Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Carl Bleibtreu. Für ihre Schritte sind die öden Berge, Der stillen Wälder Stimme hören sie. Geheimnißvolle Sehnsucht ist ihr Ferge Zum fernen Wunderland der Phantasie. Es rauscht für sie im Wasser und im Laube Musik von Elfen, Feenmelodie Singt Lerche, Nachtigall und wilde Taube. Sie lauschen auf der Sphären Harmonie. Zum Himmel blickt ihr hoffnungsvoller Glaube: Der Ahnung milde Schauer sie umwehen, Des Weltalls Urgeheimniß sie verstehen. Der Promethidenfunke, nie verdunkelt, Der Wahrheit Blitz erhellt des Lebens Nacht; Durch der Gedanken Sternenräume funkelt Der Mond der Poesie in sanfter Pracht; Und seine Strahlen, die Gefühle, gießen Ein Zauberlicht in ihres Herzens Schacht; Melodisch der Begeist'rung Bronne fließen; Und nun des Abendsterns Magie entfacht, Wenn Wünsche knospen, Hoffnungsveilchen sprießen, Im Allerheiligsten der Seelentriebe Den Himmelsglanz der ewigen Lampe: Liebe. Schutzengel. Originalbeitrag. Drei Geister nahten diese Nacht, Die trübe sinnend ich durchwacht. Mein innres Aug' sah Visionen. Sie thronen nicht im Sternenzelt: Sie sind Geschöpfe dieser Welt, Die als Schutzengel sie bewohnen. Der erste Geist am Lager stand, Schwarz war sein Haar und sein Gewand, Und sprach mit monotonem Laute: "Ich bin der Trost für jeden Schmerz, Das Herz ich weise himmelwärts, Das auf der Falschheit Schwüre baute. Carl Bleibtreu. Für ihre Schritte ſind die öden Berge, Der ſtillen Wälder Stimme hören ſie. Geheimnißvolle Sehnſucht iſt ihr Ferge Zum fernen Wunderland der Phantaſie. Es rauſcht für ſie im Waſſer und im Laube Muſik von Elfen, Feenmelodie Singt Lerche, Nachtigall und wilde Taube. Sie lauſchen auf der Sphären Harmonie. Zum Himmel blickt ihr hoffnungsvoller Glaube: Der Ahnung milde Schauer ſie umwehen, Des Weltalls Urgeheimniß ſie verſtehen. Der Promethidenfunke, nie verdunkelt, Der Wahrheit Blitz erhellt des Lebens Nacht; Durch der Gedanken Sternenräume funkelt Der Mond der Poeſie in ſanfter Pracht; Und ſeine Strahlen, die Gefühle, gießen Ein Zauberlicht in ihres Herzens Schacht; Melodiſch der Begeiſt’rung Bronne fließen; Und nun des Abendſterns Magie entfacht, Wenn Wünſche knospen, Hoffnungsveilchen ſprießen, Im Allerheiligſten der Seelentriebe Den Himmelsglanz der ewigen Lampe: Liebe. Schutzengel. Originalbeitrag. Drei Geiſter nahten dieſe Nacht, Die trübe ſinnend ich durchwacht. Mein innres Aug’ ſah Viſionen. Sie thronen nicht im Sternenzelt: Sie ſind Geſchöpfe dieſer Welt, Die als Schutzengel ſie bewohnen. Der erſte Geiſt am Lager ſtand, Schwarz war ſein Haar und ſein Gewand, Und ſprach mit monotonem Laute: „Ich bin der Troſt für jeden Schmerz, Das Herz ich weiſe himmelwärts, Das auf der Falſchheit Schwüre baute. <TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0336" n="14"/> <fw place="top" type="header">Carl Bleibtreu.</fw><lb/> <lg n="15"> <l>Für ihre Schritte ſind die öden Berge,</l><lb/> <l>Der ſtillen Wälder Stimme hören ſie.</l><lb/> <l>Geheimnißvolle Sehnſucht iſt ihr Ferge</l><lb/> <l>Zum fernen Wunderland der Phantaſie.</l><lb/> <l>Es rauſcht für ſie im Waſſer und im Laube</l><lb/> <l>Muſik von Elfen, Feenmelodie</l><lb/> <l>Singt Lerche, Nachtigall und wilde Taube.</l><lb/> <l>Sie lauſchen auf der Sphären Harmonie.</l><lb/> <l>Zum Himmel blickt ihr hoffnungsvoller Glaube:</l><lb/> <l>Der Ahnung milde Schauer ſie umwehen,</l><lb/> <l>Des Weltalls Urgeheimniß ſie verſtehen.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Der Promethidenfunke, nie verdunkelt,</l><lb/> <l>Der Wahrheit Blitz erhellt des Lebens Nacht;</l><lb/> <l>Durch der Gedanken Sternenräume funkelt</l><lb/> <l>Der Mond der Poeſie in ſanfter Pracht;</l><lb/> <l>Und ſeine Strahlen, die Gefühle, gießen</l><lb/> <l>Ein Zauberlicht in ihres Herzens Schacht;</l><lb/> <l>Melodiſch der Begeiſt’rung Bronne fließen;</l><lb/> <l>Und nun des Abendſterns Magie entfacht,</l><lb/> <l>Wenn Wünſche knospen, Hoffnungsveilchen ſprießen,</l><lb/> <l>Im Allerheiligſten der Seelentriebe</l><lb/> <l>Den Himmelsglanz der ewigen Lampe: Liebe.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Schutzengel</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Drei Geiſter nahten dieſe Nacht,</l><lb/> <l>Die trübe ſinnend ich durchwacht.</l><lb/> <l>Mein innres Aug’ ſah Viſionen.</l><lb/> <l>Sie thronen nicht im Sternenzelt:</l><lb/> <l>Sie ſind Geſchöpfe dieſer Welt,</l><lb/> <l>Die als Schutzengel ſie bewohnen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der erſte Geiſt am Lager ſtand,</l><lb/> <l>Schwarz war ſein Haar und ſein Gewand,</l><lb/> <l>Und ſprach mit monotonem Laute:</l><lb/> <l>„Ich bin der Troſt für jeden Schmerz,</l><lb/> <l>Das Herz ich weiſe himmelwärts,</l><lb/> <l>Das auf der Falſchheit Schwüre baute.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </back> </text> </TEI> [14/0336]
Carl Bleibtreu.
Für ihre Schritte ſind die öden Berge,
Der ſtillen Wälder Stimme hören ſie.
Geheimnißvolle Sehnſucht iſt ihr Ferge
Zum fernen Wunderland der Phantaſie.
Es rauſcht für ſie im Waſſer und im Laube
Muſik von Elfen, Feenmelodie
Singt Lerche, Nachtigall und wilde Taube.
Sie lauſchen auf der Sphären Harmonie.
Zum Himmel blickt ihr hoffnungsvoller Glaube:
Der Ahnung milde Schauer ſie umwehen,
Des Weltalls Urgeheimniß ſie verſtehen.
Der Promethidenfunke, nie verdunkelt,
Der Wahrheit Blitz erhellt des Lebens Nacht;
Durch der Gedanken Sternenräume funkelt
Der Mond der Poeſie in ſanfter Pracht;
Und ſeine Strahlen, die Gefühle, gießen
Ein Zauberlicht in ihres Herzens Schacht;
Melodiſch der Begeiſt’rung Bronne fließen;
Und nun des Abendſterns Magie entfacht,
Wenn Wünſche knospen, Hoffnungsveilchen ſprießen,
Im Allerheiligſten der Seelentriebe
Den Himmelsglanz der ewigen Lampe: Liebe.
Schutzengel.
Originalbeitrag.
Drei Geiſter nahten dieſe Nacht,
Die trübe ſinnend ich durchwacht.
Mein innres Aug’ ſah Viſionen.
Sie thronen nicht im Sternenzelt:
Sie ſind Geſchöpfe dieſer Welt,
Die als Schutzengel ſie bewohnen.
Der erſte Geiſt am Lager ſtand,
Schwarz war ſein Haar und ſein Gewand,
Und ſprach mit monotonem Laute:
„Ich bin der Troſt für jeden Schmerz,
Das Herz ich weiſe himmelwärts,
Das auf der Falſchheit Schwüre baute.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |