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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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wiederkehre, sagte er, so glauben Sie, daß die köstlichste
Zeit meines Lebens diese letzte war. -- Ich sah ihn die
Stiegen hinabspringen, ich sah seine reizende Gestalt,
in der Würde und Stolz seiner schwanken Jugend gleich-
sam einen Verweis gaben, sich auf's Pferd schwingen
und fort in den Kugelregen reiten, -- und ich seufzte
ihm nicht nach.

Dies Jahr kam er wieder mit einer kaum vernarb-
ten Wunde auf der Brust; er war blaß und matt, und
blieb fünf Tage bei uns. Abends, wenn alles um den
Theetisch versammelt war, saß ich im dunkeln Hinter-
grund des Zimmers, um ihn zu betrachten, er spielte
auf der Guitarre; -- da hielt ich eine Blume vor's
Licht, und ließ ihren Schatten auf seinen Fingern spie-
len, -- das war mein Wagstück; -- mir klopfte das
Herz vor Angst, er möchte es merken; da ging ich in's
Dunkel zurück und behielt meine Blume, und die Nacht
legte ich sie unter's Kopfkissen. -- Das war die letzte
Hauptbegebenheit in diesem Liebesspiel von fünf Tagen.

Dieser Jüngling, dessen Mutter stolz sein mag auf
seine Schönheit; von dem die Mutter mir erzählte, er
sei der Sohn der ersten Heißgeliebten meines
geliebten Freundes
, hat mich gerührt.

Und nun mag der Freund sich's auslegen, wie es

wiederkehre, ſagte er, ſo glauben Sie, daß die köſtlichſte
Zeit meines Lebens dieſe letzte war. — Ich ſah ihn die
Stiegen hinabſpringen, ich ſah ſeine reizende Geſtalt,
in der Würde und Stolz ſeiner ſchwanken Jugend gleich-
ſam einen Verweis gaben, ſich auf's Pferd ſchwingen
und fort in den Kugelregen reiten, — und ich ſeufzte
ihm nicht nach.

Dies Jahr kam er wieder mit einer kaum vernarb-
ten Wunde auf der Bruſt; er war blaß und matt, und
blieb fünf Tage bei uns. Abends, wenn alles um den
Theetiſch verſammelt war, ſaß ich im dunkeln Hinter-
grund des Zimmers, um ihn zu betrachten, er ſpielte
auf der Guitarre; — da hielt ich eine Blume vor's
Licht, und ließ ihren Schatten auf ſeinen Fingern ſpie-
len, — das war mein Wagſtück; — mir klopfte das
Herz vor Angſt, er möchte es merken; da ging ich in's
Dunkel zurück und behielt meine Blume, und die Nacht
legte ich ſie unter's Kopfkiſſen. — Das war die letzte
Hauptbegebenheit in dieſem Liebesſpiel von fünf Tagen.

Dieſer Jüngling, deſſen Mutter ſtolz ſein mag auf
ſeine Schönheit; von dem die Mutter mir erzählte, er
ſei der Sohn der erſten Heißgeliebten meines
geliebten Freundes
, hat mich gerührt.

Und nun mag der Freund ſich's auslegen, wie es

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[130/0162] wiederkehre, ſagte er, ſo glauben Sie, daß die köſtlichſte Zeit meines Lebens dieſe letzte war. — Ich ſah ihn die Stiegen hinabſpringen, ich ſah ſeine reizende Geſtalt, in der Würde und Stolz ſeiner ſchwanken Jugend gleich- ſam einen Verweis gaben, ſich auf's Pferd ſchwingen und fort in den Kugelregen reiten, — und ich ſeufzte ihm nicht nach. Dies Jahr kam er wieder mit einer kaum vernarb- ten Wunde auf der Bruſt; er war blaß und matt, und blieb fünf Tage bei uns. Abends, wenn alles um den Theetiſch verſammelt war, ſaß ich im dunkeln Hinter- grund des Zimmers, um ihn zu betrachten, er ſpielte auf der Guitarre; — da hielt ich eine Blume vor's Licht, und ließ ihren Schatten auf ſeinen Fingern ſpie- len, — das war mein Wagſtück; — mir klopfte das Herz vor Angſt, er möchte es merken; da ging ich in's Dunkel zurück und behielt meine Blume, und die Nacht legte ich ſie unter's Kopfkiſſen. — Das war die letzte Hauptbegebenheit in dieſem Liebesſpiel von fünf Tagen. Dieſer Jüngling, deſſen Mutter ſtolz ſein mag auf ſeine Schönheit; von dem die Mutter mir erzählte, er ſei der Sohn der erſten Heißgeliebten meines geliebten Freundes, hat mich gerührt. Und nun mag der Freund ſich's auslegen, wie es

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/162>, abgerufen am 21.11.2024.