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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Lied, die findet sich fast dort allein, wo ein Blat mit Reimen,
die sie an Bildern, oder in Jagdbüchern absuchen *), jung und
alt erfreut. Als zwey eigenthümliche Wiederklänge dieses Sinns,
welche statt zu wiederholen, die Worte umkehren sind die tief-
gefühlten Berglieder der Bayrischen und Tyroler Alpen zu hören,
so auch die rein witzigen Lieder, wie sie zur Zeit des Faschings
in den Tanzkellern der Wiener Vorstädte umgehen, die kommen
und gehen wie die Wünsche, wie die Sorgen der Zeit, ohne
der Ewigkeit eingedruckt zu werden **)


*) Ein trefflicher Aufsatz über Arbeits-Handwerks-Kinderlieder und Tanz-
lieder, der besonders den Unterschied zwischen dem deutschen Tanze und
dem Reihentanze, so wie die eigene Natur des Schleifers mit Enthu-
siasmus entwickelt (im Bragur III. T. S. 207-284.) ist leider nicht
vollendet, viele der dort erwähnten Lieder wünschte ich gerne ganz mit-
theilen zu können.
**) Doch zur Probe einige aus dem Jahre 1802.
1) Aus einem räthselhaften Quodlibet, oder eine Kaskonade:
Potz tausend, schaut fort läuft die Katz,
Geh Plasl lauf, halts auf,
Ein jeder Mensch hat seinen Schatz,
In diesem Lebenslauf.
Als d' Jungfer noch ein Jungfer war,
Hats keine mehr seyn mögen,
Ich wust es alles auf ein Haar,
Ihr Pelz der hing voll Regen.
2) Aus einer Beschreibung der Neuigkeiten im Prater:
Auch ist eine Hütte, wie ihr wohl wißt,
Da läst man sich wägen, wie schwer als man ist,
Ich ging auch einmal hin,
Z' wissen, wie schwer ich bin?
Der Kerl war ein Flegel, er sprach: Hörts der Herr,
Sie sind gewiß ein Schneider und sind gar nicht schwer.
30.

Lied, die findet ſich faſt dort allein, wo ein Blat mit Reimen,
die ſie an Bildern, oder in Jagdbuͤchern abſuchen *), jung und
alt erfreut. Als zwey eigenthuͤmliche Wiederklaͤnge dieſes Sinns,
welche ſtatt zu wiederholen, die Worte umkehren ſind die tief-
gefuͤhlten Berglieder der Bayriſchen und Tyroler Alpen zu hoͤren,
ſo auch die rein witzigen Lieder, wie ſie zur Zeit des Faſchings
in den Tanzkellern der Wiener Vorſtaͤdte umgehen, die kommen
und gehen wie die Wuͤnſche, wie die Sorgen der Zeit, ohne
der Ewigkeit eingedruckt zu werden **)


*) Ein trefflicher Aufſatz uͤber Arbeits-Handwerks-Kinderlieder und Tanz-
lieder, der beſonders den Unterſchied zwiſchen dem deutſchen Tanze und
dem Reihentanze, ſo wie die eigene Natur des Schleifers mit Enthu-
ſiasmus entwickelt (im Bragur III. T. S. 207-284.) iſt leider nicht
vollendet, viele der dort erwaͤhnten Lieder wuͤnſchte ich gerne ganz mit-
theilen zu koͤnnen.
**) Doch zur Probe einige aus dem Jahre 1802.
1) Aus einem raͤthſelhaften Quodlibet, oder eine Kaskonade:
Potz tauſend, ſchaut fort laͤuft die Katz,
Geh Plaſl lauf, halts auf,
Ein jeder Menſch hat ſeinen Schatz,
In dieſem Lebenslauf.
Als d' Jungfer noch ein Jungfer war,
Hats keine mehr ſeyn moͤgen,
Ich wuſt es alles auf ein Haar,
Ihr Pelz der hing voll Regen.
2) Aus einer Beſchreibung der Neuigkeiten im Prater:
Auch iſt eine Huͤtte, wie ihr wohl wißt,
Da laͤſt man ſich waͤgen, wie ſchwer als man iſt,
Ich ging auch einmal hin,
Z' wiſſen, wie ſchwer ich bin?
Der Kerl war ein Flegel, er ſprach: Hoͤrts der Herr,
Sie ſind gewiß ein Schneider und ſind gar nicht ſchwer.
30.
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[455[465]/0474] Lied, die findet ſich faſt dort allein, wo ein Blat mit Reimen, die ſie an Bildern, oder in Jagdbuͤchern abſuchen *), jung und alt erfreut. Als zwey eigenthuͤmliche Wiederklaͤnge dieſes Sinns, welche ſtatt zu wiederholen, die Worte umkehren ſind die tief- gefuͤhlten Berglieder der Bayriſchen und Tyroler Alpen zu hoͤren, ſo auch die rein witzigen Lieder, wie ſie zur Zeit des Faſchings in den Tanzkellern der Wiener Vorſtaͤdte umgehen, die kommen und gehen wie die Wuͤnſche, wie die Sorgen der Zeit, ohne der Ewigkeit eingedruckt zu werden **) *) Ein trefflicher Aufſatz uͤber Arbeits-Handwerks-Kinderlieder und Tanz- lieder, der beſonders den Unterſchied zwiſchen dem deutſchen Tanze und dem Reihentanze, ſo wie die eigene Natur des Schleifers mit Enthu- ſiasmus entwickelt (im Bragur III. T. S. 207-284.) iſt leider nicht vollendet, viele der dort erwaͤhnten Lieder wuͤnſchte ich gerne ganz mit- theilen zu koͤnnen. **) Doch zur Probe einige aus dem Jahre 1802. 1) Aus einem raͤthſelhaften Quodlibet, oder eine Kaskonade: Potz tauſend, ſchaut fort laͤuft die Katz, Geh Plaſl lauf, halts auf, Ein jeder Menſch hat ſeinen Schatz, In dieſem Lebenslauf. Als d' Jungfer noch ein Jungfer war, Hats keine mehr ſeyn moͤgen, Ich wuſt es alles auf ein Haar, Ihr Pelz der hing voll Regen. 2) Aus einer Beſchreibung der Neuigkeiten im Prater: Auch iſt eine Huͤtte, wie ihr wohl wißt, Da laͤſt man ſich waͤgen, wie ſchwer als man iſt, Ich ging auch einmal hin, Z' wiſſen, wie ſchwer ich bin? Der Kerl war ein Flegel, er ſprach: Hoͤrts der Herr, Sie ſind gewiß ein Schneider und ſind gar nicht ſchwer. 30.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 455[465]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/474>, abgerufen am 24.11.2024.