es wurde so finster, -- ich glaubte, heute könne nicht mehr Tag werden. Eben überlegte ich, ob mich die Wölfe heute Nacht fressen würden, -- da trat die Sonne hervor, und umzog mit Wolken kämpfend die Höhen mit einem Feuerring. Die Waldkronen flammten, die Höhlen und Schluchten hauchten ein schauerliches Dun- kelblau aus über den Fluß hin; da spielen mannigfal- tige Wiederscheine auf den versteinerten Gaugrafen, und eine Schattenwelt umtanzt sie in flüchtigem Wechsel auf der bewegten Fluth; alles wankte, -- ich mußte die Au- gen abwenden. Ich riß den Epheu von der Mauer herab und machte Kränze und schwang sie mit meinem Hakenstock, mit dem ich hinaufgeklettert war, weit in die Fluth. Ach, ich sah sie kaum, -- weg waren sie! Gute Nacht! --
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es wurde ſo finſter, — ich glaubte, heute könne nicht mehr Tag werden. Eben überlegte ich, ob mich die Wölfe heute Nacht freſſen würden, — da trat die Sonne hervor, und umzog mit Wolken kämpfend die Höhen mit einem Feuerring. Die Waldkronen flammten, die Höhlen und Schluchten hauchten ein ſchauerliches Dun- kelblau aus über den Fluß hin; da ſpielen mannigfal- tige Wiederſcheine auf den verſteinerten Gaugrafen, und eine Schattenwelt umtanzt ſie in flüchtigem Wechſel auf der bewegten Fluth; alles wankte, — ich mußte die Au- gen abwenden. Ich riß den Epheu von der Mauer herab und machte Kränze und ſchwang ſie mit meinem Hakenſtock, mit dem ich hinaufgeklettert war, weit in die Fluth. Ach, ich ſah ſie kaum, — weg waren ſie! Gute Nacht! —
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es wurde ſo finſter, — ich glaubte, heute könne nicht
mehr Tag werden. Eben überlegte ich, ob mich die
Wölfe heute Nacht freſſen würden, — da trat die Sonne
hervor, und umzog mit Wolken kämpfend die Höhen
mit einem Feuerring. Die Waldkronen flammten, die
Höhlen und Schluchten hauchten ein ſchauerliches Dun-
kelblau aus über den Fluß hin; da ſpielen mannigfal-
tige Wiederſcheine auf den verſteinerten Gaugrafen, und
eine Schattenwelt umtanzt ſie in flüchtigem Wechſel auf
der bewegten Fluth; alles wankte, — ich mußte die Au-
gen abwenden. Ich riß den Epheu von der Mauer
herab und machte Kränze und ſchwang ſie mit meinem
Hakenſtock, mit dem ich hinaufgeklettert war, weit in
die Fluth. Ach, ich ſah ſie kaum, — weg waren ſie!
Gute Nacht! —
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/308>, abgerufen am 24.11.2024.
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