Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

jeder Blick soll ewig währen, das sagt eine innere
Stimme. Alles was mich entzückt in der Natur,
dem schwör ich ewige Treue, der Lüfte Liebkosungen,
wie könnt ich ihnen den heißen Athem weigern, der
heiß nur ist um in der Lüfte Liebe sich zu kühlen. Die
klaren schwankenden Wässer, wie sollt ich ihnen nicht
vertrauen die mich tragen, ruhig gebettet, auf ewig re¬
gem Leben wie die Liebe das Geliebte trägt, und die
sanfte weiche Erde, wie sollten die Sinne ihr sich ab¬
wenden die keine Regung ungeboren lässet, jeden Keim
in die Lüfte trägt, und Flügel giebt, heimlich in die
Wiege alles Geschaffnen, die der Geist mächtig zum
Himmel einst entfalte wenn er gereift ist durch ihre
Spende -- sie die himmlische Erde, -- auf der frohlockend sich
alles Leben tummelt und alles trägt im Busen und über
ihm, -- die sie auf sich herumtrapplen läßt all die Leben¬
digen, -- und giebt ihnen die Milch ihrer Kräuter und
Früchte die in so großer Fülle aus dem Busen ihr
springen, -- ja wie sollt ich nicht mit heißer Liebe sie lieben
die Doppelliebige? -- Und dann, -- das Licht das nie¬
dersteigt ins Dunkel einsam drinn zu spielen; -- und
der Einsamkeit Odem einbläset, und der Erde Kräfte
nährt und tränkt, die dann den Geist umspielen daß
er im verschlossenen Dunkel seiner Selbst, des Lichtes

jeder Blick ſoll ewig währen, das ſagt eine innere
Stimme. Alles was mich entzückt in der Natur,
dem ſchwör ich ewige Treue, der Lüfte Liebkoſungen,
wie könnt ich ihnen den heißen Athem weigern, der
heiß nur iſt um in der Lüfte Liebe ſich zu kühlen. Die
klaren ſchwankenden Wäſſer, wie ſollt ich ihnen nicht
vertrauen die mich tragen, ruhig gebettet, auf ewig re¬
gem Leben wie die Liebe das Geliebte trägt, und die
ſanfte weiche Erde, wie ſollten die Sinne ihr ſich ab¬
wenden die keine Regung ungeboren läſſet, jeden Keim
in die Lüfte trägt, und Flügel giebt, heimlich in die
Wiege alles Geſchaffnen, die der Geiſt mächtig zum
Himmel einſt entfalte wenn er gereift iſt durch ihre
Spende — ſie die himmliſche Erde, — auf der frohlockend ſich
alles Leben tummelt und alles trägt im Buſen und über
ihm, — die ſie auf ſich herumtrapplen läßt all die Leben¬
digen, — und giebt ihnen die Milch ihrer Kräuter und
Früchte die in ſo großer Fülle aus dem Buſen ihr
ſpringen, — ja wie ſollt ich nicht mit heißer Liebe ſie lieben
die Doppelliebige? — Und dann, — das Licht das nie¬
derſteigt ins Dunkel einſam drinn zu ſpielen; — und
der Einſamkeit Odem einbläſet, und der Erde Kräfte
nährt und tränkt, die dann den Geiſt umſpielen daß
er im verſchloſſenen Dunkel ſeiner Selbſt, des Lichtes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0324" n="308"/>
jeder Blick &#x017F;oll ewig währen, das &#x017F;agt eine innere<lb/>
Stimme. Alles was mich entzückt in der Natur,<lb/>
dem &#x017F;chwör ich ewige Treue, der Lüfte Liebko&#x017F;ungen,<lb/>
wie könnt ich ihnen den heißen Athem weigern, der<lb/>
heiß nur i&#x017F;t um in der Lüfte Liebe &#x017F;ich zu kühlen. Die<lb/>
klaren &#x017F;chwankenden Wä&#x017F;&#x017F;er, wie &#x017F;ollt ich ihnen nicht<lb/>
vertrauen die mich tragen, ruhig gebettet, auf ewig re¬<lb/>
gem Leben wie die Liebe das Geliebte trägt, und die<lb/>
&#x017F;anfte weiche Erde, wie &#x017F;ollten die Sinne ihr &#x017F;ich ab¬<lb/>
wenden die keine Regung ungeboren lä&#x017F;&#x017F;et, jeden Keim<lb/>
in die Lüfte trägt, und Flügel giebt, heimlich in die<lb/>
Wiege alles Ge&#x017F;chaffnen, die der Gei&#x017F;t mächtig zum<lb/>
Himmel ein&#x017F;t entfalte wenn er gereift i&#x017F;t durch ihre<lb/>
Spende &#x2014; &#x017F;ie die himmli&#x017F;che Erde, &#x2014; auf der frohlockend &#x017F;ich<lb/>
alles Leben tummelt und alles trägt im Bu&#x017F;en und über<lb/>
ihm, &#x2014; die &#x017F;ie auf &#x017F;ich herumtrapplen läßt all die Leben¬<lb/>
digen, &#x2014; und giebt ihnen die Milch ihrer Kräuter und<lb/>
Früchte die in &#x017F;o großer Fülle aus dem Bu&#x017F;en ihr<lb/>
&#x017F;pringen, &#x2014; ja wie &#x017F;ollt ich nicht mit heißer Liebe &#x017F;ie lieben<lb/>
die Doppelliebige? &#x2014; Und dann, &#x2014; das Licht das nie¬<lb/>
der&#x017F;teigt ins Dunkel ein&#x017F;am drinn zu &#x017F;pielen; &#x2014; und<lb/>
der Ein&#x017F;amkeit Odem einblä&#x017F;et, und der Erde Kräfte<lb/>
nährt und tränkt, die dann den Gei&#x017F;t um&#x017F;pielen daß<lb/>
er im ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Dunkel &#x017F;einer Selb&#x017F;t, des Lichtes<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0324] jeder Blick ſoll ewig währen, das ſagt eine innere Stimme. Alles was mich entzückt in der Natur, dem ſchwör ich ewige Treue, der Lüfte Liebkoſungen, wie könnt ich ihnen den heißen Athem weigern, der heiß nur iſt um in der Lüfte Liebe ſich zu kühlen. Die klaren ſchwankenden Wäſſer, wie ſollt ich ihnen nicht vertrauen die mich tragen, ruhig gebettet, auf ewig re¬ gem Leben wie die Liebe das Geliebte trägt, und die ſanfte weiche Erde, wie ſollten die Sinne ihr ſich ab¬ wenden die keine Regung ungeboren läſſet, jeden Keim in die Lüfte trägt, und Flügel giebt, heimlich in die Wiege alles Geſchaffnen, die der Geiſt mächtig zum Himmel einſt entfalte wenn er gereift iſt durch ihre Spende — ſie die himmliſche Erde, — auf der frohlockend ſich alles Leben tummelt und alles trägt im Buſen und über ihm, — die ſie auf ſich herumtrapplen läßt all die Leben¬ digen, — und giebt ihnen die Milch ihrer Kräuter und Früchte die in ſo großer Fülle aus dem Buſen ihr ſpringen, — ja wie ſollt ich nicht mit heißer Liebe ſie lieben die Doppelliebige? — Und dann, — das Licht das nie¬ derſteigt ins Dunkel einſam drinn zu ſpielen; — und der Einſamkeit Odem einbläſet, und der Erde Kräfte nährt und tränkt, die dann den Geiſt umſpielen daß er im verſchloſſenen Dunkel ſeiner Selbſt, des Lichtes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/324
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/324>, abgerufen am 22.11.2024.