fangen giebt, der mag von Himmelskräften auch nicht wissen, wie zärtlich die von Reim zu Reim sich küssen.
Deine Mutter werde ich nicht vergessen, und sollt ich auch mitten im Kriegsgetümmel untergehen, so würde ich gewiß noch im letzten Moment die Erde küssen zu ihrem Andenken. Was ich Dir noch merkwürdiges zu be- richten habe ist schon aufgeschrieben, im nächsten Brief wirst Du es finden, dieser wird schon zu dick, und ich schäme mich, daß ich Dir nichts wichtiges zu schreiben habe und doch nicht abbrechen kann. Geschwätz! -- ich weiß ja wie's ging in Weimar, da sagt ich auch nichts gescheutes und doch hörtest Du gern zu.
Vom Stadion weiß ich gar nichts, da muß ich kur- zen Prozeß machen und ihn verschmerzen, wer weiß ob ich ihn je wieder seh.
Jacobi ist zart wie eine Psyche, zu früh geweckt, rührend; wär es möglich, so könnte man von ihm ler- nen, aber die Unmöglichkeit ist ein eigner Dämon, der listig alles zu vereitlen weis zu was man sich berech- tigt fühlt; so mein ich immer, wenn ich Jacobi von Ge- lehrten und Philosophen umgeben seh, ihm wär besser er sei allein mit mir. Ich bin überzeugt meine unbefang- nen Fragen, um von ihm zu lernen, würden ihm mehr
fangen giebt, der mag von Himmelskräften auch nicht wiſſen, wie zärtlich die von Reim zu Reim ſich küſſen.
Deine Mutter werde ich nicht vergeſſen, und ſollt ich auch mitten im Kriegsgetümmel untergehen, ſo würde ich gewiß noch im letzten Moment die Erde küſſen zu ihrem Andenken. Was ich Dir noch merkwürdiges zu be- richten habe iſt ſchon aufgeſchrieben, im nächſten Brief wirſt Du es finden, dieſer wird ſchon zu dick, und ich ſchäme mich, daß ich Dir nichts wichtiges zu ſchreiben habe und doch nicht abbrechen kann. Geſchwätz! — ich weiß ja wie's ging in Weimar, da ſagt ich auch nichts geſcheutes und doch hörteſt Du gern zu.
Vom Stadion weiß ich gar nichts, da muß ich kur- zen Prozeß machen und ihn verſchmerzen, wer weiß ob ich ihn je wieder ſeh.
Jacobi iſt zart wie eine Pſyche, zu früh geweckt, rührend; wär es möglich, ſo könnte man von ihm ler- nen, aber die Unmöglichkeit iſt ein eigner Dämon, der liſtig alles zu vereitlen weis zu was man ſich berech- tigt fühlt; ſo mein ich immer, wenn ich Jacobi von Ge- lehrten und Philoſophen umgeben ſeh, ihm wär beſſer er ſei allein mit mir. Ich bin überzeugt meine unbefang- nen Fragen, um von ihm zu lernen, würden ihm mehr
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fangen giebt, der mag von Himmelskräften auch nicht
wiſſen, wie zärtlich die von Reim zu Reim ſich küſſen.
Deine Mutter werde ich nicht vergeſſen, und ſollt
ich auch mitten im Kriegsgetümmel untergehen, ſo würde
ich gewiß noch im letzten Moment die Erde küſſen zu
ihrem Andenken. Was ich Dir noch merkwürdiges zu be-
richten habe iſt ſchon aufgeſchrieben, im nächſten Brief
wirſt Du es finden, dieſer wird ſchon zu dick, und ich
ſchäme mich, daß ich Dir nichts wichtiges zu ſchreiben
habe und doch nicht abbrechen kann. Geſchwätz! — ich
weiß ja wie's ging in Weimar, da ſagt ich auch nichts
geſcheutes und doch hörteſt Du gern zu.
Vom Stadion weiß ich gar nichts, da muß ich kur-
zen Prozeß machen und ihn verſchmerzen, wer weiß ob
ich ihn je wieder ſeh.
Jacobi iſt zart wie eine Pſyche, zu früh geweckt,
rührend; wär es möglich, ſo könnte man von ihm ler-
nen, aber die Unmöglichkeit iſt ein eigner Dämon, der
liſtig alles zu vereitlen weis zu was man ſich berech-
tigt fühlt; ſo mein ich immer, wenn ich Jacobi von Ge-
lehrten und Philoſophen umgeben ſeh, ihm wär beſſer
er ſei allein mit mir. Ich bin überzeugt meine unbefang-
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/84>, abgerufen am 24.11.2024.
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