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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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schreib' dir's her, damit Du es nie vergessen sollst.
Freund, ich könnte eifersüchtig sein über deine Anmuth;
die Grazien sind weiblich, sie schreiten vor Dir her, wo
Du eintrittst, da ist heilige Ordnung, denn alles zufäl-
lige selbst schmiegt sich deiner Erscheinung an. -- Sie
umgeben Dich, sie halten Dich gefangen, und in der
Zucht, denn Du mögtest vielleicht manchmal anders,
aber die Grazien leiden's nicht, ja diese stehen Dir weit
näher, sie haben vielmehr Gewalt über Dich, als ich.

Der Primas hat mich auch einladen lassen, wie er
hörte, daß ich von Weimar komme; ich sollte ihm von
Dir erzählen. Da hab' ich ihm allerlei gesagt, was
ihm Freude machen konnte. Dein Mädchen hatte sich
geputzt, es wollte Dir Ehre machen, ja ich wollte schön
sein, weil ich Dich liebe, und weil es die Leute wissen,
daß Du mir gut bist; ein Rosa Atlaskleid mit schwar-
zen Sammtärmeln und schwarzem Bruststück, und ein
schöner Strauß duftete an meinem Herzen, und goldne
Spangen hielten meine schwarzen Locken zurück. Du
hast mich noch nie geputzt gesehen; ich kann Dir sagen,
mein Spiegel ist freundlich bei solcher Gelegenheit, und
das macht mich sehr vergnügt, so daß ich geputzt immer
sehr lustig bin. Der Primas fand mich auch hübsch
und nennte die Farben meines Kleides prejuge vaincu,

ſchreib' dir's her, damit Du es nie vergeſſen ſollſt.
Freund, ich könnte eiferſüchtig ſein über deine Anmuth;
die Grazien ſind weiblich, ſie ſchreiten vor Dir her, wo
Du eintrittſt, da iſt heilige Ordnung, denn alles zufäl-
lige ſelbſt ſchmiegt ſich deiner Erſcheinung an. — Sie
umgeben Dich, ſie halten Dich gefangen, und in der
Zucht, denn Du mögteſt vielleicht manchmal anders,
aber die Grazien leiden's nicht, ja dieſe ſtehen Dir weit
näher, ſie haben vielmehr Gewalt über Dich, als ich.

Der Primas hat mich auch einladen laſſen, wie er
hörte, daß ich von Weimar komme; ich ſollte ihm von
Dir erzählen. Da hab' ich ihm allerlei geſagt, was
ihm Freude machen konnte. Dein Mädchen hatte ſich
geputzt, es wollte Dir Ehre machen, ja ich wollte ſchön
ſein, weil ich Dich liebe, und weil es die Leute wiſſen,
daß Du mir gut biſt; ein Roſa Atlaskleid mit ſchwar-
zen Sammtärmeln und ſchwarzem Bruſtſtück, und ein
ſchöner Strauß duftete an meinem Herzen, und goldne
Spangen hielten meine ſchwarzen Locken zurück. Du
haſt mich noch nie geputzt geſehen; ich kann Dir ſagen,
mein Spiegel iſt freundlich bei ſolcher Gelegenheit, und
das macht mich ſehr vergnügt, ſo daß ich geputzt immer
ſehr luſtig bin. Der Primas fand mich auch hübſch
und nennte die Farben meines Kleides préjugé vaincu,

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[164/0196] ſchreib' dir's her, damit Du es nie vergeſſen ſollſt. Freund, ich könnte eiferſüchtig ſein über deine Anmuth; die Grazien ſind weiblich, ſie ſchreiten vor Dir her, wo Du eintrittſt, da iſt heilige Ordnung, denn alles zufäl- lige ſelbſt ſchmiegt ſich deiner Erſcheinung an. — Sie umgeben Dich, ſie halten Dich gefangen, und in der Zucht, denn Du mögteſt vielleicht manchmal anders, aber die Grazien leiden's nicht, ja dieſe ſtehen Dir weit näher, ſie haben vielmehr Gewalt über Dich, als ich. Der Primas hat mich auch einladen laſſen, wie er hörte, daß ich von Weimar komme; ich ſollte ihm von Dir erzählen. Da hab' ich ihm allerlei geſagt, was ihm Freude machen konnte. Dein Mädchen hatte ſich geputzt, es wollte Dir Ehre machen, ja ich wollte ſchön ſein, weil ich Dich liebe, und weil es die Leute wiſſen, daß Du mir gut biſt; ein Roſa Atlaskleid mit ſchwar- zen Sammtärmeln und ſchwarzem Bruſtſtück, und ein ſchöner Strauß duftete an meinem Herzen, und goldne Spangen hielten meine ſchwarzen Locken zurück. Du haſt mich noch nie geputzt geſehen; ich kann Dir ſagen, mein Spiegel iſt freundlich bei ſolcher Gelegenheit, und das macht mich ſehr vergnügt, ſo daß ich geputzt immer ſehr luſtig bin. Der Primas fand mich auch hübſch und nennte die Farben meines Kleides préjugé vaincu,

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/196>, abgerufen am 21.11.2024.