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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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schen Kriege in dem gemeinsamen Mitwirken Aller zu großer
That herrliche Gesänge hervorrief. Wer hat es je vor- oder
nachgedichtet, was Zinkgref *) aus aller braven Landsknechte
Mund im öden dreissigjährigen Kriege, lehrend uns zu Gemüthe
führt:

Drum gehe tapfer an, mein Sohn, mein Kriegsgenosse,
Schlag ritterlich darein, dein Leben unverdrossen
Fürs Vaterland aufsez, von dem du frey es auch
Zuvor empfangen hast, das ist der Deutschen Brauch.
Dein Herz und Auge laß mit Eifers Flamme brennen,
Kein menschliche Gewalt wird dich vom andern trennen.
Es weht von deinem Haupt die Fahne bald hinweg,
Der Jugend Uebermuth, der Unordnung erweckt.
Kannst du nicht fechten mehr, du kannst mit deiner Stimme,
Kannst du nicht rufen mehr, mit deiner Augen Grimme
Den Feinden Abbruch thun in deinem Heldenmuth,
Nur wünschend, daß du theur verkaufen mögst dein Blut.**)
Im Feuer sey bedacht, wie du das Lob erwerbest,
Daß du in männlicher Postur und Stellung sterbest,
An deinem Ort bestehst fest mit den Füßen dein,
Und beiß die Zähn zusamm und beyde Lefzen ein.
Daß deine Wunden sich lobwürdig all befinden,
Da vorne auf der Brust, und keine nicht dahinten,
*) Phil. von Sittewald Strafschriften. II. B. S. 573.
**) Bey dem theuren Blutverkaufen der alten Landsknechte ist die Verglei-
chung mit den heutigen von Land zu Land sich stehlenden und angewor-
benen Soldaten sehr traurig; jene kannten ganz den Werth ihres Le-
bens, ließen es sich wohl bezahlen, dieuten ihre Zeit mit Ehre, dem
Tode mit Bewustseyn, -- diese stürzen sich für einen frischen Trunk in
einen frischen Rock, und sehen beym Eintritt in das Thor, wie sie hin-
auslaufen können, wenn der Krieg sie überrascht, als welchen sie gar
nicht ansehen mögen.

ſchen Kriege in dem gemeinſamen Mitwirken Aller zu großer
That herrliche Geſaͤnge hervorrief. Wer hat es je vor- oder
nachgedichtet, was Zinkgref *) aus aller braven Landsknechte
Mund im oͤden dreiſſigjaͤhrigen Kriege, lehrend uns zu Gemuͤthe
fuͤhrt:

Drum gehe tapfer an, mein Sohn, mein Kriegsgenoſſe,
Schlag ritterlich darein, dein Leben unverdroſſen
Fuͤrs Vaterland aufſez, von dem du frey es auch
Zuvor empfangen haſt, das iſt der Deutſchen Brauch.
Dein Herz und Auge laß mit Eifers Flamme brennen,
Kein menſchliche Gewalt wird dich vom andern trennen.
Es weht von deinem Haupt die Fahne bald hinweg,
Der Jugend Uebermuth, der Unordnung erweckt.
Kannſt du nicht fechten mehr, du kannſt mit deiner Stimme,
Kannſt du nicht rufen mehr, mit deiner Augen Grimme
Den Feinden Abbruch thun in deinem Heldenmuth,
Nur wuͤnſchend, daß du theur verkaufen moͤgſt dein Blut.**)
Im Feuer ſey bedacht, wie du das Lob erwerbeſt,
Daß du in maͤnnlicher Poſtur und Stellung ſterbeſt,
An deinem Ort beſtehſt feſt mit den Fuͤßen dein,
Und beiß die Zaͤhn zuſamm und beyde Lefzen ein.
Daß deine Wunden ſich lobwuͤrdig all befinden,
Da vorne auf der Bruſt, und keine nicht dahinten,
*) Phil. von Sittewald Strafſchriften. II. B. S. 573.
**) Bey dem theuren Blutverkaufen der alten Landsknechte iſt die Verglei-
chung mit den heutigen von Land zu Land ſich ſtehlenden und angewor-
benen Soldaten ſehr traurig; jene kannten ganz den Werth ihres Le-
bens, ließen es ſich wohl bezahlen, dieuten ihre Zeit mit Ehre, dem
Tode mit Bewuſtſeyn, — dieſe ſtuͤrzen ſich fuͤr einen friſchen Trunk in
einen friſchen Rock, und ſehen beym Eintritt in das Thor, wie ſie hin-
auslaufen koͤnnen, wenn der Krieg ſie uͤberraſcht, als welchen ſie gar
nicht anſehen moͤgen.
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[449[459]/0468] ſchen Kriege in dem gemeinſamen Mitwirken Aller zu großer That herrliche Geſaͤnge hervorrief. Wer hat es je vor- oder nachgedichtet, was Zinkgref *) aus aller braven Landsknechte Mund im oͤden dreiſſigjaͤhrigen Kriege, lehrend uns zu Gemuͤthe fuͤhrt: Drum gehe tapfer an, mein Sohn, mein Kriegsgenoſſe, Schlag ritterlich darein, dein Leben unverdroſſen Fuͤrs Vaterland aufſez, von dem du frey es auch Zuvor empfangen haſt, das iſt der Deutſchen Brauch. Dein Herz und Auge laß mit Eifers Flamme brennen, Kein menſchliche Gewalt wird dich vom andern trennen. Es weht von deinem Haupt die Fahne bald hinweg, Der Jugend Uebermuth, der Unordnung erweckt. Kannſt du nicht fechten mehr, du kannſt mit deiner Stimme, Kannſt du nicht rufen mehr, mit deiner Augen Grimme Den Feinden Abbruch thun in deinem Heldenmuth, Nur wuͤnſchend, daß du theur verkaufen moͤgſt dein Blut. **) Im Feuer ſey bedacht, wie du das Lob erwerbeſt, Daß du in maͤnnlicher Poſtur und Stellung ſterbeſt, An deinem Ort beſtehſt feſt mit den Fuͤßen dein, Und beiß die Zaͤhn zuſamm und beyde Lefzen ein. Daß deine Wunden ſich lobwuͤrdig all befinden, Da vorne auf der Bruſt, und keine nicht dahinten, *) Phil. von Sittewald Strafſchriften. II. B. S. 573. **) Bey dem theuren Blutverkaufen der alten Landsknechte iſt die Verglei- chung mit den heutigen von Land zu Land ſich ſtehlenden und angewor- benen Soldaten ſehr traurig; jene kannten ganz den Werth ihres Le- bens, ließen es ſich wohl bezahlen, dieuten ihre Zeit mit Ehre, dem Tode mit Bewuſtſeyn, — dieſe ſtuͤrzen ſich fuͤr einen friſchen Trunk in einen friſchen Rock, und ſehen beym Eintritt in das Thor, wie ſie hin- auslaufen koͤnnen, wenn der Krieg ſie uͤberraſcht, als welchen ſie gar nicht anſehen moͤgen.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 449[459]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/468>, abgerufen am 21.11.2024.