Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

zutrinken, und endlich vom Commandanten bis zum
kleinen Pförtchen, zu dem sie hereingekommen waren,
begleitet, nimmt er treuherzig Abschied.

Alle diese Mühen und Aufopferungen werden in-
dessen zu nichte gemacht durch die Unzuverlässigkeit von
Östreich, das überhaupt ist, als könne es keinen glück-
lichen Erfolg ertragen, und fürchte sich vor seinem gro-
ßen Feind, einst diese Siege verantworten zu müssen,
und so wird es auch noch kommen, es wird noch den
großen Napoleon um Verzeihung bitten, daß man ihm
die Ehre erzeigt, ihm ein Heldenvolk entgegen zu stel-
len; ich breche ab, zu gewiß ist mir, daß auf Erden al-
lem großen schlecht vergolten wird.

Vor drei Wochen hat man ein Bild, eine Copie
von Albrecht Dürrer's selbst verfertigtem Portrait, an
Dich abgeschickt; ich war grade auf einige Tage ver-
reist, und weiß also nicht ob es wohl eingepackt, und
ob die Gelegenheit, mit welcher es ging, exakt ist, Du
mußt es der Zeit nach jetzt bald in Händen haben,
schreib mir darüber, das Bild ist mir sehr lieb, und
darum mußt ich Dir's geben, weil ich mich selbst Dir
geben möchte.

Selbst in dem kalten Baiernlande reift alles nach
und nach, das Korn wird schon gelb, und wenn die

zutrinken, und endlich vom Commandanten bis zum
kleinen Pförtchen, zu dem ſie hereingekommen waren,
begleitet, nimmt er treuherzig Abſchied.

Alle dieſe Mühen und Aufopferungen werden in-
deſſen zu nichte gemacht durch die Unzuverläſſigkeit von
Öſtreich, das überhaupt iſt, als könne es keinen glück-
lichen Erfolg ertragen, und fürchte ſich vor ſeinem gro-
ßen Feind, einſt dieſe Siege verantworten zu müſſen,
und ſo wird es auch noch kommen, es wird noch den
großen Napoleon um Verzeihung bitten, daß man ihm
die Ehre erzeigt, ihm ein Heldenvolk entgegen zu ſtel-
len; ich breche ab, zu gewiß iſt mir, daß auf Erden al-
lem großen ſchlecht vergolten wird.

Vor drei Wochen hat man ein Bild, eine Copie
von Albrecht Dürrer's ſelbſt verfertigtem Portrait, an
Dich abgeſchickt; ich war grade auf einige Tage ver-
reiſt, und weiß alſo nicht ob es wohl eingepackt, und
ob die Gelegenheit, mit welcher es ging, exakt iſt, Du
mußt es der Zeit nach jetzt bald in Händen haben,
ſchreib mir darüber, das Bild iſt mir ſehr lieb, und
darum mußt ich Dir's geben, weil ich mich ſelbſt Dir
geben möchte.

Selbſt in dem kalten Baiernlande reift alles nach
und nach, das Korn wird ſchon gelb, und wenn die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="95"/>
zutrinken, und endlich vom Commandanten bis zum<lb/>
kleinen Pförtchen, zu dem &#x017F;ie hereingekommen waren,<lb/>
begleitet, nimmt er treuherzig Ab&#x017F;chied.</p><lb/>
          <p>Alle die&#x017F;e Mühen und Aufopferungen werden in-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en zu nichte gemacht durch die Unzuverlä&#x017F;&#x017F;igkeit von<lb/>
Ö&#x017F;treich, das überhaupt i&#x017F;t, als könne es keinen glück-<lb/>
lichen Erfolg ertragen, und fürchte &#x017F;ich vor &#x017F;einem gro-<lb/>
ßen Feind, ein&#x017F;t die&#x017F;e Siege verantworten zu mü&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und &#x017F;o wird es auch noch kommen, es wird noch den<lb/>
großen Napoleon um Verzeihung bitten, daß man ihm<lb/>
die Ehre erzeigt, ihm ein Heldenvolk entgegen zu &#x017F;tel-<lb/>
len; ich breche ab, zu gewiß i&#x017F;t mir, daß auf Erden al-<lb/>
lem großen &#x017F;chlecht vergolten wird.</p><lb/>
          <p>Vor drei Wochen hat man ein Bild, eine Copie<lb/>
von Albrecht Dürrer's &#x017F;elb&#x017F;t verfertigtem Portrait, an<lb/>
Dich abge&#x017F;chickt; ich war grade auf einige Tage ver-<lb/>
rei&#x017F;t, und weiß al&#x017F;o nicht ob es wohl eingepackt, und<lb/>
ob die Gelegenheit, mit welcher es ging, exakt i&#x017F;t, Du<lb/>
mußt es der Zeit nach jetzt bald in Händen haben,<lb/>
&#x017F;chreib mir darüber, das Bild i&#x017F;t mir &#x017F;ehr lieb, und<lb/>
darum mußt ich Dir's geben, weil ich mich &#x017F;elb&#x017F;t Dir<lb/>
geben möchte.</p><lb/>
          <p>Selb&#x017F;t in dem kalten Baiernlande reift alles nach<lb/>
und nach, das Korn wird &#x017F;chon gelb, und wenn die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0105] zutrinken, und endlich vom Commandanten bis zum kleinen Pförtchen, zu dem ſie hereingekommen waren, begleitet, nimmt er treuherzig Abſchied. Alle dieſe Mühen und Aufopferungen werden in- deſſen zu nichte gemacht durch die Unzuverläſſigkeit von Öſtreich, das überhaupt iſt, als könne es keinen glück- lichen Erfolg ertragen, und fürchte ſich vor ſeinem gro- ßen Feind, einſt dieſe Siege verantworten zu müſſen, und ſo wird es auch noch kommen, es wird noch den großen Napoleon um Verzeihung bitten, daß man ihm die Ehre erzeigt, ihm ein Heldenvolk entgegen zu ſtel- len; ich breche ab, zu gewiß iſt mir, daß auf Erden al- lem großen ſchlecht vergolten wird. Vor drei Wochen hat man ein Bild, eine Copie von Albrecht Dürrer's ſelbſt verfertigtem Portrait, an Dich abgeſchickt; ich war grade auf einige Tage ver- reiſt, und weiß alſo nicht ob es wohl eingepackt, und ob die Gelegenheit, mit welcher es ging, exakt iſt, Du mußt es der Zeit nach jetzt bald in Händen haben, ſchreib mir darüber, das Bild iſt mir ſehr lieb, und darum mußt ich Dir's geben, weil ich mich ſelbſt Dir geben möchte. Selbſt in dem kalten Baiernlande reift alles nach und nach, das Korn wird ſchon gelb, und wenn die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/105
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/105>, abgerufen am 21.11.2024.