Kostbare Pracht und Kunstwerke, in Köln und auf der Reise dahin gesehen, und für meine liebste Fr. Rath beschrieben.
Geb' Sie Achtung damit Sie es recht versteht, denn ich hab' schon zweimal vergeblich versucht eine gutge- ordnete Darstellung davon zu machen.
Ein großer Tafelaufsatz der mir die ganze Zeit im Kopf herumspukt, und den mir deucht im großen Ban- ketsaal der Kurfürstlichen Residenz gesehen zu haben; er besteht aus einer ovalen fünf bis sechs Fuß langen chri- stallenen Platte einen See vorstellend, in Wellen sanft geschliffen die sich gegen die Mitte hin mehr und mehr heben, und endlich ganz hoch steigen, wo sie einen sil- bernen Fels mit einem Throne umgeben auf welchem die Venus sitzt; sie hat ihren Fuß auf den Rücken eines Tritonen gestemmt, der einen kleinen Amor auf den Händen balancirt; rundum spritzt silberner Schaum, auf den höchsten Wellen umher reiten muthige Nym- phen, sie haben Ruder in Händen um die Wellen zu peit- schen, ihre Gewande sind emaillirt, meistens blasblau oder seegrün, auch gelblich; sie scheinen in einem übermüthi- gen jauchzenden Wassertanz begriffen; etwas tiefer, sil-
Koſtbare Pracht und Kunſtwerke, in Köln und auf der Reiſe dahin geſehen, und für meine liebſte Fr. Rath beſchrieben.
Geb' Sie Achtung damit Sie es recht verſteht, denn ich hab' ſchon zweimal vergeblich verſucht eine gutge- ordnete Darſtellung davon zu machen.
Ein großer Tafelaufſatz der mir die ganze Zeit im Kopf herumſpukt, und den mir deucht im großen Ban- ketſaal der Kurfürſtlichen Reſidenz geſehen zu haben; er beſteht aus einer ovalen fünf bis ſechs Fuß langen chri- ſtallenen Platte einen See vorſtellend, in Wellen ſanft geſchliffen die ſich gegen die Mitte hin mehr und mehr heben, und endlich ganz hoch ſteigen, wo ſie einen ſil- bernen Fels mit einem Throne umgeben auf welchem die Venus ſitzt; ſie hat ihren Fuß auf den Rücken eines Tritonen geſtemmt, der einen kleinen Amor auf den Händen balancirt; rundum ſpritzt ſilberner Schaum, auf den höchſten Wellen umher reiten muthige Nym- phen, ſie haben Ruder in Händen um die Wellen zu peit- ſchen, ihre Gewande ſind emaillirt, meiſtens blasblau oder ſeegrün, auch gelblich; ſie ſcheinen in einem übermüthi- gen jauchzenden Waſſertanz begriffen; etwas tiefer, ſil-
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Koſtbare Pracht und Kunſtwerke, in Köln und auf
der Reiſe dahin geſehen, und für meine liebſte
Fr. Rath beſchrieben.
Geb' Sie Achtung damit Sie es recht verſteht, denn
ich hab' ſchon zweimal vergeblich verſucht eine gutge-
ordnete Darſtellung davon zu machen.
Ein großer Tafelaufſatz der mir die ganze Zeit im
Kopf herumſpukt, und den mir deucht im großen Ban-
ketſaal der Kurfürſtlichen Reſidenz geſehen zu haben;
er beſteht aus einer ovalen fünf bis ſechs Fuß langen chri-
ſtallenen Platte einen See vorſtellend, in Wellen ſanft
geſchliffen die ſich gegen die Mitte hin mehr und mehr
heben, und endlich ganz hoch ſteigen, wo ſie einen ſil-
bernen Fels mit einem Throne umgeben auf welchem
die Venus ſitzt; ſie hat ihren Fuß auf den Rücken eines
Tritonen geſtemmt, der einen kleinen Amor auf den
Händen balancirt; rundum ſpritzt ſilberner Schaum,
auf den höchſten Wellen umher reiten muthige Nym-
phen, ſie haben Ruder in Händen um die Wellen zu peit-
ſchen, ihre Gewande ſind emaillirt, meiſtens blasblau oder
ſeegrün, auch gelblich; ſie ſcheinen in einem übermüthi-
gen jauchzenden Waſſertanz begriffen; etwas tiefer, ſil-
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/91>, abgerufen am 21.11.2024.
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