Nach der lieben heiligen Sag, So kommen die Wasser wieder hernieder, Daß man sie kaum siehet wieder, Ja daß man sie kaum gesehen mag. O weh, wie jämmerlicher Tag. Der dritte Tag ist so grimm, Die Fisch im Meer schreien mit lauter Stimm, Und gar jämmerlich schreien alle Meerwunder, Doch ein jeder in seiner Art besunder; Also hart klagen sie ihre Noth, Daß sie müssen leiden den Tod. Der vierte und jämmerliche Tag, Und höret zu, was ich euch sag, So muß die Welt groß Leid gewinnen, Wenn sie thut sehen das Wasser brinnen, Und das ganze Erdreich zumal, Da ist grosser Jammer überall. Der fünfte Tag gar greulichen thut, Alles Laub und Gras, das schwitzet Blut, Das Laub wohl an den Aesten rinnt, Wer das ansieht groß Leid gewinnt, Das Erdreich wird von Blut so roth, Das mag wohl seyn ein grosse Noth. Darnach kommt der sechste Tag, Und bringet mit sich ein greulich Klag, Haus und Hof niederfällt, Wie fest es auf Erden war gestellt; Doch fällt alles nieder zu der Erd, Silber und Gold wird seyn gar unwerth. Der siebente Tag gar greulich ist, Ein grausam Geschrey hört man zur Frist,
Nach der lieben heiligen Sag, So kommen die Waſſer wieder hernieder, Daß man ſie kaum ſiehet wieder, Ja daß man ſie kaum geſehen mag. O weh, wie jaͤmmerlicher Tag. Der dritte Tag iſt ſo grimm, Die Fiſch im Meer ſchreien mit lauter Stimm, Und gar jaͤmmerlich ſchreien alle Meerwunder, Doch ein jeder in ſeiner Art beſunder; Alſo hart klagen ſie ihre Noth, Daß ſie muͤſſen leiden den Tod. Der vierte und jaͤmmerliche Tag, Und hoͤret zu, was ich euch ſag, So muß die Welt groß Leid gewinnen, Wenn ſie thut ſehen das Waſſer brinnen, Und das ganze Erdreich zumal, Da iſt groſſer Jammer uͤberall. Der fuͤnfte Tag gar greulichen thut, Alles Laub und Gras, das ſchwitzet Blut, Das Laub wohl an den Aeſten rinnt, Wer das anſieht groß Leid gewinnt, Das Erdreich wird von Blut ſo roth, Das mag wohl ſeyn ein groſſe Noth. Darnach kommt der ſechſte Tag, Und bringet mit ſich ein greulich Klag, Haus und Hof niederfaͤllt, Wie feſt es auf Erden war geſtellt; Doch faͤllt alles nieder zu der Erd, Silber und Gold wird ſeyn gar unwerth. Der ſiebente Tag gar greulich iſt, Ein grauſam Geſchrey hoͤrt man zur Friſt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="6"><pbfacs="#f0210"n="200"/><l>Nach der lieben heiligen Sag,</l><lb/><l>So kommen die Waſſer wieder hernieder,</l><lb/><l>Daß man ſie kaum ſiehet wieder,</l><lb/><l>Ja daß man ſie kaum geſehen mag.</l><lb/><l>O weh, wie jaͤmmerlicher Tag.</l><lb/><l>Der dritte Tag iſt ſo grimm,</l><lb/><l>Die Fiſch im Meer ſchreien mit lauter Stimm,</l><lb/><l>Und gar jaͤmmerlich ſchreien alle Meerwunder,</l><lb/><l>Doch ein jeder in ſeiner Art beſunder;</l><lb/><l>Alſo hart klagen ſie ihre Noth,</l><lb/><l>Daß ſie muͤſſen leiden den Tod.</l><lb/><l>Der vierte und jaͤmmerliche Tag,</l><lb/><l>Und hoͤret zu, was ich euch ſag,</l><lb/><l>So muß die Welt groß Leid gewinnen,</l><lb/><l>Wenn ſie thut ſehen das Waſſer brinnen,</l><lb/><l>Und das ganze Erdreich zumal,</l><lb/><l>Da iſt groſſer Jammer uͤberall.</l><lb/><l>Der fuͤnfte Tag gar greulichen thut,</l><lb/><l>Alles Laub und Gras, das ſchwitzet Blut,</l><lb/><l>Das Laub wohl an den Aeſten rinnt,</l><lb/><l>Wer das anſieht groß Leid gewinnt,</l><lb/><l>Das Erdreich wird von Blut ſo roth,</l><lb/><l>Das mag wohl ſeyn ein groſſe Noth.</l><lb/><l>Darnach kommt der ſechſte Tag,</l><lb/><l>Und bringet mit ſich ein greulich Klag,</l><lb/><l>Haus und Hof niederfaͤllt,</l><lb/><l>Wie feſt es auf Erden war geſtellt;</l><lb/><l>Doch faͤllt alles nieder zu der Erd,</l><lb/><l>Silber und Gold wird ſeyn gar unwerth.</l><lb/><l>Der ſiebente Tag gar greulich iſt,</l><lb/><l>Ein grauſam Geſchrey hoͤrt man zur Friſt,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[200/0210]
Nach der lieben heiligen Sag,
So kommen die Waſſer wieder hernieder,
Daß man ſie kaum ſiehet wieder,
Ja daß man ſie kaum geſehen mag.
O weh, wie jaͤmmerlicher Tag.
Der dritte Tag iſt ſo grimm,
Die Fiſch im Meer ſchreien mit lauter Stimm,
Und gar jaͤmmerlich ſchreien alle Meerwunder,
Doch ein jeder in ſeiner Art beſunder;
Alſo hart klagen ſie ihre Noth,
Daß ſie muͤſſen leiden den Tod.
Der vierte und jaͤmmerliche Tag,
Und hoͤret zu, was ich euch ſag,
So muß die Welt groß Leid gewinnen,
Wenn ſie thut ſehen das Waſſer brinnen,
Und das ganze Erdreich zumal,
Da iſt groſſer Jammer uͤberall.
Der fuͤnfte Tag gar greulichen thut,
Alles Laub und Gras, das ſchwitzet Blut,
Das Laub wohl an den Aeſten rinnt,
Wer das anſieht groß Leid gewinnt,
Das Erdreich wird von Blut ſo roth,
Das mag wohl ſeyn ein groſſe Noth.
Darnach kommt der ſechſte Tag,
Und bringet mit ſich ein greulich Klag,
Haus und Hof niederfaͤllt,
Wie feſt es auf Erden war geſtellt;
Doch faͤllt alles nieder zu der Erd,
Silber und Gold wird ſeyn gar unwerth.
Der ſiebente Tag gar greulich iſt,
Ein grauſam Geſchrey hoͤrt man zur Friſt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/210>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.