ses Zeichen -- alle zugleich einstimmen: jetzt ists ge¬ nug! --
Ach wie ists doch da in der Brust? -- ja gesteh! -- ist sie nicht das Meer, die Musik? -- und Er, der Bee¬ thoven, ist Er es nicht der ihm gebietet? -- Und fühlst nicht auch hier: das Göttliche, was den Geist des Erschaf¬ fens giebt, sei die ungebändigte Leidenschaft? -- Und glaubst nicht, daß Gottes Geist sei nur lauter Leiden¬ schaft? -- Was ist Leidenschaft, als erhöhtes Leben durchs Gefühl das Göttliche sei Dir nah, Du könnest es erreichen, Du könnest zusammenströmen mit ihm? -- Was ist Dein Glück, Dein Seelenleben, als Leidenschaft, und wie erhöht sich Deines Wirkens Kraft, welche Of¬ fenbarungen thun sich auf in Deiner Brust, von denen Du vorher noch nicht geträumt hattest? Was ist Dir zu schwer? -- welches Deiner Glieder würde sich nicht re¬ gen in ihrem Dienst, -- wo bleibt Dein Durst, Dein Hun¬ ger? -- siehst Du wohl, da fängst Du schon an von der Luft zu leben; leicht wie ein Vogel übersteigst Du, Unersteigliches, und in die Ferne hinüber sendest Du Deiner Unsterblichkeit Flammen, und sie entzünden Ewi¬ ges, und es weiht sich Deinem Dienst, ergießt sich auch in Leidenschaftsströmen, in den großen Ocean über dem
Ach wie iſts doch da in der Bruſt? — ja geſteh! — iſt ſie nicht das Meer, die Muſik? — und Er, der Bee¬ thoven, iſt Er es nicht der ihm gebietet? — Und fühlſt nicht auch hier: das Göttliche, was den Geiſt des Erſchaf¬ fens giebt, ſei die ungebändigte Leidenſchaft? — Und glaubſt nicht, daß Gottes Geiſt ſei nur lauter Leiden¬ ſchaft? — Was iſt Leidenſchaft, als erhöhtes Leben durchs Gefühl das Göttliche ſei Dir nah, Du könneſt es erreichen, Du könneſt zuſammenſtrömen mit ihm? — Was iſt Dein Glück, Dein Seelenleben, als Leidenſchaft, und wie erhöht ſich Deines Wirkens Kraft, welche Of¬ fenbarungen thun ſich auf in Deiner Bruſt, von denen Du vorher noch nicht geträumt hatteſt? Was iſt Dir zu ſchwer? — welches Deiner Glieder würde ſich nicht re¬ gen in ihrem Dienſt, — wo bleibt Dein Durſt, Dein Hun¬ ger? — ſiehſt Du wohl, da fängſt Du ſchon an von der Luft zu leben; leicht wie ein Vogel überſteigſt Du, Unerſteigliches, und in die Ferne hinüber ſendeſt Du Deiner Unſterblichkeit Flammen, und ſie entzünden Ewi¬ ges, und es weiht ſich Deinem Dienſt, ergießt ſich auch in Leidenſchaftsſtrömen, in den großen Ocean über dem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0318"n="302"/>ſes Zeichen — alle zugleich einſtimmen: jetzt iſts ge¬<lb/>
nug! —</p><lb/><p>Ach wie iſts doch da in der Bruſt? — ja geſteh! —<lb/>
iſt ſie nicht das Meer, die Muſik? — und Er, der Bee¬<lb/>
thoven, iſt Er es nicht der ihm gebietet? — Und fühlſt<lb/>
nicht auch hier: das Göttliche, was den Geiſt des Erſchaf¬<lb/>
fens giebt, ſei die ungebändigte Leidenſchaft? — Und<lb/>
glaubſt nicht, daß Gottes Geiſt ſei nur lauter Leiden¬<lb/>ſchaft? — Was iſt Leidenſchaft, als erhöhtes Leben<lb/>
durchs Gefühl das Göttliche ſei Dir nah, Du könneſt<lb/>
es erreichen, Du könneſt zuſammenſtrömen mit ihm? —<lb/>
Was iſt Dein Glück, Dein Seelenleben, als Leidenſchaft,<lb/>
und wie erhöht ſich Deines Wirkens Kraft, welche Of¬<lb/>
fenbarungen thun ſich auf in Deiner Bruſt, von denen<lb/>
Du vorher noch nicht geträumt hatteſt? Was iſt Dir<lb/>
zu ſchwer? — welches Deiner Glieder würde ſich nicht re¬<lb/>
gen in ihrem Dienſt, — wo bleibt Dein Durſt, Dein Hun¬<lb/>
ger? —ſiehſt Du wohl, da fängſt Du ſchon an von<lb/>
der Luft zu leben; leicht wie ein Vogel überſteigſt Du,<lb/>
Unerſteigliches, und in die Ferne hinüber ſendeſt Du<lb/>
Deiner Unſterblichkeit Flammen, und ſie entzünden Ewi¬<lb/>
ges, und es weiht ſich Deinem Dienſt, ergießt ſich auch<lb/>
in Leidenſchaftsſtrömen, in den großen Ocean über dem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[302/0318]
ſes Zeichen — alle zugleich einſtimmen: jetzt iſts ge¬
nug! —
Ach wie iſts doch da in der Bruſt? — ja geſteh! —
iſt ſie nicht das Meer, die Muſik? — und Er, der Bee¬
thoven, iſt Er es nicht der ihm gebietet? — Und fühlſt
nicht auch hier: das Göttliche, was den Geiſt des Erſchaf¬
fens giebt, ſei die ungebändigte Leidenſchaft? — Und
glaubſt nicht, daß Gottes Geiſt ſei nur lauter Leiden¬
ſchaft? — Was iſt Leidenſchaft, als erhöhtes Leben
durchs Gefühl das Göttliche ſei Dir nah, Du könneſt
es erreichen, Du könneſt zuſammenſtrömen mit ihm? —
Was iſt Dein Glück, Dein Seelenleben, als Leidenſchaft,
und wie erhöht ſich Deines Wirkens Kraft, welche Of¬
fenbarungen thun ſich auf in Deiner Bruſt, von denen
Du vorher noch nicht geträumt hatteſt? Was iſt Dir
zu ſchwer? — welches Deiner Glieder würde ſich nicht re¬
gen in ihrem Dienſt, — wo bleibt Dein Durſt, Dein Hun¬
ger? — ſiehſt Du wohl, da fängſt Du ſchon an von
der Luft zu leben; leicht wie ein Vogel überſteigſt Du,
Unerſteigliches, und in die Ferne hinüber ſendeſt Du
Deiner Unſterblichkeit Flammen, und ſie entzünden Ewi¬
ges, und es weiht ſich Deinem Dienſt, ergießt ſich auch
in Leidenſchaftsſtrömen, in den großen Ocean über dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/318>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.