Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

sen, jede Berührung mit des andern Geist sei blos
Seelenwachsthum, so wie alles Reizerweckende blos sei
wie das Erwecken und Entfalten des Pflanzenlebens. --
Der Menschengeist bereite sich auf die jüngste Stufe der
Natur, auf die der Pflanze, während der Leib auf der
letzten stehe, auf der des Thieres, der Leib ersterbe, aber
im Geisterreich sei des Geistes erste Metamorphose die
Pflanzenwelt. -- Du meintest da, ich sei zerstreut und
höre auf die Waldhörner am Ufer, nun hörst Du daß ich
doppelte Ohren hab, und daß ich alles nicht allein für
mich gehört hab, sondern auch für Dich, denn Du hast
es vielleicht schon vergessen. -- Du sagtest Du liebst
Dich selbst in mir; so lieb Dich doch auch selbst im Cle¬
mens; -- ich weiß nicht was ich Dir all sagen möcht. --
Erzieh Dir ihn doch wie Du ihn haben willst, wie Du
fühlst daß er sein müßte um Dich nicht zu kränken, zu
eben dem Leben das Du ihm der Idee nach zumuthest,
es ist gewiß das wahre, was ihm zukommt, und Du
selbst sagst ja damit, daß Du ihn der Idee nach höher
stellst wie die andern, diese Idee ist ja doch der eigent¬
liche Wirkliche, und denk doch an die andern die Du
der Idee nach gar nicht wohin stellen kannst, sondern
mußt sie lassen was sie sind. Und wenn Du einen

Spiel¬

ſen, jede Berührung mit des andern Geiſt ſei blos
Seelenwachsthum, ſo wie alles Reizerweckende blos ſei
wie das Erwecken und Entfalten des Pflanzenlebens. —
Der Menſchengeiſt bereite ſich auf die jüngſte Stufe der
Natur, auf die der Pflanze, während der Leib auf der
letzten ſtehe, auf der des Thieres, der Leib erſterbe, aber
im Geiſterreich ſei des Geiſtes erſte Metamorphoſe die
Pflanzenwelt. — Du meinteſt da, ich ſei zerſtreut und
höre auf die Waldhörner am Ufer, nun hörſt Du daß ich
doppelte Ohren hab, und daß ich alles nicht allein für
mich gehört hab, ſondern auch für Dich, denn Du haſt
es vielleicht ſchon vergeſſen. — Du ſagteſt Du liebſt
Dich ſelbſt in mir; ſo lieb Dich doch auch ſelbſt im Cle¬
mens; — ich weiß nicht was ich Dir all ſagen möcht. —
Erzieh Dir ihn doch wie Du ihn haben willſt, wie Du
fühlſt daß er ſein müßte um Dich nicht zu kränken, zu
eben dem Leben das Du ihm der Idee nach zumutheſt,
es iſt gewiß das wahre, was ihm zukommt, und Du
ſelbſt ſagſt ja damit, daß Du ihn der Idee nach höher
ſtellſt wie die andern, dieſe Idee iſt ja doch der eigent¬
liche Wirkliche, und denk doch an die andern die Du
der Idee nach gar nicht wohin ſtellen kannſt, ſondern
mußt ſie laſſen was ſie ſind. Und wenn Du einen

Spiel¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0206" n="192"/>
&#x017F;en, jede Berührung mit des andern Gei&#x017F;t &#x017F;ei blos<lb/>
Seelenwachsthum, &#x017F;o wie alles Reizerweckende blos &#x017F;ei<lb/>
wie das Erwecken und Entfalten des Pflanzenlebens. &#x2014;<lb/>
Der Men&#x017F;chengei&#x017F;t bereite &#x017F;ich auf die jüng&#x017F;te Stufe der<lb/>
Natur, auf die der Pflanze, während der Leib auf der<lb/>
letzten &#x017F;tehe, auf der des Thieres, der Leib er&#x017F;terbe, aber<lb/>
im Gei&#x017F;terreich &#x017F;ei des Gei&#x017F;tes er&#x017F;te Metamorpho&#x017F;e die<lb/>
Pflanzenwelt. &#x2014; Du meinte&#x017F;t da, ich &#x017F;ei zer&#x017F;treut und<lb/>
höre auf die Waldhörner am Ufer, nun hör&#x017F;t Du daß ich<lb/>
doppelte Ohren hab, und daß ich alles nicht allein für<lb/>
mich gehört hab, &#x017F;ondern auch für Dich, denn Du ha&#x017F;t<lb/>
es vielleicht &#x017F;chon verge&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; Du &#x017F;agte&#x017F;t Du lieb&#x017F;t<lb/>
Dich &#x017F;elb&#x017F;t in mir; &#x017F;o lieb Dich doch auch &#x017F;elb&#x017F;t im Cle¬<lb/>
mens; &#x2014; ich weiß nicht was ich Dir all &#x017F;agen möcht. &#x2014;<lb/>
Erzieh Dir ihn doch wie Du ihn haben will&#x017F;t, wie Du<lb/>
fühl&#x017F;t daß er &#x017F;ein müßte um Dich nicht zu kränken, zu<lb/>
eben dem Leben das Du ihm der Idee nach zumuthe&#x017F;t,<lb/>
es i&#x017F;t gewiß das wahre, was ihm zukommt, und Du<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ag&#x017F;t ja damit, daß Du ihn der Idee nach höher<lb/>
&#x017F;tell&#x017F;t wie die andern, die&#x017F;e Idee i&#x017F;t ja doch der eigent¬<lb/>
liche Wirkliche, und denk doch an die andern die Du<lb/>
der Idee nach gar nicht wohin &#x017F;tellen kann&#x017F;t, &#x017F;ondern<lb/>
mußt &#x017F;ie la&#x017F;&#x017F;en was &#x017F;ie &#x017F;ind. Und wenn Du einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Spiel¬<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0206] ſen, jede Berührung mit des andern Geiſt ſei blos Seelenwachsthum, ſo wie alles Reizerweckende blos ſei wie das Erwecken und Entfalten des Pflanzenlebens. — Der Menſchengeiſt bereite ſich auf die jüngſte Stufe der Natur, auf die der Pflanze, während der Leib auf der letzten ſtehe, auf der des Thieres, der Leib erſterbe, aber im Geiſterreich ſei des Geiſtes erſte Metamorphoſe die Pflanzenwelt. — Du meinteſt da, ich ſei zerſtreut und höre auf die Waldhörner am Ufer, nun hörſt Du daß ich doppelte Ohren hab, und daß ich alles nicht allein für mich gehört hab, ſondern auch für Dich, denn Du haſt es vielleicht ſchon vergeſſen. — Du ſagteſt Du liebſt Dich ſelbſt in mir; ſo lieb Dich doch auch ſelbſt im Cle¬ mens; — ich weiß nicht was ich Dir all ſagen möcht. — Erzieh Dir ihn doch wie Du ihn haben willſt, wie Du fühlſt daß er ſein müßte um Dich nicht zu kränken, zu eben dem Leben das Du ihm der Idee nach zumutheſt, es iſt gewiß das wahre, was ihm zukommt, und Du ſelbſt ſagſt ja damit, daß Du ihn der Idee nach höher ſtellſt wie die andern, dieſe Idee iſt ja doch der eigent¬ liche Wirkliche, und denk doch an die andern die Du der Idee nach gar nicht wohin ſtellen kannſt, ſondern mußt ſie laſſen was ſie ſind. Und wenn Du einen Spiel¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/206
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/206>, abgerufen am 24.11.2024.