kel," -- und der Zweite? -- "der schlägt ganz nach mir der hat für nichts Sinn wie für die Mathematik und hält sich so apart." -- Wie ist denn der Dritte gleicht der Euch auch? -- "Der ist noch ein klein Jüngelchen aber er verläugnet den Großvater nicht, und die Töch¬ ter sind schon so hülfreich die eine ist dreizehn und die andre elf Jahr, aber sie sorgen fürs Haus und für die Kleidung." -- Das waren alles gewöhnliche Reden, aber wie erfüllt von Herzlichkeit -- ganz wie die Na¬ tur mit Enthusiasmus Sorg und Plage tragend. -- Er war früher blos Lehrer der Mathematik, und lehrte in Gießen, in Marburg die Studenten, und in der Ferien¬ zeit ging er nach Haus zu den Seinen. -- Zwei Söhne, und eine Tochter verheirathet; seine Tochter starb nachdem sie ihren Mann begraben hatte den sie sehr liebte, und ließ die fünf Kinder zurück. -- Der alte Ephraim konnt keinen andern Erwerbszweig ergreifen sie zu ernähren, als an den er von Jugend gewohnt war, der seine Lei¬ denschaft ist -- worüber er so manches Schmerzliche hat vergessen, sagte er, -- so ist er denn auf dem Heimweg in den Ferien, in den nächsten Orten herumgeschlendert und hat alte Kleider eingehandelt um die seinen Enkeln mitzubringen, denn sie neu zu kleiden dazu wollte sein Erwerb nicht hinreichen. Nach und nach hat sich der
kel,“ — und der Zweite? — „der ſchlägt ganz nach mir der hat für nichts Sinn wie für die Mathematik und hält ſich ſo apart.“ — Wie iſt denn der Dritte gleicht der Euch auch? — „Der iſt noch ein klein Jüngelchen aber er verläugnet den Großvater nicht, und die Töch¬ ter ſind ſchon ſo hülfreich die eine iſt dreizehn und die andre elf Jahr, aber ſie ſorgen fürs Haus und für die Kleidung.“ — Das waren alles gewöhnliche Reden, aber wie erfüllt von Herzlichkeit — ganz wie die Na¬ tur mit Enthuſiasmus Sorg und Plage tragend. — Er war früher blos Lehrer der Mathematik, und lehrte in Gießen, in Marburg die Studenten, und in der Ferien¬ zeit ging er nach Haus zu den Seinen. — Zwei Söhne, und eine Tochter verheirathet; ſeine Tochter ſtarb nachdem ſie ihren Mann begraben hatte den ſie ſehr liebte, und ließ die fünf Kinder zurück. — Der alte Ephraim konnt keinen andern Erwerbszweig ergreifen ſie zu ernähren, als an den er von Jugend gewohnt war, der ſeine Lei¬ denſchaft iſt — worüber er ſo manches Schmerzliche hat vergeſſen, ſagte er, — ſo iſt er denn auf dem Heimweg in den Ferien, in den nächſten Orten herumgeſchlendert und hat alte Kleider eingehandelt um die ſeinen Enkeln mitzubringen, denn ſie neu zu kleiden dazu wollte ſein Erwerb nicht hinreichen. Nach und nach hat ſich der
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kel,“ — und der Zweite? — „der ſchlägt ganz nach mir
der hat für nichts Sinn wie für die Mathematik und
hält ſich ſo apart.“ — Wie iſt denn der Dritte gleicht
der Euch auch? — „Der iſt noch ein klein Jüngelchen
aber er verläugnet den Großvater nicht, und die Töch¬
ter ſind ſchon ſo hülfreich die eine iſt dreizehn und die
andre elf Jahr, aber ſie ſorgen fürs Haus und für die
Kleidung.“ — Das waren alles gewöhnliche Reden,
aber wie erfüllt von Herzlichkeit — ganz wie die Na¬
tur mit Enthuſiasmus Sorg und Plage tragend. — Er
war früher blos Lehrer der Mathematik, und lehrte in
Gießen, in Marburg die Studenten, und in der Ferien¬
zeit ging er nach Haus zu den Seinen. — Zwei Söhne,
und eine Tochter verheirathet; ſeine Tochter ſtarb nachdem
ſie ihren Mann begraben hatte den ſie ſehr liebte, und
ließ die fünf Kinder zurück. — Der alte Ephraim konnt
keinen andern Erwerbszweig ergreifen ſie zu ernähren,
als an den er von Jugend gewohnt war, der ſeine Lei¬
denſchaft iſt — worüber er ſo manches Schmerzliche hat
vergeſſen, ſagte er, — ſo iſt er denn auf dem Heimweg
in den Ferien, in den nächſten Orten herumgeſchlendert
und hat alte Kleider eingehandelt um die ſeinen Enkeln
mitzubringen, denn ſie neu zu kleiden dazu wollte ſein
Erwerb nicht hinreichen. Nach und nach hat ſich der
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/223>, abgerufen am 21.11.2024.
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