Meer, fährt es dahin, in seiner Launen-Verzückung durchschlüpft Färbung auf Färbung sein Wellenspiel, fesselt Dein Schauen -- durchdringt Deine Sinne, schmach¬ tend und dann feurig, lächlend, weinend, blendend und verhüllt wieder -- so rasch vorüber streifts wie von ge¬ liebten Augen der Begeistrung Blick; kannst ihn nicht fassen, nicht lassen von ihm. -- -- Rein von Gewölk der Himmel, sein Hauch sanft jagt vor sich her Wellchen -- unzählige -- eins ums andere, und sterben am Ufer alle mit leisem Geseufz. -- Ach! -- süßer Moment herrschend über der Leidenschaften Meer! -- Da stockt Dein Athem, und mögtest halten -- ganz und immer was jeden Augenblick ohne Aufhören Dir alles ent¬ schwindet. --
Was ists, die Seele im Meer der Musik? -- fühlt sie Schmerzen? -- Hat sie Wonnen, die wunderbar Bewegliche? -- Kein Gedanke mag ihr folgen -- fühlt sie mit durch Rückwirkung alle Regungen? -- Liebt sie wenn wir lieben? -- Schmeichelts ihrem Schäumen wenn unsre Thränen hinein sich mischen. -- O ich möcht hinein mich werfen in die schmaragdnen Lagu¬ nen, über die leise hingetragen durchs ungeheure Meer bis zu seiner Höhe, uns zwei verwandte Seelen har¬
Meer, fährt es dahin, in ſeiner Launen-Verzückung durchſchlüpft Färbung auf Färbung ſein Wellenſpiel, feſſelt Dein Schauen — durchdringt Deine Sinne, ſchmach¬ tend und dann feurig, lächlend, weinend, blendend und verhüllt wieder — ſo raſch vorüber ſtreifts wie von ge¬ liebten Augen der Begeiſtrung Blick; kannſt ihn nicht faſſen, nicht laſſen von ihm. — — Rein von Gewölk der Himmel, ſein Hauch ſanft jagt vor ſich her Wellchen — unzählige — eins ums andere, und ſterben am Ufer alle mit leiſem Geſeufz. — Ach! — ſüßer Moment herrſchend über der Leidenſchaften Meer! — Da ſtockt Dein Athem, und mögteſt halten — ganz und immer was jeden Augenblick ohne Aufhören Dir alles ent¬ ſchwindet. —
Was iſts, die Seele im Meer der Muſik? — fühlt ſie Schmerzen? — Hat ſie Wonnen, die wunderbar Bewegliche? — Kein Gedanke mag ihr folgen — fühlt ſie mit durch Rückwirkung alle Regungen? — Liebt ſie wenn wir lieben? — Schmeichelts ihrem Schäumen wenn unſre Thränen hinein ſich miſchen. — O ich möcht hinein mich werfen in die ſchmaragdnen Lagu¬ nen, über die leiſe hingetragen durchs ungeheure Meer bis zu ſeiner Höhe, uns zwei verwandte Seelen har¬
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Meer, fährt es dahin, in ſeiner Launen-Verzückung
durchſchlüpft Färbung auf Färbung ſein Wellenſpiel,
feſſelt Dein Schauen — durchdringt Deine Sinne, ſchmach¬
tend und dann feurig, lächlend, weinend, blendend und
verhüllt wieder — ſo raſch vorüber ſtreifts wie von ge¬
liebten Augen der Begeiſtrung Blick; kannſt ihn nicht
faſſen, nicht laſſen von ihm. — — Rein von Gewölk der
Himmel, ſein Hauch ſanft jagt vor ſich her Wellchen
— unzählige — eins ums andere, und ſterben am Ufer
alle mit leiſem Geſeufz. — Ach! — ſüßer Moment
herrſchend über der Leidenſchaften Meer! — Da ſtockt
Dein Athem, und mögteſt halten — ganz und immer
was jeden Augenblick ohne Aufhören Dir alles ent¬
ſchwindet. —
Was iſts, die Seele im Meer der Muſik? — fühlt
ſie Schmerzen? — Hat ſie Wonnen, die wunderbar
Bewegliche? — Kein Gedanke mag ihr folgen — fühlt
ſie mit durch Rückwirkung alle Regungen? — Liebt ſie
wenn wir lieben? — Schmeichelts ihrem Schäumen
wenn unſre Thränen hinein ſich miſchen. — O ich
möcht hinein mich werfen in die ſchmaragdnen Lagu¬
nen, über die leiſe hingetragen durchs ungeheure Meer
bis zu ſeiner Höhe, uns zwei verwandte Seelen har¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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