja das Koſtbarſte, was<lb/> man damit empfängt, verloren, denk ich mir.“</p><lb/> <p>„Was iſt denn nach Ihrer Meinung das Koſtbarſte,<lb/> was die Liebe Euch geben kann?“ fragte er lächelnd.</p><lb/> <p>Sie bog in die Admiralität ein und entzog ihm<lb/> damit den Blick auf ihr Geſicht.</p><lb/> <p>„Frieden!“ ſagte ſie leiſe.</p><lb/> <p>„Frieden!“ dachte er zweifelnd und folgte ihr in<lb/> das goldſtrotzende, weitläufige Gebäude, wo der Ad¬<lb/> miral Baron Michael Ravenius einen Seitenflügel be¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0044]
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Form zu wechſeln ſchienen; nur wie ein promovierter
Doktor ſah ſie niemals aus, eher wie alles andre.
„Ich wäre wirklich neugierig,“ bemerkte er, „wie
Sie ſich die Liebe denken würden, wenn Sie daraufhin
examiniert werden ſollten, anſtatt auf Philologie, Ge¬
ſchichte ꝛc.“
„Wie ich ſie mir denken würde? O ganz einfach.
So ganz einfach und geſund. Ich würde ſie dann ſicher
mit den Dingen vergleichen, die am allerwenigſten dä¬
moniſch und romantiſch ſind. Mit dem guten geſegneten
Brot, womit wir täglich unſern Hunger ſtillen, mit dem
friſchen erhaltenden Luftſtrom, dem wir jeden Tag unſre
Stube öffnen. Mit einem Wort: mit dem Wichtigſten,
Schönſten und Selbſtverſtändlichſten, dem wir alles ver¬
danken, und wovon wir am wenigſten Phraſen machen.“
„Das iſt gar nicht übel geſagt! — Aber doch wohl
noch etwas andres erwartet ihr davon: die große Sen¬
ſation des Lebens, — glauben Sie nicht? — vor allem
die Senſation.“
Sie ſchüttelte den Kopf.
„Ich nicht. Dann ginge ja das Koſtbarſte, was
man damit empfängt, verloren, denk ich mir.“
„Was iſt denn nach Ihrer Meinung das Koſtbarſte,
was die Liebe Euch geben kann?“ fragte er lächelnd.
Sie bog in die Admiralität ein und entzog ihm
damit den Blick auf ihr Geſicht.
„Frieden!“ ſagte ſie leiſe.
„Frieden!“ dachte er zweifelnd und folgte ihr in
das goldſtrotzende, weitläufige Gebäude, wo der Ad¬
miral Baron Michael Ravenius einen Seitenflügel be¬
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