Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.hilflichen (nicht culinarischen) lateinischen Terminus "Placenta" Zur augenfälligen Bestätigung des schon von Herrn von Ueber die Menschenfresser sage ich gar nichts. Wer recht Von Afrika erwähne ich nur, und zwar kurz, die civilisirte- In Oran ißt man häufig Omelettes von Straußeneiern, Die wohlhabenderen Colonisten am Cap, besonders die hilflichen (nicht culinariſchen) lateiniſchen Terminus „Placenta“ Zur augenfaͤlligen Beſtaͤtigung des ſchon von Herrn von Ueber die Menſchenfreſſer ſage ich gar nichts. Wer recht Von Afrika erwaͤhne ich nur, und zwar kurz, die civiliſirte- In Oran ißt man haͤufig Omelettes von Straußeneiern, Die wohlhabenderen Coloniſten am Cap, beſonders die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="53"/> hilflichen (nicht culinariſchen) lateiniſchen Terminus <hi rendition="#aq">„Placenta“</hi><lb/> zu bezeichnen wage.</p><lb/> <p>Zur augenfaͤlligen Beſtaͤtigung des ſchon von Herrn <hi rendition="#g">von<lb/> Rumohr</hi> ausgeſprochnen Satzes: daß der Menſch iſt wie er<lb/> ißt, nenne ich nur noch die Oſtjacken, die nicht einmal eine be-<lb/> ſtimmte Zeit zum Eſſen haben, ſondern ſich, je nachdem dieſer<lb/> oder jener gerade Hunger, oder was zu eſſen hat, an dem im-<lb/> mer in der Mitte der Huͤtte brennenden Feuer kochen oder bra-<lb/> ten. Doch freſſen ſie ihre Fiſche, oder noch lieber deren Fett<lb/> allein, auch haͤufig roh. Eben ſo: Hirn, Herz, Lunge, Leber<lb/> und das Mark des erlegten Wildprets. Ihren Goͤtterbildern<lb/> ſchmieren ſie das Maul mit Fiſchfett.</p><lb/> <p>Ueber die Menſchenfreſſer ſage ich gar nichts. Wer recht<lb/> deutlich hieruͤber, namentlich wie ſehr man ſich vor ihnen<lb/> fuͤrchten koͤnnte, berichtet ſein will, leſe die beruͤhmte Braſilia-<lb/> niſche Reiſe von <hi rendition="#g">Spix</hi> und <hi rendition="#g">Martius</hi>. Auch die Thon- und<lb/> Erdeneſſer, ſo wie die Betelkauer verſchiedener Nationen ver-<lb/> dienen keine naͤhere Erwaͤhnung.</p><lb/> <p>Von Afrika erwaͤhne ich nur, und zwar kurz, die civiliſirte-<lb/> ren ſuͤdlichſten und noͤrdlichſten Punkte. Entdeckungsreiſen in’s<lb/> Innere von Afrika ſind bekanntlich ſehr mißlich, und wuͤrden<lb/> uns auch zu geringe Reſultate gewaͤhren.</p><lb/> <p>In Oran ißt man haͤufig Omelettes von Straußeneiern,<lb/> und die Loͤwen und Schakalsbraten finden viele Liebhaber. Da-<lb/> gegen ſollen gebratene Affen ein ganz abſonderliches Bild dar-<lb/> bieten, und indem ſie an einen heiligen <hi rendition="#g">Laurentius, Bartholo-<lb/> maͤus</hi> und andere ſchauderhaft entſtellte Maͤrtyrer erinnern, fuͤr<lb/> feinere Geſchmaͤcke ſehr viel Abſtoßendes haben.</p><lb/> <p>Die wohlhabenderen Coloniſten am Cap, beſonders die<lb/> Hollaͤndiſchen, zeichnen ſich mehr durch die Frequenz ihrer<lb/> Mahlzeiten, deren ſie nicht weniger als ſieben taͤglich zu halten<lb/> pflegen, als durch irgend welche Beſonderheiten der Speiſen<lb/> oder des Eſſens aus. Morgens um ſechs Uhr wird Caffee mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0067]
hilflichen (nicht culinariſchen) lateiniſchen Terminus „Placenta“
zu bezeichnen wage.
Zur augenfaͤlligen Beſtaͤtigung des ſchon von Herrn von
Rumohr ausgeſprochnen Satzes: daß der Menſch iſt wie er
ißt, nenne ich nur noch die Oſtjacken, die nicht einmal eine be-
ſtimmte Zeit zum Eſſen haben, ſondern ſich, je nachdem dieſer
oder jener gerade Hunger, oder was zu eſſen hat, an dem im-
mer in der Mitte der Huͤtte brennenden Feuer kochen oder bra-
ten. Doch freſſen ſie ihre Fiſche, oder noch lieber deren Fett
allein, auch haͤufig roh. Eben ſo: Hirn, Herz, Lunge, Leber
und das Mark des erlegten Wildprets. Ihren Goͤtterbildern
ſchmieren ſie das Maul mit Fiſchfett.
Ueber die Menſchenfreſſer ſage ich gar nichts. Wer recht
deutlich hieruͤber, namentlich wie ſehr man ſich vor ihnen
fuͤrchten koͤnnte, berichtet ſein will, leſe die beruͤhmte Braſilia-
niſche Reiſe von Spix und Martius. Auch die Thon- und
Erdeneſſer, ſo wie die Betelkauer verſchiedener Nationen ver-
dienen keine naͤhere Erwaͤhnung.
Von Afrika erwaͤhne ich nur, und zwar kurz, die civiliſirte-
ren ſuͤdlichſten und noͤrdlichſten Punkte. Entdeckungsreiſen in’s
Innere von Afrika ſind bekanntlich ſehr mißlich, und wuͤrden
uns auch zu geringe Reſultate gewaͤhren.
In Oran ißt man haͤufig Omelettes von Straußeneiern,
und die Loͤwen und Schakalsbraten finden viele Liebhaber. Da-
gegen ſollen gebratene Affen ein ganz abſonderliches Bild dar-
bieten, und indem ſie an einen heiligen Laurentius, Bartholo-
maͤus und andere ſchauderhaft entſtellte Maͤrtyrer erinnern, fuͤr
feinere Geſchmaͤcke ſehr viel Abſtoßendes haben.
Die wohlhabenderen Coloniſten am Cap, beſonders die
Hollaͤndiſchen, zeichnen ſich mehr durch die Frequenz ihrer
Mahlzeiten, deren ſie nicht weniger als ſieben taͤglich zu halten
pflegen, als durch irgend welche Beſonderheiten der Speiſen
oder des Eſſens aus. Morgens um ſechs Uhr wird Caffee mit
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