Dich zu erinnern daß es nur ein Traum sei, aber dies war eben worüber Du untröstlich warst. Du meintest, nicht im Traum sei Dirs gegönnt das auszuführen was in Deiner Seele spreche, vielmehr noch verzweifeltest Du an der Wirklichkeit. Damals in der Nacht habe ich gescherzt um Dich ein wenig zu trösten, aber heute fühl ich mich bewogen jene Frage, ob es nicht ein Verlust sei, nicht zusammen mit jenem Helden im Traum gestorben zu sein, wieder aufzunehmen; ja es war ein Verlust, denn das Erwachen, das Fortleben nach so bestandner Prü¬ fung Deiner tiefen inneren Anlagen die ja doch so selten in der Wirklichkeit sich bewähren und bestätigen, mußte Dir ein Triumph sein, einen Genuß gewähren, wenn es auch nur im Traum war; denn im Traum scheitert die edelste Überzeugung wie oft. -- Und ich stimme mit Dir ein, daß es ein Streich war den Dir Dein Dämon spielte, aber ein Weisheitsstreich; -- wärst Du befriedigt worden im Traum, so wär Deine Sehnsucht das Große gethan zu haben vielleicht auch befriedigt. Und was konnte daraus hervorgehen für Dich? -- vielleicht jene nachlässige Zuversicht in Dich selber, was Savigny al¬ lenfalls Hochmuth nennen würde? -- nein das wohl nicht, aber doch würde die Spannung wahrscheinlich nicht geblieben sein, die jetzt, ich wollt es wetten, bei
Dich zu erinnern daß es nur ein Traum ſei, aber dies war eben worüber Du untröſtlich warſt. Du meinteſt, nicht im Traum ſei Dirs gegönnt das auszuführen was in Deiner Seele ſpreche, vielmehr noch verzweifelteſt Du an der Wirklichkeit. Damals in der Nacht habe ich geſcherzt um Dich ein wenig zu tröſten, aber heute fühl ich mich bewogen jene Frage, ob es nicht ein Verluſt ſei, nicht zuſammen mit jenem Helden im Traum geſtorben zu ſein, wieder aufzunehmen; ja es war ein Verluſt, denn das Erwachen, das Fortleben nach ſo beſtandner Prü¬ fung Deiner tiefen inneren Anlagen die ja doch ſo ſelten in der Wirklichkeit ſich bewähren und beſtätigen, mußte Dir ein Triumph ſein, einen Genuß gewähren, wenn es auch nur im Traum war; denn im Traum ſcheitert die edelſte Überzeugung wie oft. — Und ich ſtimme mit Dir ein, daß es ein Streich war den Dir Dein Dämon ſpielte, aber ein Weisheitsſtreich; — wärſt Du befriedigt worden im Traum, ſo wär Deine Sehnſucht das Große gethan zu haben vielleicht auch befriedigt. Und was konnte daraus hervorgehen für Dich? — vielleicht jene nachläſſige Zuverſicht in Dich ſelber, was Savigny al¬ lenfalls Hochmuth nennen würde? — nein das wohl nicht, aber doch würde die Spannung wahrſcheinlich nicht geblieben ſein, die jetzt, ich wollt es wetten, bei
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Dich zu erinnern daß es nur ein Traum ſei, aber dies
war eben worüber Du untröſtlich warſt. Du meinteſt,
nicht im Traum ſei Dirs gegönnt das auszuführen was
in Deiner Seele ſpreche, vielmehr noch verzweifelteſt Du
an der Wirklichkeit. Damals in der Nacht habe ich
geſcherzt um Dich ein wenig zu tröſten, aber heute fühl
ich mich bewogen jene Frage, ob es nicht ein Verluſt ſei,
nicht zuſammen mit jenem Helden im Traum geſtorben zu
ſein, wieder aufzunehmen; ja es war ein Verluſt, denn
das Erwachen, das Fortleben nach ſo beſtandner Prü¬
fung Deiner tiefen inneren Anlagen die ja doch ſo ſelten
in der Wirklichkeit ſich bewähren und beſtätigen, mußte
Dir ein Triumph ſein, einen Genuß gewähren, wenn es
auch nur im Traum war; denn im Traum ſcheitert die
edelſte Überzeugung wie oft. — Und ich ſtimme mit
Dir ein, daß es ein Streich war den Dir Dein Dämon
ſpielte, aber ein Weisheitsſtreich; — wärſt Du befriedigt
worden im Traum, ſo wär Deine Sehnſucht das Große
gethan zu haben vielleicht auch befriedigt. Und was
konnte daraus hervorgehen für Dich? — vielleicht jene
nachläſſige Zuverſicht in Dich ſelber, was Savigny al¬
lenfalls Hochmuth nennen würde? — nein das wohl
nicht, aber doch würde die Spannung wahrſcheinlich
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/288>, abgerufen am 24.11.2024.
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