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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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jahre, als ob ich sie mit Dir verspiele, und wachs
empor und wähne mich geborgen in Deinem Schutz,
und fühle stolz mich in Deinem Vertrauen, und da regte
sich's im Herzen vor heißer Liebe, da such' ich Dich,
wie soll ich Ruhe finden? -- an Deiner Brust nur,
umschränkt von Deinen Armen. -- Und wärst Du es
nicht, so wär' ich bei Dir; aber so muß ich mich fürch-
ten vor aller Augen, die sind auf Dich gerichtet, ach,
und vor dem stechenden Blick, der unter Deinem Kranz
hervorleuchtet! *)

Außer Dir erscheinen mir alle Menschen wie einer
und derselbe, ich unterscheide sie nicht, ich begehr' nicht
nach dem ungeheuren allseitigen Meer der Ereignisse.
Der Lebensstrom trägt Dich, Du mich, in Deinen Ar-
men durchschiff' ich ihn, Du trägst mich bis zum Ende,
nicht wahr? -- Und wenn es auch noch tausendfache
Existenzen giebt, ich kann mich nicht hinüberschwin-
gen, bei Dir bin ich zu Hause, so sei doch auch zu
Hause mit mir, oder weißt Du etwas besseres als
mich und Dich im magischen Kreis des Lebens?

Unlängst hatten wir ein kleines Fest im Hause wegen

*) (Goethe's Werke, 2ter Band, Seite 7.)

jahre, als ob ich ſie mit Dir verſpiele, und wachs
empor und wähne mich geborgen in Deinem Schutz,
und fühle ſtolz mich in Deinem Vertrauen, und da regte
ſich's im Herzen vor heißer Liebe, da ſuch' ich Dich,
wie ſoll ich Ruhe finden? — an Deiner Bruſt nur,
umſchränkt von Deinen Armen. — Und wärſt Du es
nicht, ſo wär' ich bei Dir; aber ſo muß ich mich fürch-
ten vor aller Augen, die ſind auf Dich gerichtet, ach,
und vor dem ſtechenden Blick, der unter Deinem Kranz
hervorleuchtet! *)

Außer Dir erſcheinen mir alle Menſchen wie einer
und derſelbe, ich unterſcheide ſie nicht, ich begehr' nicht
nach dem ungeheuren allſeitigen Meer der Ereigniſſe.
Der Lebensſtrom trägt Dich, Du mich, in Deinen Ar-
men durchſchiff' ich ihn, Du trägſt mich bis zum Ende,
nicht wahr? — Und wenn es auch noch tauſendfache
Exiſtenzen giebt, ich kann mich nicht hinüberſchwin-
gen, bei Dir bin ich zu Hauſe, ſo ſei doch auch zu
Hauſe mit mir, oder weißt Du etwas beſſeres als
mich und Dich im magiſchen Kreis des Lebens?

Unlängſt hatten wir ein kleines Feſt im Hauſe wegen

*) (Goethe's Werke, 2ter Band, Seite 7.)
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[200/0232] jahre, als ob ich ſie mit Dir verſpiele, und wachs empor und wähne mich geborgen in Deinem Schutz, und fühle ſtolz mich in Deinem Vertrauen, und da regte ſich's im Herzen vor heißer Liebe, da ſuch' ich Dich, wie ſoll ich Ruhe finden? — an Deiner Bruſt nur, umſchränkt von Deinen Armen. — Und wärſt Du es nicht, ſo wär' ich bei Dir; aber ſo muß ich mich fürch- ten vor aller Augen, die ſind auf Dich gerichtet, ach, und vor dem ſtechenden Blick, der unter Deinem Kranz hervorleuchtet! *) Außer Dir erſcheinen mir alle Menſchen wie einer und derſelbe, ich unterſcheide ſie nicht, ich begehr' nicht nach dem ungeheuren allſeitigen Meer der Ereigniſſe. Der Lebensſtrom trägt Dich, Du mich, in Deinen Ar- men durchſchiff' ich ihn, Du trägſt mich bis zum Ende, nicht wahr? — Und wenn es auch noch tauſendfache Exiſtenzen giebt, ich kann mich nicht hinüberſchwin- gen, bei Dir bin ich zu Hauſe, ſo ſei doch auch zu Hauſe mit mir, oder weißt Du etwas beſſeres als mich und Dich im magiſchen Kreis des Lebens? Unlängſt hatten wir ein kleines Feſt im Hauſe wegen *) (Goethe's Werke, 2ter Band, Seite 7.)

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/232>, abgerufen am 21.11.2024.