[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.in seinem Paradiese wohnen und in seinem Schatten Ein Nönnchen wurde eingekleidet, eine andre ha- in ſeinem Paradieſe wohnen und in ſeinem Schatten Ein Nönnchen wurde eingekleidet, eine andre ha- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0080" n="70"/> in ſeinem Paradieſe wohnen und in ſeinem Schatten<lb/> ruhen. — Damals war die Liebe in der Kindesbruſt,<lb/> die ihre Gefühle wie der junge Keim ſeine Blüthen,<lb/> dichtgefaltet und verſchränkt umſchloß. Damals war<lb/><hi rendition="#g">ſie</hi>! — und <hi rendition="#g">ihrem</hi> Drängen dehnte ſich der Buſen,<lb/> und öffnete ſich <hi rendition="#g">ihre</hi> Blüthen zu entfalten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ein Nönnchen wurde eingekleidet, eine andre ha-<lb/> ben wir begraben, während den drei Jahren, als ich<lb/> im Kloſter war; dem einen hab ich den Cypreſſenkranz<lb/> auf den Sarg gelegt, ſie war die Gärtnerin und hatte<lb/> lange Jahre den Rosmarin gepflegt, den man ihr auf's<lb/> Grab pflanzte; ſie war achtzig Jahre alt, und der Tod<lb/> berührte ſie ſanft, während ſie Abſenker von ihren Lieb-<lb/> lingsnelken machte, da hockte ſie am Boden und hielt<lb/> die Pflanzen in der Hand, die ſie eben einſetzen wollte;<lb/> ich war der Vollſtrecker ihres Teſtaments, denn ich nahm<lb/> die Pflanzen aus der erſtarrten Hand und ſetzte ſie in<lb/> die friſch aufgewühlte Erde, ich begoß ſie mit dem letz-<lb/> ten Krüglein Waſſer, was ſie am Madlenenbrünnchen<lb/> geholt hatte, die gute Schweſter Monika! wie ſchön<lb/> wuchſen dieſe Nelken! dunkelroth waren ſie und groß. —<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0080]
in ſeinem Paradieſe wohnen und in ſeinem Schatten
ruhen. — Damals war die Liebe in der Kindesbruſt,
die ihre Gefühle wie der junge Keim ſeine Blüthen,
dichtgefaltet und verſchränkt umſchloß. Damals war
ſie! — und ihrem Drängen dehnte ſich der Buſen,
und öffnete ſich ihre Blüthen zu entfalten.
Ein Nönnchen wurde eingekleidet, eine andre ha-
ben wir begraben, während den drei Jahren, als ich
im Kloſter war; dem einen hab ich den Cypreſſenkranz
auf den Sarg gelegt, ſie war die Gärtnerin und hatte
lange Jahre den Rosmarin gepflegt, den man ihr auf's
Grab pflanzte; ſie war achtzig Jahre alt, und der Tod
berührte ſie ſanft, während ſie Abſenker von ihren Lieb-
lingsnelken machte, da hockte ſie am Boden und hielt
die Pflanzen in der Hand, die ſie eben einſetzen wollte;
ich war der Vollſtrecker ihres Teſtaments, denn ich nahm
die Pflanzen aus der erſtarrten Hand und ſetzte ſie in
die friſch aufgewühlte Erde, ich begoß ſie mit dem letz-
ten Krüglein Waſſer, was ſie am Madlenenbrünnchen
geholt hatte, die gute Schweſter Monika! wie ſchön
wuchſen dieſe Nelken! dunkelroth waren ſie und groß. —
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