Emigrantenpolitik zusammenhielt, um Recht gegen Dich zu behalten.
Jetzt muß ich auf die alte Wart, es ist Neumond, ich muß sehen wie er seine stumme verzauberte Silber¬ welt anstrahlt. Die Meline schläft schon, ich steig zum Schlafzimmer-Fenster hinaus auf dem Berg. -- Heut war Speisemahl bei Savigny da erzählten die Profes¬ soren von der Spitzbubenbande die schon mehrmals ein¬ gebrochen hat in unserer Nachbarschaft, die Spitzbuben könnten sich da oben auf der Wart verstecken, -- ich fürcht mich, aber grad weil ich mich fürcht so muß ich hinauf. -- Die Menschen fürchten sich auch vor der Unsterblichkeit.
Am Sonntag.
Ich bin gestern noch droben gewesen; beim Auf¬ steigen große Angst vor Nichts, oben himmlische große Befreiungsluft, -- Stille -- allumfassende, -- tief schlum¬ mernd alles umher. -- Ruhe und Freiheit winkten alle Sterne! -- so einsam so sicher! -- so muß Ei¬ nem sein der das Leben abgeschüttelt hat, -- unter¬ wegs schreckten mich ein Kohlstrunk und ein krum¬ mer Ast, ich wußt daß es nichts war und fürchtete mich doch. So weiß der innerliche Mensch daß alle
Emigrantenpolitik zuſammenhielt, um Recht gegen Dich zu behalten.
Jetzt muß ich auf die alte Wart, es iſt Neumond, ich muß ſehen wie er ſeine ſtumme verzauberte Silber¬ welt anſtrahlt. Die Meline ſchläft ſchon, ich ſteig zum Schlafzimmer-Fenſter hinaus auf dem Berg. — Heut war Speiſemahl bei Savigny da erzählten die Profeſ¬ ſoren von der Spitzbubenbande die ſchon mehrmals ein¬ gebrochen hat in unſerer Nachbarſchaft, die Spitzbuben könnten ſich da oben auf der Wart verſtecken, — ich fürcht mich, aber grad weil ich mich fürcht ſo muß ich hinauf. — Die Menſchen fürchten ſich auch vor der Unſterblichkeit.
Am Sonntag.
Ich bin geſtern noch droben geweſen; beim Auf¬ ſteigen große Angſt vor Nichts, oben himmliſche große Befreiungsluft, — Stille — allumfaſſende, — tief ſchlum¬ mernd alles umher. — Ruhe und Freiheit winkten alle Sterne! — ſo einſam ſo ſicher! — ſo muß Ei¬ nem ſein der das Leben abgeſchüttelt hat, — unter¬ wegs ſchreckten mich ein Kohlſtrunk und ein krum¬ mer Aſt, ich wußt daß es nichts war und fürchtete mich doch. So weiß der innerliche Menſch daß alle
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Emigrantenpolitik zuſammenhielt, um Recht gegen Dich
zu behalten.
Jetzt muß ich auf die alte Wart, es iſt Neumond,
ich muß ſehen wie er ſeine ſtumme verzauberte Silber¬
welt anſtrahlt. Die Meline ſchläft ſchon, ich ſteig zum
Schlafzimmer-Fenſter hinaus auf dem Berg. — Heut
war Speiſemahl bei Savigny da erzählten die Profeſ¬
ſoren von der Spitzbubenbande die ſchon mehrmals ein¬
gebrochen hat in unſerer Nachbarſchaft, die Spitzbuben
könnten ſich da oben auf der Wart verſtecken, — ich
fürcht mich, aber grad weil ich mich fürcht ſo muß ich
hinauf. — Die Menſchen fürchten ſich auch vor der
Unſterblichkeit.
Am Sonntag.
Ich bin geſtern noch droben geweſen; beim Auf¬
ſteigen große Angſt vor Nichts, oben himmliſche große
Befreiungsluft, — Stille — allumfaſſende, — tief ſchlum¬
mernd alles umher. — Ruhe und Freiheit winkten
alle Sterne! — ſo einſam ſo ſicher! — ſo muß Ei¬
nem ſein der das Leben abgeſchüttelt hat, — unter¬
wegs ſchreckten mich ein Kohlſtrunk und ein krum¬
mer Aſt, ich wußt daß es nichts war und fürchtete
mich doch. So weiß der innerliche Menſch daß alle
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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