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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.

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Backwerk genommen, welches mit Recht eigentlich für nichts ge-
rechnet wird. Um neun Uhr kommt das wirkliche Frühstück, wel-
ches aus Eiern, Fischen, Zungen, Wildpretkeulen und vortreff-
lichem Thee besteht. -- Dieser Thee mag aber so vortrefflich
sein, als immer möglich, so paßt er nicht zu dem Uebrigen. --
Um eilf Uhr folgt ein sogenanntes Tiffin oder Gabelfrühstück,
welches die Mitte hält zwischen dem eigentlichen Frühstück und
dem Mittagessen. Dieses findet um zwei Uhr statt und besteht
aus einer Menge der mannigfaltigsten Gerichte. Gegen drei Uhr
wird Caffee mit trefflichem Gebäck gegeben, um sechs Uhr versam-
melt sich die Familie zum Thee, und um neun Uhr beschließt ein
reichliches Abendessen aus warmen Speisen das mühselige Ta-
gewerk.

Wieder nördlich springend gedenke ich nur noch der, Ma-
deira erzeugenden, Canarischen Inseln. Unzweckmäßig für die-
se heiße Gegend wird da um zwölf Uhr zu Mittag gegessen; pas-
send ist's dagegen, daß man, um Störungen zu verhüten, alle
Thüren nach der Straße zu bis um drei Uhr Nachmittags schließt.

In vornehmen Häusern besteht die erste Schüssel in einer
Suppe von Rindfleisch, Hammelfleisch, Schweinfleisch, Speck,
Karotten, Rüben, Kartoffeln, Erbsen, Zwiebeln und Safran,
welches Alles zusammengekocht, und wenn es in die Schüssel
gegossen wird, mit dünnen Brodschnitten vermehrt wird. Das
zweite Gericht bilden Braten etc. Das dritte ist das Olio,
oder die Ingredienzen, aus denen die Suppe gemacht war. --
Den Beschluß macht das Dessert, das aus Konfekt und Früch-
ten besteht. Wein, pur und mit Wasser vermischt, ist das Ge-
tränke bei Tisch, sobald aber das Tischtuch weggenommen ist,
trinkt man keinen Wein mehr. Die ausgebrachten Gesundhei-
ten sind: Ihre Gesundheit, mein Herr oder Madame! -- und
die Antwort: "Ich wünsche Ihnen tausend Jahre zu leben"
oder: "Wohl bekomme es Ihnen!" --

Gleich nach dem Essen setzt man eine große massiv silberne,

Backwerk genommen, welches mit Recht eigentlich fuͤr nichts ge-
rechnet wird. Um neun Uhr kommt das wirkliche Fruͤhſtuͤck, wel-
ches aus Eiern, Fiſchen, Zungen, Wildpretkeulen und vortreff-
lichem Thee beſteht. — Dieſer Thee mag aber ſo vortrefflich
ſein, als immer moͤglich, ſo paßt er nicht zu dem Uebrigen. —
Um eilf Uhr folgt ein ſogenanntes Tiffin oder Gabelfruͤhſtuͤck,
welches die Mitte haͤlt zwiſchen dem eigentlichen Fruͤhſtuͤck und
dem Mittageſſen. Dieſes findet um zwei Uhr ſtatt und beſteht
aus einer Menge der mannigfaltigſten Gerichte. Gegen drei Uhr
wird Caffee mit trefflichem Gebaͤck gegeben, um ſechs Uhr verſam-
melt ſich die Familie zum Thee, und um neun Uhr beſchließt ein
reichliches Abendeſſen aus warmen Speiſen das muͤhſelige Ta-
gewerk.

Wieder noͤrdlich ſpringend gedenke ich nur noch der, Ma-
deira erzeugenden, Canariſchen Inſeln. Unzweckmaͤßig fuͤr die-
ſe heiße Gegend wird da um zwoͤlf Uhr zu Mittag gegeſſen; paſ-
ſend iſt’s dagegen, daß man, um Stoͤrungen zu verhuͤten, alle
Thuͤren nach der Straße zu bis um drei Uhr Nachmittags ſchließt.

In vornehmen Haͤuſern beſteht die erſte Schuͤſſel in einer
Suppe von Rindfleiſch, Hammelfleiſch, Schweinfleiſch, Speck,
Karotten, Ruͤben, Kartoffeln, Erbſen, Zwiebeln und Safran,
welches Alles zuſammengekocht, und wenn es in die Schuͤſſel
gegoſſen wird, mit duͤnnen Brodſchnitten vermehrt wird. Das
zweite Gericht bilden Braten ꝛc. Das dritte iſt das Olio,
oder die Ingredienzen, aus denen die Suppe gemacht war. —
Den Beſchluß macht das Deſſert, das aus Konfekt und Fruͤch-
ten beſteht. Wein, pur und mit Waſſer vermiſcht, iſt das Ge-
traͤnke bei Tiſch, ſobald aber das Tiſchtuch weggenommen iſt,
trinkt man keinen Wein mehr. Die ausgebrachten Geſundhei-
ten ſind: Ihre Geſundheit, mein Herr oder Madame! — und
die Antwort: „Ich wuͤnſche Ihnen tauſend Jahre zu leben“
oder: „Wohl bekomme es Ihnen!“ —

Gleich nach dem Eſſen ſetzt man eine große maſſiv ſilberne,

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[54/0068] Backwerk genommen, welches mit Recht eigentlich fuͤr nichts ge- rechnet wird. Um neun Uhr kommt das wirkliche Fruͤhſtuͤck, wel- ches aus Eiern, Fiſchen, Zungen, Wildpretkeulen und vortreff- lichem Thee beſteht. — Dieſer Thee mag aber ſo vortrefflich ſein, als immer moͤglich, ſo paßt er nicht zu dem Uebrigen. — Um eilf Uhr folgt ein ſogenanntes Tiffin oder Gabelfruͤhſtuͤck, welches die Mitte haͤlt zwiſchen dem eigentlichen Fruͤhſtuͤck und dem Mittageſſen. Dieſes findet um zwei Uhr ſtatt und beſteht aus einer Menge der mannigfaltigſten Gerichte. Gegen drei Uhr wird Caffee mit trefflichem Gebaͤck gegeben, um ſechs Uhr verſam- melt ſich die Familie zum Thee, und um neun Uhr beſchließt ein reichliches Abendeſſen aus warmen Speiſen das muͤhſelige Ta- gewerk. Wieder noͤrdlich ſpringend gedenke ich nur noch der, Ma- deira erzeugenden, Canariſchen Inſeln. Unzweckmaͤßig fuͤr die- ſe heiße Gegend wird da um zwoͤlf Uhr zu Mittag gegeſſen; paſ- ſend iſt’s dagegen, daß man, um Stoͤrungen zu verhuͤten, alle Thuͤren nach der Straße zu bis um drei Uhr Nachmittags ſchließt. In vornehmen Haͤuſern beſteht die erſte Schuͤſſel in einer Suppe von Rindfleiſch, Hammelfleiſch, Schweinfleiſch, Speck, Karotten, Ruͤben, Kartoffeln, Erbſen, Zwiebeln und Safran, welches Alles zuſammengekocht, und wenn es in die Schuͤſſel gegoſſen wird, mit duͤnnen Brodſchnitten vermehrt wird. Das zweite Gericht bilden Braten ꝛc. Das dritte iſt das Olio, oder die Ingredienzen, aus denen die Suppe gemacht war. — Den Beſchluß macht das Deſſert, das aus Konfekt und Fruͤch- ten beſteht. Wein, pur und mit Waſſer vermiſcht, iſt das Ge- traͤnke bei Tiſch, ſobald aber das Tiſchtuch weggenommen iſt, trinkt man keinen Wein mehr. Die ausgebrachten Geſundhei- ten ſind: Ihre Geſundheit, mein Herr oder Madame! — und die Antwort: „Ich wuͤnſche Ihnen tauſend Jahre zu leben“ oder: „Wohl bekomme es Ihnen!“ — Gleich nach dem Eſſen ſetzt man eine große maſſiv ſilberne,

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Zitationshilfe: Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/68>, abgerufen am 24.11.2024.