[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.es eilen die Schifflein hin und her aneinander vorüber, So dacht' ich, dort auf der Höhe im Tempel, wie es eilen die Schifflein hin und her aneinander vorüber, So dacht' ich, dort auf der Höhe im Tempel, wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="21"/> es eilen die Schifflein hin und her aneinander vorüber,<lb/> jedes hat ſeiner Reiſe Ziel; — Wie jener Schiffe eines<lb/> haſt auch Du Dein Ziel; und es geht an mir vorüber,<lb/> raſch wie des Glücklichen Bahn, ſchneller am Pfad des<lb/> einſam Verlaſſnen vorüber fährt. Und ich höre dann<lb/> nicht mehr von Dir, daß Du nach mir fragſt; und Dei-<lb/> nem Gedächtniß verhallen, wie meine Seufzer, ſo die<lb/> Spuren der Erinnerung.</p><lb/> <p>So dacht' ich, dort auf der Höhe im Tempel, wie<lb/> ich niederſah in das allſeitig ausgebreitete Treiben der<lb/> Menſchen; wie ich mir überlegte, daß neue Intereſſen<lb/> Dich jeden Augenblick aufnehmen können, und mich<lb/> gänzlich aus Deiner Welt bannen. Und ich hörte die<lb/> Wellen brauſen in der Tiefe, und Gevögel umflatterte<lb/> meinen Sitz, der Abendſtern winkte, daß ich heimgehen<lb/> möge. Um ſo näher dräng' ich mich jetzt an Dich: o<lb/> öffne Deinen Buſen und laſſe mich ausruhen von der<lb/> Thränen bewegten Ahndung, ich ſei Dir nichts, ich ſei<lb/> Dir vergeſſen. O nein, vergeſſe mich nicht, nimm mich,<lb/> halt' mich feſt und laſſe die Stille um uns her den<lb/> Seegen ſprechen über Uns.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0031]
es eilen die Schifflein hin und her aneinander vorüber,
jedes hat ſeiner Reiſe Ziel; — Wie jener Schiffe eines
haſt auch Du Dein Ziel; und es geht an mir vorüber,
raſch wie des Glücklichen Bahn, ſchneller am Pfad des
einſam Verlaſſnen vorüber fährt. Und ich höre dann
nicht mehr von Dir, daß Du nach mir fragſt; und Dei-
nem Gedächtniß verhallen, wie meine Seufzer, ſo die
Spuren der Erinnerung.
So dacht' ich, dort auf der Höhe im Tempel, wie
ich niederſah in das allſeitig ausgebreitete Treiben der
Menſchen; wie ich mir überlegte, daß neue Intereſſen
Dich jeden Augenblick aufnehmen können, und mich
gänzlich aus Deiner Welt bannen. Und ich hörte die
Wellen brauſen in der Tiefe, und Gevögel umflatterte
meinen Sitz, der Abendſtern winkte, daß ich heimgehen
möge. Um ſo näher dräng' ich mich jetzt an Dich: o
öffne Deinen Buſen und laſſe mich ausruhen von der
Thränen bewegten Ahndung, ich ſei Dir nichts, ich ſei
Dir vergeſſen. O nein, vergeſſe mich nicht, nimm mich,
halt' mich feſt und laſſe die Stille um uns her den
Seegen ſprechen über Uns.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |