Sohn erzählen und schrieb's alles auf und schickte es der Günderode; -- wie sie in's Rheingau ging, sen- dete sie mir die Papiere zurück; die Magd, die sie mir brachte, sagte, es habe der Stiftsdame heftig das Herz geklopft, da sie ihr die Papiere gegeben, und auf ihre Frage, was sie bestellen solle, habe sie geantwortet: nichts. --
Es vergingen vierzehn Tage, da kam Fritz Schlosser; er bat mich um ein paar Zeilen an die Günderode, weil er in's Rheingau reisen werde, und wolle gern ihre Be- kanntschaft machen. Ich sagte, daß ich mit ihr broullirt sei, ich bäte ihn aber, von mir zu sprechen und acht zu geben, was es für einen Eindruck auf sie mache; -- wann gehen Sie hin, sagte ich, morgen? -- Nein, in acht Tagen; -- o gehen Sie morgen, sonst treffen Sie sie nicht mehr; -- am Rhein ist's so melancholisch, sagte ich scherzend, da könnte sie sich ein Leid's anthun; -- Schlosser sah mich ängstlich an; ja, ja, sagt' ich muth- willig, sie stürzt sich in's Wasser oder ersticht sich aus bloßer Laune. -- Frevlen Sie nicht, sagte Schlosser, und nun frevelte ich erst recht: Geben Sie acht, Schlos- ser, Sie finden sie nicht mehr, wenn Sie nach alter Ge- wohnheit zögern, und ich sage Ihnen, gehen Sie heute lieber wie morgen und retten sie von unzeitiger me-
Sohn erzählen und ſchrieb's alles auf und ſchickte es der Günderode; — wie ſie in's Rheingau ging, ſen- dete ſie mir die Papiere zurück; die Magd, die ſie mir brachte, ſagte, es habe der Stiftsdame heftig das Herz geklopft, da ſie ihr die Papiere gegeben, und auf ihre Frage, was ſie beſtellen ſolle, habe ſie geantwortet: nichts. —
Es vergingen vierzehn Tage, da kam Fritz Schloſſer; er bat mich um ein paar Zeilen an die Günderode, weil er in's Rheingau reiſen werde, und wolle gern ihre Be- kanntſchaft machen. Ich ſagte, daß ich mit ihr broullirt ſei, ich bäte ihn aber, von mir zu ſprechen und acht zu geben, was es für einen Eindruck auf ſie mache; — wann gehen Sie hin, ſagte ich, morgen? — Nein, in acht Tagen; — o gehen Sie morgen, ſonſt treffen Sie ſie nicht mehr; — am Rhein iſt's ſo melancholiſch, ſagte ich ſcherzend, da könnte ſie ſich ein Leid's anthun; — Schloſſer ſah mich ängſtlich an; ja, ja, ſagt' ich muth- willig, ſie ſtürzt ſich in's Waſſer oder erſticht ſich aus bloßer Laune. — Frevlen Sie nicht, ſagte Schloſſer, und nun frevelte ich erſt recht: Geben Sie acht, Schloſ- ſer, Sie finden ſie nicht mehr, wenn Sie nach alter Ge- wohnheit zögern, und ich ſage Ihnen, gehen Sie heute lieber wie morgen und retten ſie von unzeitiger me-
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Sohn erzählen und ſchrieb's alles auf und ſchickte es
der Günderode; — wie ſie in's Rheingau ging, ſen-
dete ſie mir die Papiere zurück; die Magd, die ſie mir
brachte, ſagte, es habe der Stiftsdame heftig das Herz
geklopft, da ſie ihr die Papiere gegeben, und auf ihre
Frage, was ſie beſtellen ſolle, habe ſie geantwortet:
nichts. —
Es vergingen vierzehn Tage, da kam Fritz Schloſſer;
er bat mich um ein paar Zeilen an die Günderode, weil
er in's Rheingau reiſen werde, und wolle gern ihre Be-
kanntſchaft machen. Ich ſagte, daß ich mit ihr broullirt
ſei, ich bäte ihn aber, von mir zu ſprechen und acht zu
geben, was es für einen Eindruck auf ſie mache; —
wann gehen Sie hin, ſagte ich, morgen? — Nein, in
acht Tagen; — o gehen Sie morgen, ſonſt treffen Sie
ſie nicht mehr; — am Rhein iſt's ſo melancholiſch, ſagte
ich ſcherzend, da könnte ſie ſich ein Leid's anthun; —
Schloſſer ſah mich ängſtlich an; ja, ja, ſagt' ich muth-
willig, ſie ſtürzt ſich in's Waſſer oder erſticht ſich aus
bloßer Laune. — Frevlen Sie nicht, ſagte Schloſſer,
und nun frevelte ich erſt recht: Geben Sie acht, Schloſ-
ſer, Sie finden ſie nicht mehr, wenn Sie nach alter Ge-
wohnheit zögern, und ich ſage Ihnen, gehen Sie heute
lieber wie morgen und retten ſie von unzeitiger me-
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/138>, abgerufen am 21.11.2024.
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