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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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Clemens von beseeligtem Humor, die Witze echapierten
ihm, wie wenn ein Feuerwerk ihm in der Tasche sich ent¬
zündet hätt, jeden Augenblick flog eine Rakete auf, bis
endlich das Puppenspiel ihn übermannte wo er vor La¬
chen nicht mehr witzig sein konnt.

Gestern wanderten wir durch die Judengasse, es
liefen so viel sonderbare Gestalten herum und verschwan¬
den wieder daß man an Geister glauben muß, es ward
schon dämmerig, und ich bat daß wir nach Haus ge¬
hen wollten, der Clemens rief immer seh den, seh da,
seh dort wie der aussieht, und es war als liefen sie mir
alle nach, ich war sehr froh als wir zu Haus waren.

Leb wohl, es ist mir nicht geheuer hier daß Du
nicht da bist wo ich mich erholen kann, wo ich zu mir
selbst komme; es ist mir so fremd. --

Bettine.

An die Bettine.

Liebe Bettine, so wie Dein Brief anfängt mit den
tausend Grüßen von Clemens so beantworte sie ihm
doch auch in meinem Namen, es thut mir auch recht
leid daß ich nicht mit Euch bin, allein die Luft und die
Trauben thun meinen Augen so gut, und ist mir wohl¬

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Clemens von beſeeligtem Humor, die Witze echapierten
ihm, wie wenn ein Feuerwerk ihm in der Taſche ſich ent¬
zündet hätt, jeden Augenblick flog eine Rakete auf, bis
endlich das Puppenſpiel ihn übermannte wo er vor La¬
chen nicht mehr witzig ſein konnt.

Geſtern wanderten wir durch die Judengaſſe, es
liefen ſo viel ſonderbare Geſtalten herum und verſchwan¬
den wieder daß man an Geiſter glauben muß, es ward
ſchon dämmerig, und ich bat daß wir nach Haus ge¬
hen wollten, der Clemens rief immer ſeh den, ſeh da,
ſeh dort wie der ausſieht, und es war als liefen ſie mir
alle nach, ich war ſehr froh als wir zu Haus waren.

Leb wohl, es iſt mir nicht geheuer hier daß Du
nicht da biſt wo ich mich erholen kann, wo ich zu mir
ſelbſt komme; es iſt mir ſo fremd. —

Bettine.

An die Bettine.

Liebe Bettine, ſo wie Dein Brief anfängt mit den
tauſend Grüßen von Clemens ſo beantworte ſie ihm
doch auch in meinem Namen, es thut mir auch recht
leid daß ich nicht mit Euch bin, allein die Luft und die
Trauben thun meinen Augen ſo gut, und iſt mir wohl¬

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[9/0023] Clemens von beſeeligtem Humor, die Witze echapierten ihm, wie wenn ein Feuerwerk ihm in der Taſche ſich ent¬ zündet hätt, jeden Augenblick flog eine Rakete auf, bis endlich das Puppenſpiel ihn übermannte wo er vor La¬ chen nicht mehr witzig ſein konnt. Geſtern wanderten wir durch die Judengaſſe, es liefen ſo viel ſonderbare Geſtalten herum und verſchwan¬ den wieder daß man an Geiſter glauben muß, es ward ſchon dämmerig, und ich bat daß wir nach Haus ge¬ hen wollten, der Clemens rief immer ſeh den, ſeh da, ſeh dort wie der ausſieht, und es war als liefen ſie mir alle nach, ich war ſehr froh als wir zu Haus waren. Leb wohl, es iſt mir nicht geheuer hier daß Du nicht da biſt wo ich mich erholen kann, wo ich zu mir ſelbſt komme; es iſt mir ſo fremd. — Bettine. An die Bettine. Liebe Bettine, ſo wie Dein Brief anfängt mit den tauſend Grüßen von Clemens ſo beantworte ſie ihm doch auch in meinem Namen, es thut mir auch recht leid daß ich nicht mit Euch bin, allein die Luft und die Trauben thun meinen Augen ſo gut, und iſt mir wohl¬ 1**

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/23>, abgerufen am 21.11.2024.