[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.sein wie ich will. Ich will es, daß Du mich selig ma- Ich sitze nun einmal mitten in dieser reichen Natur, Heute war ich in einem andern Tempel, der an der Was soll mir diese Pracht der Natur? was soll ſein wie ich will. Ich will es, daß Du mich ſelig ma- Ich ſitze nun einmal mitten in dieſer reichen Natur, Heute war ich in einem andern Tempel, der an der Was ſoll mir dieſe Pracht der Natur? was ſoll <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="20"/> ſein wie ich will. Ich will es, daß Du mich ſelig ma-<lb/> cheſt, nur weil ich Dich weiß und kenne, und weil Dein<lb/> ſittlich Gefühl der Raum iſt meiner geiſtigen Schöpfun-<lb/> gen; in Dich hinein nur kann ich ja dieſe Welt der<lb/> Gefühle legen, Dir nur kann ich dieſe Phänomene einer<lb/> erhöhten Rührung erſcheinen laſſen. — Deine Schönheit<lb/> iſt Güte, die mich nährt, ſchützt, mir lohnt, mich tröſtet<lb/> und mir den Himmel verheißt; kann ein Chriſt beſſer<lb/> organiſirt ſein, als ich? —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ich ſitze nun einmal mitten in dieſer reichen Natur,<lb/> mit Herz und Seele; ſo muß ich denn immer wieder<lb/> von dieſem Doppelgeſpann ſchreiben.</p><lb/> <p>Heute war ich in einem andern Tempel, der an der<lb/> Höhe liegt, und den herrlichſten deutſchen Fluß in ſeiner<lb/> glorreichſten Pracht beherrſcht, wo man unzählige Orte<lb/> und Städte ſieht, die an ſeinen Ufern in ſeinen Gauen<lb/> weiden. In dieſem ſonnenhellen Himmel liegen ſie da,<lb/> wie ruhende Heerden.</p><lb/> <p>Was ſoll mir dieſe Pracht der Natur? was ſoll<lb/> mir dies wimmlende Leben, dieſe mannigfaltige Ge-<lb/> ſchäftigkeit, die ſich durch die bunten Fluren zieht? —<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0030]
ſein wie ich will. Ich will es, daß Du mich ſelig ma-
cheſt, nur weil ich Dich weiß und kenne, und weil Dein
ſittlich Gefühl der Raum iſt meiner geiſtigen Schöpfun-
gen; in Dich hinein nur kann ich ja dieſe Welt der
Gefühle legen, Dir nur kann ich dieſe Phänomene einer
erhöhten Rührung erſcheinen laſſen. — Deine Schönheit
iſt Güte, die mich nährt, ſchützt, mir lohnt, mich tröſtet
und mir den Himmel verheißt; kann ein Chriſt beſſer
organiſirt ſein, als ich? —
Ich ſitze nun einmal mitten in dieſer reichen Natur,
mit Herz und Seele; ſo muß ich denn immer wieder
von dieſem Doppelgeſpann ſchreiben.
Heute war ich in einem andern Tempel, der an der
Höhe liegt, und den herrlichſten deutſchen Fluß in ſeiner
glorreichſten Pracht beherrſcht, wo man unzählige Orte
und Städte ſieht, die an ſeinen Ufern in ſeinen Gauen
weiden. In dieſem ſonnenhellen Himmel liegen ſie da,
wie ruhende Heerden.
Was ſoll mir dieſe Pracht der Natur? was ſoll
mir dies wimmlende Leben, dieſe mannigfaltige Ge-
ſchäftigkeit, die ſich durch die bunten Fluren zieht? —
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